Zwar erkrankten in Deutschland 2011 immer noch 4299 Menschen an Tuberkulose - doch die meisten Fälle lassen sich medikamentös behandeln. In einigen anderen Ländern grassieren alarmierend viele resistente Erreger.
Tuberkulose-Erreger
© picture alliance / dpaTuberkulose-Erreger in der Vergrößerung.
Bei alarmierend vielen Tuberkulose-Patienten sind die gängigen Medikamente wirkungslos. Die Erreger werden zunehmend resistent, wie Tracy Dalton vom US-Center für Krankheitskontrolle und Prävention und ihr Team auf der Website des Fachblattes The Lancet schreiben.

Die wichtigsten Anti-Tuberkulotika sind Isoniazid und Rifampicin. Sind die wirkungslos, sprechen Experten von MDR-Tuberkulose (MDR bedeutet multidrug-resistant). Die US-Forscher untersuchten jetzt Proben von 1278 Patienten, die an dieser MDR-Tuberkulose erkrankt waren. Die Probanden kamen aus acht Ländern: Südafrika, Russland, Estland, Lettland, Peru, Südkorea, Thailand und den Philippinen. Dalton und ihr Team wollten wissen, ob diesen Menschen alternative Medikamente, sogenannte Zweitrang-Medikamente, helfen könnten und behandelten die Erreger mit elf dieser Arzneien.

Das Ergebnis: 6,7 Prozent der Patienten litten sogar unter der gesteigerten Form von MDR: XDR. Das steht für "extensively drug-resistant" und bedeutet, dass die Erreger nicht nur gegen die beiden Standard-Antibiotika resistent sind. Bei ihnen seien zusätzlich zwei weitere definierte Zweitrang-Medikamente wirkungslos, erklärt Barbara Hauer, Expertin vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin.

Behandlung wird schwieriger
Labortests
© picture alliance/ZBHier werden Proben auf Tuberkulose getestet.
"Arzneiresistente Tuberkulose ist schwieriger und kostspieliger zu behandeln, und verläuft häufiger tödlich", wird Dalton in der Mitteilung zitiert. Das sei vor allem in armen Gegenden, wo Menschen nur wenig Zugang zu effektiven Therapien hätten, besorgniserregend. "Je mehr Menschen mit medikamenten-resistenter Tuberkulose entdeckt und behandelt werden, desto mehr Resistenzen gegen Zweitrang-Arzneien werden sich vermutlich entwickeln." Bislang sei XDR-Tuberkulose weltweit in 77 Ländern gemeldet worden, aber die genaue Verbreitung sei unklar.

Auch in Deutschland gibt es immer noch Tuberkulose-Fälle. 2011 wurden 4299 Erkrankungen gemeldet, 2010 waren 4330. "Wir sehen seit vielen Jahren einen rückläufigen Trend der Fallzahlen, wobei sich in den letzten zwei Jahren dieser Rückgang deutlich verlangsamt hat", sagte RKI-Expertin Hauer. Oft komme der Erreger aus dem Osten: "2010 waren 8,4 Prozent der Tuberkulose-Patienten in Deutschland in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion geboren", berichtete Hauert.

Resistente Erreger halten sich nach Meinung der Ärztin in Deutschland aber in Grenzen. "Die MDR-Rate liegt seit Jahren um die zwei Prozent, 2010 waren es 1,7 Prozent." Das sei ein vergleichsweise niedriges Niveau.

Schnelltests bringen Klarheit

Doch seit kurzem könne man auf die Resistenzen dank bestimmter Schnelltests besser reagieren. "Die liefern innerhalb von Stunden Ergebnisse, ob eine Resistenz gegenüber Rifampicin - bzw. je nach Test auch gegenüber weiteren Medikamenten - vorliegt." Das sei wichtig, da sich so unter Umständen wochenlange Verzögerungen und Fehlbehandlungen vermeiden ließen.

Außerdem werde seit Jahren an neuen Medikamenten und effektiveren Impfstoffen gearbeitet. "Der bislang eingesetzte BCG-Impfstoff schützt nicht hinreichend vor einer Erkrankung", meinte Hauer. "In Deutschland wird die BCG-Impfung seit 1998 gar nicht mehr empfohlen, da es so wenige Fälle gibt und das Risiko einer Komplikation dem Nutzen bei einem so geringen Infektionsrisiko überwiegt."

TBC-Ausbruch ungewiss

Tuberkulose kann nach einer Infektion jahrelang im Körper ruhen und erst viel später ausbrechen. Da in Deutschland vor allem Menschen, die älter als 60 Jahre sind, erkranken, gehen Experten davon aus, dass die meisten sich schon vor langer Zeit infizierten. "In Zeiten in denen die Tuberkulose noch viel verbreiteter war, also in Kriegs- und Nachkriegszeiten", sagte Hauer. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters und damit oft einhergehenden Begleiterkrankungen oder Immunschwächen komme es dann zu einer Reaktivierung der Infektion.