brustkrebs
© picture allianceJe früher eine anormale Gewebeverdichtung oder ein Knoten durch das Mammographie-Screening in der Brust entdeckt wird, desto größer sind die Heilungschancen
Insgesamt erwarten die Wissenschaftler im Jahr 2012 knapp 1,3 Millionen Krebstote in der Europäischen Union. Das sind in absoluten Zahlen zwar mehr als vor fünf Jahren, rechnet man jedoch die heute längere Lebenserwartung mit ein, haben die Todesfälle durch Krebs seit 2007 europaweit abgenommen.

Oxford. In Deutschland werden einer Analyse zufolge in diesem Jahr mehr Frauen an Brustkrebs sterben als in anderen europäischen Ländern. Die Zahl der Brustkrebsopfer geht aber zurück, wenn auch etwas weniger als EU-weit, wie ein Forscherteam im Fachmagazin Annals of Oncology berichtet. Insgesamt erwarten die Wissenschaftler im Jahr 2012 knapp 1,3 Millionen Krebstote in der Europäischen Union. Das sind in absoluten Zahlen zwar mehr als vor fünf Jahren, rechnet man jedoch die heute längere Lebenserwartung mit ein, haben die Todesfälle durch Krebs seit 2007 europaweit abgenommen.

„Die höchsten Brustkrebs-Todesraten haben wir in Deutschland ermittelt, hier sind 16,5 Frauen von 100.000 betroffen“, schreiben Matteo Malvezzi von der Universität von Mailand und seine Kollegen. Der Durchschnitt in der EU liege bei 14,9 von 100.000. Insgesamt habe man aber in den vergangenen fünf Jahren einen deutlichen Rückgang der Brustkrebs-Todesfälle um neun Prozent festgestellt. In Deutschland ging die Brustkrebs-Sterblichkeit um 7,5 Prozent zurück. Nach Schätzungen der Forscher werden im Jahr 2012 in der EU 88.000 Frauen an Brustkrebs sterben.

„Die Tatsache, dass es einen substanziellen Rückgang der Brustkrebstoten gibt, nicht nur im mittleren Alter, sondern vor allem bei den jungen Frauen, deutet auf wichtige Fortschritte in der Behandlung hin“, sagt Carlo La Vecchia von der Universität Mailand, Mitautor der Studie. Das Mammografie-Screening sei für diesen Rückgang nicht verantwortlich, da dieses in den meisten europäischen Ländern nur bei Frauen zwischen 50 und 70 eingesetzt werde.

Brustkrebs ist bei den Frauen führende Todesursache, bei den Männern ist es Lungenkrebs, wie die Forscher berichten. Insgesamt sterben in Europa durchschnittlich 139 von 100.000 Männern und 85 von 100.000 Frauen an einer Tumorerkrankung. Im Vergleich zu 2007 entspricht dies bei den Männern einem Rückgang um zehn Prozent, bei den Frauen um sieben Prozent.

In den vergangenen fünf Jahren deutlich zurückgegangen sind nach Angaben der Wissenschaftler Todesfälle durch Darm- und Magenkrebs, Leukämie, Prostatakrebs sowie Brust- und Gebärmutterkrebs bei Frauen. Wenig Veränderung erwarten sie dagegen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, der sogar um zwei bis drei Prozent zunehmen soll. Um sieben Prozent gestiegen sei zudem der Anteil der Todesfälle durch Lungenkrebs bei Frauen.

„Der Rückgang der Todesfälle bei sechs Hauptkrebsarten in der EU spiegelt den zunehmenden Fortschritt in der Krebsvorsorge, der Früherkennung und der Behandlung wider“, schreiben die Wissenschaftler. Auch der Rückgang des Rauchens bei Männern habe zu dieser Entwicklung beigetragen.

Die Forscher aus Italien und der Schweiz hatten für ihre Studie Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO zu Krebstodesfällen in 27 EU-Ländern von 1970 bis 2007 ausgewertet und diese mit aktuelleren Zahlen für sechs dieser Länder, darunter auch Deutschland, ergänzt. Aus diesen Zeitreihen ermittelten sie Trends für die sechs wichtigsten Krebsarten und errechneten die geschätzten Todesraten für dieses Jahr.

„Die aktuellen Zahlen zu ermitteln ist wichtig, um Prioritäten für die Prävention und Behandlung definieren zu können“, betonen die Wissenschaftler. Aus ihnen gehe auch hervor, dass das 2003 von der EU gesetzte Ziel, bis 2015 die Krebstodesraten um 15 Prozent zu senken, bereits in Reichweite sei. Gegenüber 2003 seien die Todesraten bei den Männern sogar schon um 18 Prozent gefallen, bei den Frauen um 13 Prozent.

dapd