Psychologen stellen fest: Je stärker eine Gefühlsregung ausfällt, desto unklarer wird die Mimik - bei großen Emotionen gilt: "Read my hips!"

Washington/Wien - Die meisten Muskeln haben wir im Gesicht. Entsprechend scheint es nur logisch, davon auszugehen, dass die Gesichtsmuskulatur Gefühle besonders gut zum Ausdruck bringt. Doch genau diese Annahme scheint zumindest bei starken Emotionen völlig falsch zu sein, wie Psychologen um Hillel Aviezer von der Princeton University (US-Staat New Jersey) herausgefunden haben.

Für ihre Studie im Fachblatt Science zeigten die Forscher insgesamt 45 Probanden Fotos von Tennisprofis, die gerade einen wichtigen Punkt entweder verloren oder gewonnen hatten. Sahen die Versuchsteilnehmer nur das Gesicht, waren Freude oder Ärger kaum unterscheidbar. Bei Bildern vom Körper oder Körper und Gesicht konnten sie die Situation wesentlich zuverlässiger einschätzen - ohne dass den Probanden das bewusst war.

In einem weiteren Experiment setzten die Forscher den Körpern von Punktgewinnern das Gesicht eines verärgerten Spielers auf. Auch in dem Fall wiesen die Probanden den Bildern tendenziell jene Gefühle zu, die der jeweilige Körper ausdrückte. Die Psychologen folgern daraus, dass die Gesichtsmuskulatur nicht gut dafür geeignet ist, intensive Gefühle "verständlich" auszudrücken. In diesen Fällen sei der Körperausdruck sehr viel eindeutiger. Mit anderen Worten - statt "Read my lips" gilt bei großen Emotionen: "Read my hips!"
Gesichter
© reutersMachen Sie den Test: Drei der sechs hier abgebildeten Tennisspieler haben gerade einen wichtigen Punkt gemacht, drei haben einen verloren. Doch wer sind die drei Gewinner und wer die drei Verlierer?



(Auflösung: 2,3 und 5 jubeln.)
(tasch/DER STANDARD)

Abstract

Science
: "Body Cues, Not Facial Expressions, Discriminate Between Intense Positive and Negative Emotions"