Immer wieder vergehen Kometen über der Sonne. Was genau dabei geschieht, haben amerikanische und schottische Forscher erstmals beobachten können. Indem der von ihnen studierte Komet durch die Korona der Sonne raste, zerfiel er in eine Reihe größerer Brocken, die sich rasch auflösten und dabei extrem kurzwelliges Licht aussandten.
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© NASA / SOHO

Binnen zehn Minuten habe sich auf diese Weise Kometenmaterial mit einer Masse von einigen zehntausend Tonnen regelrecht verflüchtigt, schätzen die Astrophysiker um Carolus Schrijver von der Firma Lockheed Martin. Dies entspreche einem Durchmesser von 10 bis 50 Meter für den eigentlichen Kometenkern, schreibt die Gruppe im Magazin Science.

Der Komet mit der Bezeichnung C/2011 N3 war am 6. Juli letzten Jahres aufgefallen, als er in den Blick mehrerer Sonnenobservatorien geriet. Zwar hat das Sonnenobservatorium SOHO in 15 Jahren Dienstzeit rund 2.000 Annäherungen von Kometen an die Sonne beobachtet. In diesem Fall wurde das Ereignis aber auch von dem Solar Dynamics Observatory (SDO) und von den Zwillingssonden der STEREO-Mission erfasst.

Auf Basis der Daten von gleich vier Sonden konnten Schrijver und Kollegen im Detail rekonstruieren, wie der Komet mit gut 600 Kilometern pro Sekunde durch die Sonnenkorona rauschte. Das Objekt kam demnach bis auf 100.000 Kilometer an die Oberfläche der Sonne heran, bevor es vollständig zerfiel. Schon zehn Minuten zuvor begannen sich größere Trümmerstücke in unregelmäßiger Folge von ihm zu lösen. Diese Trümmer wurden allmählich langsamer und bildeten so eine Art Schweif, der zeitweise eine Länge von mehr als 10.000 Kilometer erreichte. Und während sie ultraviolette Strahlung mit Wellenlängen zwischen 100 und 200 Nanometer aussandten, erschien der Kometenkern mit seiner dichten Gashülle - zumindest anfänglich - als dunkler Fleck vor der Sonne.

Seiner Bahn nach zu urteilen, gehörte C/2011 N3 zu den Kometen der Kreutz-Gruppe. Diese sehr zahlreichen Kometen gehen wahrscheinlich auf einen viele Kilometer großen Himmelskörper zurück, der vor einigen Jahrtausenden zerfallen ist. Die Größe der nun beobachteten Trümmerteile könnte der Größe jener Bausteine entsprechen, aus denen dieser Himmelskörper und auch die ursprünglichen Kometen im Sonnensystem bestanden, vermuten Schrijver und Kollegen.

Forschung: Carolus J. Schrijver, Lockheed Martin Advanced Technology Center, Palo Alto; John C. Brown, School of Physics and Astronomy, University of Glasgow, Glasgow; William D. Pesnell, NASA Goddard Space Flight Center, Greenbelt; und andere

Veröffentlichung Science, Vol. 335, 20. Januar 2012, pp 324 - 8, DOI 10.1126/science.1211688