Brüssel - Im Streit um das russische Importverbot für lebende Tiere aus der EU fordert Brüssel Moskau zum Einlenken auf. Der Einfuhrstopp sei unverhältnismäßig und nicht gerechtfertigt, erklärte EU-Handelskommissar Karel De Gucht am Dienstag in Brüssel. Russland müsse das Verbot, das es vor allem mit Gefahren durch das Schmallenberg-Virus begründet hatte, umgehend aufheben. Der Handel mit den Tieren habe die Gesundheit russischer Bürger in keiner Weise bedroht. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) nannte das Importverbot «nicht akzeptabel». Sie habe dafür «kein Verständnis».

EU-Diplomaten vermuten, dass Russland das Virus nur als Grund für den Importstopp vorschiebt. Das Verbot gilt vor allem für Schweine, die von der Krankheit gar nicht befallen werden. Sie trifft nur Wiederkäuer. Vor allem die baltischen Länder leiden unter dem Handelsstopp.

Aus der Kommission hieß es, insgesamt 15 Länder außerhalb der EU hätten Vorsichtsmaßnahmen gegen die Verbreitung der Seuche getroffen. Nur Russland habe aber ein Importverbot verhängt.

Handelskommissar De Gucht warnte Moskau vor den Auswirkungen. Russland sende angesichts der anstehenden Aufnahme in die Welthandelsorganisation WTO «ein sehr negatives Signal an seine internationalen Handelspartner».

Bis August soll Russland das 154. Mitglied der WTO werden. Das russische Parlament muss den Beitritt noch ratifizieren. Ein Kommissionssprecher sagte, spätestens als WTO-Mitglied müsse sich Moskau an die Vorgaben der Organisation halten - und dürfe dann keinen solchen Boykott mehr verhängen.

Insgesamt exportiert die Europäische Union nach eigenen Angaben jährlich lebende Schweine, Ziegen, Schafe und Vieh im Wert von 188 Millionen Euro nach Russland. Betroffen von dem Einfuhrverbot sind Exporte im Wert von 75 Millionen Euro.

dpa