Tauchfahrzeug kartiert Meeresboden - einige vermeintliche Vulkane entpuppten sich als versunkene Schiffswracks
schlammvulkan
© auv abyss, geomarDie Schlammvulkane wurden mit Hilfe eines Autonomen Unterwasserfahrzeugs kartiert

Kiel - Nach einem Monat ist das deutsche Forschungsschiff Meteor des Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung (GEOMAR) aus dem Golf von Cadiz zurückgekehrt. Mit im Gepäck haben die 15 Wissenschafter neue Karten des Meeresbodens, die unter anderem bislang unbekannte Schlammvulkane vor der Küste Portugals zeigen.

Hauptziel der Expedition war es, kalte Quellen am Meeresboden in über 4.000 Metern zu untersuchen. Neben traditionellen, an Kabeln oder Trossen in die Tiefsee herabgelassenen Messgeräten setzten die Forscher dabei auch das Autonome Unterwasserfahrzeug (AUV) Abyss ein. Es kann sich bis zu 24 Stunden lang unabhängig vom Forschungsschiff in bis zu 6.000 Metern Wassertiefe auf vorprogrammierten Kursen bewegen und dabei präzise Abbilder des Meeresbodens erstellen. "Dank der Kombination verschiedener Mess- und Beobachtungssysteme haben wir Daten gewonnen, die spannende neue Einblicke in Prozesse im Meeresboden versprechen", resümiert der wissenschaftliche Fahrtleiter Christian Hensen vom GEOMAR.

Vulkane ...

Unter anderem haben die Forscher während der Ausfahrt drei bisher unbekannte Schlammvulkane entdeckt und mit dem Tauchvehikel kartiert. "Das Besondere an ihnen ist, dass sie in einem ganz anderen geotektonischen Umfeld entstanden sind als diejenigen, die wir in der Region schon kannten", sagt Hensen. Frühere Expeditionen mit den Forschungsschiffen Sonne und Maria S. Merian hatten bereits Schlammvulkane im östlichen Golf von Cadiz in einer Region mit mächtigen Sedimentablagerungen untersucht - also in einer typischen Umgebung für Schlammvulkane. "Die jetzt neu entdeckten Schlammvulkane liegen jedoch allesamt in einem Gebiet mit dünneren Sedimentschichten auf einer geologischen Störung, die einen Teil der Trennlinie zwischen der afrikanischen und eurasischen Erdplatte bildet", sagt Hensen.

Die Zusammensetzung der Fluide, die aus den Schlammvulkanen austreten, verrät den Wissenschaftern viel über den Aufbau des Meeresbodens und über den Weg, den die Fluide vorher im Untergrund zurückgelegt haben. Erste Ergebnisse der geochemischen Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass die Fluide im Untersuchungsgebiet aus großer Tiefe stammen. Inwieweit die Schlammvulkane in Verbindung mit der darunter liegenden, ozeanischen Erdkruste in zwei bis drei Kilometern Tiefe stehen, muss jetzt in den Laboren der beteiligten Institute mit weiteren Untersuchungen geklärt werden. "Möglicherweise finden wir dabei ein Bindeglied zwischen den heißen Quellen an den mittelozeanischen Rücken, den berühmten Schwarzen Rauchern, und den kalten Quellen an Kontinenträndern", erklärt GEOMAR-Forscher Florian Scholz.

... und vermeintliche solche

Mehrere untersuchte Strukturen in rund 4.000 Metern Tiefe, die nach ersten groben Kartierungen ebenfalls Schlammvulkan-Kandidaten waren, entpuppten sich hingegen als Schiffswracks. "Danach haben wir zwar nicht gesucht, aber von einem der Wracks hat das AUV so präzise Abbilder geliefert, dass unter Umständen eine Identifizierung möglich ist", sagt Hensen.

red