Das Innenministerium hat eine umstrittene Plakatkampagne gegen die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher gestoppt. Grund ist eine aktuelle Warnung der Sicherheitsbehörden.
Bild
© initiative-sicherheitspartnerschaft.deErneute Provokation im Sinne „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“?
Inmitten der durch den anti-islamischen Film und die Mohammed-Karikaturen aufgeheizten Stimmung hat das Bundesinnenministerium seine Plakatkampagne gegen die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher verschoben.

Das Ministerium begründete den Schritt am Donnerstag in Berlin mit einer aktuellen Gefährdungsbewertung des Bundeskriminalamtes. Es betonte jedoch, dass die Kampagne, die von muslimischen Organisationen als diskriminierend kritisiert wurde, ansonsten planmäßig fortgesetzt werden soll.

Das Innenministerium will bei der Kampagne für die Beratungsstelle werben, an die sich Angehörige und Freunde wenden können, wenn sie das Gefühl haben, ein Mensch in ihrem Umfeld gerät in die Fänge von radikalen Islamisten.

Kampagne startete Ende August

Ende August startete die Kampagne im Internet, unter anderem in sozialen Netzwerken. Ab Freitag sollten in Berlin, Hamburg und Bonn auch Plakate und Postkarten in Kneipen auf das Thema aufmerksam machen.

Die Türkei hatte die Bundesregierung zuvor aufgefordert, auf die umstrittene "Vermisst"-Plakataktion zu verzichten. Er hoffe, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einschreite und den Start der Aktion verhindere, sagte der türkische Vizeministerpräsident Bekir Bozdag.

Die Bundesregierung könne sich nicht zum Kampf gegen Islamophobie verpflichten und zugleich zur Verbreitung der Islamophobie in allen Teilen der Gesellschaft beitragen. Türken bilden die größte Einzelgruppe unter den etwa vier Millionen Muslimen in Deutschland.

Gewalttätige Proteste durch Mohammed-Film

Der in den USA produzierte islamfeindliche Film "Die Unschuld der Muslime", in dem der Prophet Mohammed geschmäht wird, war im Internet verbreitet worden und hatte gewalttätige Proteste in mehreren islamischen Ländern ausgelöst.

Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben. Die rechtspopulistische Partei "Pro Deutschland" hatte angekündigt, das Video im November in einem Berliner Kino aufzuführen. Dafür will die Partei laut Informationen der Welt versuchen, Büroräume anzumieten.

Zudem sorgten Mohammed-Karikaturen in einer französischen Satire-Zeitschrift am Mittwoch für Aufsehen. Französische Botschaften in islamischen Ländern sollen daher am Freitag schließen. Auch an deutschen Botschaften in diesen Ländern gelten derzeit erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.

epd/dku