Binäres Sternensystem
© J. Pinfield, for the RoPACS network Künstlerische Darstellung der unmöglichen binären Sternensysteme (Illu.).
Leiden (Niederlande) - Astronomen haben vier Paare von Sternen entdeckt, die sich als Doppelsternsysteme gegenseitig derart dicht umkreisen, dass sie für diesen kosmischen Paartanz weniger als vier Stunden benötigen. Bislang gingen Wissenschaftler noch davon aus, dass derartig enge binäre Sternensysteme nicht existieren könnten.

Wie das Team um Bas Nefs vom Leiden Observatory in den Niederlanden aktuell im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society berichtet, gelang der Nachweis der für unmöglich gehaltenen Doppelsternsysteme durch Beobachtungen mit der "Wide Field Camera" (WFCAM) des "United Kingdom Infrared Telescope" (UKIRT) auf Hawaii.

Etwa die Hälfte der Sterne in unserer Milchstraße sind - im Gegensatz zu unserer Sonne - Teil eines Doppelsternsystems, in dem zwei Sterne einander umkreisen. Sehr wahrscheinlich bildeten sich die Sterne innerhalb dieser "Binärsysteme" sehr dicht beieinander und sind so schon von "Geburt" an aneinander gebunden.

Bislang glaubten Wissenschaftler, dass Doppelsterne, wenn sie einander zu dicht umkreisen, sehr schnell zu einem größeren Stern verschmelzen. Tatsächlich schienen bislang denn auch alle Beobachtungen diese Vorstellung zu stützen - gab es doch bislang keine Beispiele von binären Sternensystemen, die eine gegenseitige Umlaufzeit von weniger als fünf Stunden aufzeigten.

Bei den nun entdeckten Doppelsternen mit Umlaufzeiten von weniger als vier Stunden handelt es sich um sogenannte Rote Zwerge, Zwergsterne also, die um das Tausendfache weniger hell sind als unsere Sonne. "Unsere Entdeckung bedeutet, dass wir unsere bisherigen Vorstellungen darüber, wie derartig enge Binärsysteme entstehen, überdenken müssen", so Nefs.

Da die Größe von Sternen im Laufe ihres "Lebens" schrumpft, müssen auch ihre Umlaufbahnen kleiner werden. Für die nun entdeckten Doppelsternsysteme bedeutet dies, dass auch ihre Umlaufbahnen einst größer gewesen sein müssen, da sie sich sonst schon früher berührt hätten und miteinander verschmolzen wären. Wie die Umlaufbahnen jedoch derart stark zusammenschrumpfen konnten, ist für die Astronomen derweil ein Rätsel.

Eine mögliche Antwort könnte darin liegen, dass kältere Sterne in Binärsystemen viel aktiver sind als bislang gedacht. Somit könnten die magnetischen Feldlinien der Partnersterne verwirbelt und verformt werden, während sie von einem zum anderen fließen dadurch auch stärkere Aktivität in Form von Sonnenwinden, Eruptionen und Sonnenflecken entwickeln. Starke magnetische Aktivität könnte dann die umeinander wirbelnden Sterne abbremsen und somit näher zueinander führen.

"Die aktive Natur dieser Sterne und ihrer offenkundigen starken Magnetfelder hat profunde Auswirkungen auf die Umgebung von Roten Zwergen in der ganzen Galaxie", erläutert David Pinfield, Mitglied des Teams. Damit ist die neue Erkenntnis auch von Interesse für ein Einschätzung der Wahrscheinlichkeit von außerirdischem Leben - schließlich stellen Rote Zwerge die größte Sternengruppe in der Milchstraße dar und könnten zudem auch erdähnliche und damit möglicherweise auch lebensfreundliche Planeten besitzen (s. Links).

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Quellen: ras.org.uk