Stellen Sie sich vor, Sie lebten in einem Land, wo es nicht nur ganz normal ist, sein eigenes Land zu bestellen, steuerfrei und ohne staatliche Einmischung, sondern wo das auch noch gefördert wird, um auf diese Weise die individuelle Eigenständigkeit und eine starke gesunde Gemeinschaft zu fördern. Jetzt stellen Sie sich vor, dass in demselben Land auch alle Ihre Nachbarn ihr eigenes Land bestellen, und zwar im Rahmen eines Netzes dezentralisierter, nachhaltig wirtschaftender, unabhängiger »Öko-Dörfer«, die mehr als genug Lebensmittel produzieren, um das ganze Land zu ernähren.
© Unbekannt
Vielleicht denken Sie jetzt, das klinge wie eine utopische Interpretation der Anfänge der amerikanischen Geschichte, aber das Land, das hier beschrieben wird, ist
das Russland unserer Tage. Wie sich zeigt, floriert das Modell der heutigen russischen Landwirtschaft durch die Millionen kleiner Bauernhöfe im Familienbesitz, die nach organischen Prinzipien bewirtschaftet werden. Der größte Teil der Lebensmittel, die im Land verzehrt werden, wird auf diesen Höfen erzeugt.
Sind Russen wirklich freier und unabhängiger als Amerikaner?Im Unterschied zu dem nicht nachhaltig wirtschaftenden, von Chemikalien abhängigen System, das in der heutigen amerikanischen Landwirtschaft vorherrscht, arbeitet Russlands Landwirtschaftssystem, das eigentlich gar kein System ist, durch die Menschen für die Menschen. Dank einer Regierungspolitik, dieselbstständige bäuerliche Familienbetriebe fördert und nicht die Gier von Chemie- und Biotech-Konzernen wie in den Vereinigten Staaten,
können und wollen die meisten Russen auf privaten Parzellen, den berühmten »Datschas«, ihre eigenen Lebensmittel anbauen.
Laut der Website "The Bovine" gewährt das russische Gesetz über den Privatbesitz von Gartengelände aus dem Jahr 2003
jedem russischen Bürger das Recht auf ein kostenloses privates Gartengrundstück von einer Größe zwischen 8.900 und 27.500 Quadratmetern. Jedes Grundstück kann zum Anbau von Lebensmitteln, aber auch einfach als Ferien- oder Freizeitgelände genutzt werden,
die Regierung hat eingewilligt, dieses Land nicht zu besteuern. Das Ergebnis ist phänomenal:
Gesamt gesehen bauen russische Familien praktisch alle Lebensmittel, die sie brauchen, selbst an.
»Im Grunde demonstrieren die russischen Gärtner, dass Gärtner die Welt ernähren können - man braucht keine GVO, keine industriellen landwirtschaftlichen Betriebe oder anderen technischen Schnickschnack, damit sichergestellt ist, dass jeder genug zu essen hat«, schreibt Leonid Sharashkin, Herausgeber der englischen Ausgabe der Buchreihe
Die klingenden Zedern, in der die Geschichte dieses Projekts erläutert wird, mit dem die Menschen wieder mit der Erde und der Natur in Kontakt gebracht werden (
TheRingingCedars)Das meiste Essen in Russland stammt aus Hinterhofgärten1999 wurden in Russland insgesamt schätzungsweise 35 Millionen kleiner Familiengrundstücke bestellt, von 105 Millionen Menschen - das waren 71 Prozent der russischen Bevölkerung. Produziert wurden dort ungefähr die Hälfte der im Land konsumierten Milch, 60 Prozent des Fleisches, 87 Prozent der Beeren und Früchte, 77 Prozent des Gemüses und sage und schreibe 92 Prozent der Kartoffeln. Mit anderen Worten: Der russische Durchschnittsbürger ist nach diesem Modell berechtigt, sein eigenes Essen anzubauen und seine Familie und sein Umfeld zu versorgen.
»Denken Sie daran, dass die Vegetationsperiode in Russland nur 110 Tage beträgt - in den USA könnte der Ertrag der Gärtner also ungleich höher sein. Doch heute ist die Rasenfläche in den USA doppelt so groß wie die der Gärten in Russland - und sie dient niemandem, außer einer millionenschweren Rasenpflege-Industrie.«
Das Modell der Hinterhofgärten ist in ganz Russland so erfolgreich, dass der
Ertrag mehr als die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Produktion des Landes ausmacht. Nach den Zahlen von 2004 beträgt der Gesamtwert der Hinterhoferzeugnisse in Russland umgerechnet
14 Milliarden Dollar, das sind 2,3 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) - und diese Zahl steigt, weil sich immer mehr Russen der Ökodorf-Bewegung anschließen.
Quellen für diesen Beitrag waren unter anderem:
TheBovine
ProLiberty
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