Der nächste Kandidat für den Euro-Rettungsfonds: Nach Spanien stellt nun auch Zypern einen Antrag, Notkredite zu bekommen. Wenige Tage vor dem EU-Gipfel spitzt sich die Euro-Krise damit weiter zu.
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Bislang sind Griechenland, Portugal und Irland unter dem Rettungsschirm. Nun wird es enger: Nach Spanien stellt auch Zypern an diesem Montag einen Antrag, Notkredite von den europäischen Partnern zu bekommen. Wenige Tage vor dem EU-Gipfel spitzt sich die Euro-Krise damit weiter zu.

Zypern, das am 1. Juli den EU-Ratsvorsitz übernimmt, hat alleine nicht genug Geld für seine maroden Banken. Die Ratingagentur Fitch rechnet damit, dass das Land etwa vier Milliarden Euro brauchen wird. Die Euro-Gruppe wird nun mit Zypern über den Umfang der Hilfen und die damit verbundenen Auflagen verhandeln.

Mit Zypern ist bald das fünfte Euro-Land unter dem Rettungsschirm. In diesem Fall ist das Volumen der Rettungsaktion allerdings relativ überschaubar: Den mutmaßlich vier Milliarden Euro für Zypern stehen rund 800 Milliarden Euro gegenüber - diesen Umfang werden alle Euro-Rettungsschirme zusammengezählt in Zukunft haben.

Der Hilferuf war angekündigt. Zypern könnte außerdem einen günstigen Milliarden-Kredit von Russland bekommen. Der Inselstaat ist wegen seiner engen Bindung an Griechenland in den Strudel der Schuldenkrise geraten. Griechisch ist Landessprache, auch in der Wirtschaft. Ein Fünftel des Handels läuft mit Hellas, ein Viertel der Auslandsinvestitionen kommen von dort. Jeder dritte Euro auf einer zypriotischen Bank gehört einem Griechen.

Besonders die Cyprus Popular Bank, das zweitgrößte Geldhaus des Landes, leidet unter dem Schuldenerlass für Griechenland. Banken und Versicherungen hatten Athen die Hälfte der Schulden erlassen. Die Zentralbank Zyperns schätzt, dass das Land bis Ende Juni mindestens 1,8 Milliarden Euro auftreiben muss, um die Cyprus Popular Bank zu rekapitalisieren. Für die kleine Volkswirtschaft ist das eine enorme Summe, die etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Das Geld wird nun voraussichtlich aus den Rettungsfonds kommen.

Die Ratingagentur Fitch hatte kurz zuvor am Tag die Kreditwürdigkeit Zyperns auf Ramsch-Niveau herabgestuft. Fitch führt Zypern jetzt nur noch auf BB+. Damit rutscht die Kreditbewertung um eine Stufe nach unten und knapp in den Bereich der spekulativen Anlagen, die gemeinhin als Ramsch-Status bezeichnet werden. Zudem setzte die Agentur den Ausblick für Zypern auf "negativ". Damit ist in den kommenden Monaten eine weitere Herabstufung wahrscheinlich.

Süddeutsche.de/Reuters/bbr