Die Gasversorgung wird in einigen süddeutschen Städten knapp. Bei Karlsruhe mussten Schulen und Schwimmbäder geschlossen werden.

Die Energieversorgung in Süddeutschland hat sich deutlich verschlechtert. Weil zuwenig russisches Erdgas über Österreich nach Deutschland fließt, wurden nach Informationen von Welt Online vielerorts bereits Industriekunden aufgefordert, ihre Kessel abzustellen oder auf einen anderen Brennstoff umzustellen. In einigen Gemeinden wurde auch Bürger aufgefordert, ihre Heizungen zu drosseln.

Die Stadtwerke Ettlingen bei Karlsruhe mussten beispielsweise bereits die Heizungen in den örtlichen Schulen, im Hallenbad und im eigenen Verwaltungsgebäude drosseln. Auch Industriekunden erhielten kein Gas mehr.

Die Stadtwerke Schramberg im Mittleren Schwarzwald forderten die rund 21.200 Bürger der Stadt auf, ihre Heizungen zu drosseln: „Wir müssen unsere Kunden bitten, trotz der extremen Kälte die Raumtemperatur etwas abzusenken“, sagt Geschäftsführer Peter Kälble.

„Diese Bitte geht auch an die hiesigen Industrie- und Gewerbebetriebe.“ Durch diese Maßnahme reduziere sich der Gasverbrauch, was „zu einer leichten Entspannung führen soll“. Laut Stadtwerke-Chef sei die Versorgung „nicht unsicher, aber sie ist angespannt.“

Vier Kraftwerke gehen vom Netz

Wie ein Sprecher des Pipeline-Betreibers Open Grid Europe auf Nachfrage von Welt Online sagte, kommt am Bayerischen Gas-Übergangspunkt Waidhaus derzeit 25 bis 30 Prozent weniger Erdgas an. Grund sei möglicherweise erhöhter Eigenverbrauch in Russland. Zugleich sei die Nachfrage nach dem Brennstoff besonders hoch.

Erdgas-Speicher befänden sich vor allem in Norddeutschland. Das Problem seien vor allem überlastete Pipeline-Kapazitäten zwischen Nord- und Süddeutschland.

Der Open-Grid-Europe-Sprecher sagte weiter, man habe bereits "vier Kraftwerke im süddeutschen Raum vom Netz genommen". Es handele sich dabei um Kraftwerke, die mit dem Pipeline-Betreiber "unterbrechbare Lieferverträge" abgeschlossen hätten. Darunter befinde sich auch der Block 4 des Karlsruher Rhein-Dampf-Kraftwerks RDK4.

Auch Stromnetz gerät unter Druck

Die Probleme in der Gasversorgung könnten auch die angespannte Situation im süddeutschen Stromnetz weiter belasten. In Karlsruhe musste das Gaskraftwerk RDK4 der EnBW AG bereits seinen Betrieb mangels Brennstoff einstellen. Nach Auskunft des Netzbetreibers Tennet wurden am Donnerstag zum zweiten Tag in Folge Reservekraftwerke in Österreich und in Deutschland hochgefahren, um das Netz stabil zu halten. Auch für Morgen sei bereits eine „Kaltreseserve“ von 600 Megawatt angefordert worden.

Eine Sprecherin des Netzbetreibers sagte, man erwarte nur ein geringes Windkraft-Aufkommen. Zugleich falle die Fotovoltaik-Leistung dann aus. Der Markt frage zudem derzeit große Strommengen für den Export nach Frankreich nach.

Weil in Frankreich besonders viele Haushalte mit Strom beheizt werden, kann das Land seinen Elektrizitätsbedarf derzeit nicht mehr allein decken. Die Marktpreise für Elektrizität sind deswegen in den vergangenen Tagen rasant gestiegen, was den Export nach Frankreich besonders attraktiv mache.