Bei den Schüssen vor einer jüdischen Schule in Toulouse und den Morden an Soldaten wurde dieselbe Waffe benutzt. Die Bluttaten bringen das Thema "Innere Sicherheit" zurück in den Wahlkampf. Der Präsident reagiert mit einer Überwachungsoffensive.
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© 2012 AFP/KENZO TRIBOUILLARD

Nach dem tödlichen Anschlag vor einer jüdischen Schule in Toulouse hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy für die betroffene Region den Anti-Terrorismus-Plan Vigipirate freigegeben. Alle jüdischen und muslimischen Einrichtungen werden besonders gesichert, sagte Sarkozy nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts im Elysée.

"Jedes Mal wenn dieser Mann in Aktion tritt, handelt er um zu töten. Er lässt seinen Opfern keine Chance", sagte Sarkozy. Ein antisemitisches Motiv sei wahrscheinlich, der Mann sei gefährlich und müsse schnellstens gefasst werden, sagte der Präsident. Er will seinen Wahlkampf bis Mittwoch aussetzen.
Ein Unbekannter hatte vor der jüdischen Schule vier Menschen erschossen. Es ist der dritte Mordanschlag innerhalb nur weniger Tage im Südwesten Frankreichs. Die Opfer sind ein 30-jähriger Religionslehrer und seine Kinder im Alter von drei und sechs Jahren, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Das vierte Opfer sei zehn Jahre alt gewesen. Ein Staatsanwalt sagte, der Täter habe auf alle Personen in seiner Nähe geschossen. Nach Informationen des TV-Senders BFM schwebt ein 17-Jähriger in Lebensgefahr.

Den Ermittlungen zufolge verfolgte der Täter die Kinder bis in das Gebäude und flüchtete anschließend auf einem Motorroller. Schon am 11. und 15. März hatte es zwei Anschläge in Toulouse und in der etwa 50 Kilometer entfernten Stadt Montauban gegeben, bei denen insgesamt drei Soldaten ums Leben kamen. Nach den Schüssen war der Täter ebenfalls auf einem Motorroller geflohen.

Bei beiden Angriffen ist die selbe Waffe verwendet worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in allen drei Fällen wegen Terrorverdachts. Nach Angaben der Ermittler stimmt das Kaliber überein.

Für Dienstag ist eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer geplant. Sarkozys sozialistischer Widersacher François Hollande sprach von einer antisemitischen Tat. Die Gewalttaten bringen das Thema Sicherheit im laufenden Präsidentsschaftswahlkampf höher auf die Tagesordnung. Als Präsident und zuvor als Innenminister hat Sarkozy die innere Sicherheit zu seinem Markenzeichen gemacht.

Ermittlungen nach Schüssen auf Soldaten

Die kleine Schule, in der etwa 200 Schüler lernen, steht in einem wohlhabenden Viertel der Stadt Toulouse, die international als wichtiger Standort des Flugzeugbauers Airbus bekannt ist. Nach Angaben des Innenministeriums wurden die Sicherheitsvorkehrungen für alle jüdischen Schulen in Frankreich verstärkt. Das Land hat mit 600.000 Juden die größte Gemeinde in Europa.

Bereits vor den Schüssen am Montag waren 50 Ermittler im Einsatz, um einen Anschlag auf Soldaten am Donnerstag in der Stadt Montauban aufzuklären. Die drei Militärs im Alter zwischen 24 und 28 Jahren wollten in der Nähe ihrer Fallschirmjägerkaserne Geld abheben, als auf sie geschossen wurde. Zwei wurden getötet, der dritte schwer verletzt. Am Wochenende davor war ein 30-jähriger Soldat in Toulouse erschossen worden. Nach Sarkozys Worten war einer der getöteten Männer karibischer Herkunft, die beiden anderen Muslime.

Der Angriff auf die Schule in Toulouse rief auch im Ausland Bestürzung hervor. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach Eltern, Freunden und Angehörigen sein Mitgefühl aus. Auch ein Sprecher des israelischen Außenministeriums zeigte sich schockiert.