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© Helmut TischlingerDas Fossil von Sciurimimus albersdoerferi.
München (Deutschland) - Der Fund eines erstaunlich gut erhaltenen Raubsaurierjungtieres, das ein dichtes Flaum- und Federkleid getragen haben muss, lässt Wissenschaftler nun vermuten, dass vielleicht sogar alle Dinosaurier Federn hatten.

Bei dem Fund im Plattenkalk der Frankenalb handelt es sich um das Skelett eines vermutlich gerade erst geschlüpften Babysauriers. Für die Paläontologen ist er in vielerlei Hinsicht bemerkenswert: "Jungtiere im Fossilbericht sind extrem selten und jeder Fund bietet wichtige Einblicke in die Kinderstube der Dinosaurier" erläutert die Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München. "In diesem Fall handelt es sich zudem um den wohl am besten erhaltenen Raubsaurier Europas, der noch dazu ein ganz besonderes Merkmal aufweist: Sciurimimus albersdoerferi, der vor etwa 150 Millionen Jahren in der Jurazeit lebte, muss am ganzen Körper von einem dichten Federkleid bedeckt gewesen sein."

Bislang gehörten alle bekannten gefiederten Raubsaurier zu den nahen Verwandten der Vögel. "Sciurumimus aber geht sehr viel weiter zurück im Stammbaum der Raubsaurier", sagt der LMU-Paläontologe Dr. Oliver Rauhut, der auch der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie angehört und die wissenschaftliche Untersuchung des Sensationsfundes leitete. "Sein Gefieder könnte darauf hindeuten, dass alle Raubsaurier befiedert waren - und möglicherweise nicht nur sie".

Das Federkleid des nun entdeckten und im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" beschriebenen Dinobabys gleicht der haarähnlichen Körperbedeckung, wie die schon bei Fossilfunden von Flugsauriern, den nächsten Verwandten der Dinosaurier, gefunden wurde. Möglicherweise waren aber nicht nur Flug- und Raubsaurier befiedert, so die Forscher, sondern alle Dinosaurier von einem Federkleid bedeckt. "Dann aber müsste das Bild der reptilischen Riesen im Schuppenpanzer endgültig ad acta gelegt werden", sagt Rauhut.

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© uni-muenchen.deKünstlerische Rekonstruktion eines lebenden Sciurimimus albersdoerferi (Illu.).
Zugleich konnte das deutsch-amerikanische Forscherteam auch zeigen, dass es sich bei dem Tier um einen jungen Megalosaurier handelt. Der Name Sciurumimus bedeutet soviel wie "Eichhörnchen-Nachahmer" und bezieht sich auf den buschigen Schwanz des Tieres, während albersdoerferi den Privatsammler ehrt, der das Stück der Wissenschaft zur Verfügung stellte. "Unter UV-Licht schließlich haben wir Reste der Haut und des Federkleides als leuchtende Flecken und Fasern an dem Skelett erkannt", sagt Co-Autor Dr. Helmut Tischlinger.

Der seltene Jungtierfund liefert aber noch andere wichtige Informationen. So waren seine Augen - wie bei anderen bekannten Raubsauriern - im Vergleich zum ausgewachsenen Tier sehr groß - auch Dinos kannten also schon das "Kindchenschema". Schon lange wurde vermutet, dass sich nicht nur die Gesichtszüge, sondern auch die Lebensweise im Laufe eines Dinolebens ändern. "Tatsächlich zeigt das Jungtier eine ganz andere Bezahnung als wir sie von erwachsenen Megalosauriern kennen", sagt Rauhut. "Das lässt auf einen Wechsel in der Ernährung schließen."

Der junge Sciurumimus erlegte mit seinen schlanken, spitzen Fangzähnen wohl eher Insekten und kleine Beutetiere. Ausgewachsene Megalosaurier mit einer Körpergröße von mehr als sechs Metern und einem Gewicht von oft mehr als einer Tonne ernährten sich hingegen wahrscheinlich auch von anderen großen Dinosauriern. "Wir wissen, dass Dinosaurier ein rasantes Wachstum von mehreren Metern hinlegen konnten", so Rauhut. "Auch mit flauschiger Befiederung standen die großen Raubsaurier mit Sicherheit an der Spitze der Nahrungspyramide."

Quelle: uni-muenchen.de