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© Andrew Gombert/DPA
Die europäischen Banken haben einen Rundumschlag von Moody´s gegen die Branche am Freitag großteils recht ungerührt weggesteckt.

Experten begründeten dies damit, dass die Abstufung von 15 Großbanken durch die US-Ratingagentur nicht überraschend gekommen sei. Moody´s blickt vor dem Hintergrund der europäischen Schuldenkrise und einer lahmenden US-Wirtschaft mit erhöhter Sorge auf die Bankenwelt. Besonders jene Häuser, die auf den weltweiten Finanzmärkten ein großes Rad drehen, bereiten den Experten Kopfzerbrechen.

Die Aktien der Deutschen Bank, die zu den abgestraften Instituten gehört, verloren zuletzt 0,40 Prozent und hielten sich damit deutlich besser als der schwache Dax . Für die Titel der Commerzbank, die von dem Moody´s-Schritt selbst nicht betroffen war, ging es sogar um 0,21 Prozent hoch.

Bankensektor unter Favoriten in EuropaIm Stoxx Europe 600 stieg der Subindex für die Banken um 0,40 Prozent und gehörte damit zu den besten Indizes in der europäischen Branchenübersicht. Die Branchenwerte zählten auch im moderat schwächeren EuroStoxx 50 zu den Favoriten der Anleger: Die Anteilsscheine der spanischen Branchenvertreter BBVA und Santander gewannen 1,45 beziehungsweise 1,75 Prozent hinzu. Ähnlich sah es an der Londoner Börse aus. Die Titel von Barclays hielten sich mit minus 0,12 Prozent ebenso besser als der britische Leitindex FTSE 100 wie die 0,07 Prozent schwächeren Aktien von HSBC Holdings. Differenzierter fiel das Bild in der Schweiz aus: Während UBS nur um moderate 0,35 Prozent nachgaben, verloren Credit Suisse überdurchschnittliche 1,11 Prozent.

Etliche Börsianer sahen in dem Schritt von Moody´s keine Überraschung, was den begrenzten Kurseinfluss erkläre. Bei den europäischen Banken sei im Abstufungs-Zyklus der Boden langsam erreicht, schrieb Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt Research. Dies sollte der Marktstimmung helfen. Da die Zukunft der Eurozone aber weiterhin sehr ungewiss sei, hält er es noch für zu früh, seine grundsätzliche Bewertung des Sektors zu ändern.

„Diskussionen um Probleme neigen sich dem Ende zu“„Mit dieser Moody´s-Entscheidung ist eine Art Endpunkt erreicht“, glaubt auch Börsenbrief-Autor Hans Bernecker. Lediglich die Berechnungen der europäischen Bankenaufsicht für die Kapitallücken der Institute stünden noch aus. Die Diskussionen um die Nöte der Banken neigten sich immer weiter dem Ende zu.Citigroup-Analyst Kinner Lakhani wies darauf hin, dass die Märkte insbesondere in turbulenten Zeiten dazu neigten, bei den Finanzierungskosten genauer auf die Kreditwürdigkeit zu schauen. Dies könne besser bewerteten Banken wie etwa HSBC einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Diese gehört ebenso wie Barclays und die französische Societe Generale zu seinen bevorzugten Branchentiteln. Mit am wenigsten kann der Experte dagegen der italienischen Intesa SanPaolo abgewinnen.

dg/dpa-AFX