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© AFPKampf gegen Aids in Indonesien: Einer Studie zufolge hängen Wohlstand und das Vorkommen von Infektionskrankheiten in einem Land miteinander zusammen
Die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes hängt auch von der Gesundheit der Menschen ab. Eine Studie zeigt, dass Infektionen einen ebenso großen Effekt auf den Wohlstand haben wie die Regierung.

Infektionskrankheiten beeinflussen maßgeblich die ökonomische Entwicklung rund um den Globus. Einer neuen Studie zufolge sind Krankheitsüberträger und Parasiten die wesentlichen Kräfte, die die Einkommensunterschiede zwischen Ländern tropischer und gemäßigter Klimazonen erklären. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Wissenschaftsjournal PLOS Biology (doi: 10.1371/journal.pbio.1001456).

Während der Großteil der Welt sich auf einem langfristigen wirtschaftlichen Wachstumspfad befindet, lebt jeder sechste Mensch in den gleichen armen Verhältnissen wie seine Vorfahren vor 100 Jahren. Die Mehrheit der besonders Armen lebt in den Tropen. Gleichzeitig erreicht die Belastung mit Krankheiten ihr Maximum am Äquator und lässt zu den Polen hin nach. Die Forscher um Matthew Bonds von der Harvard Medical School in Boston animierte dies dazu, nach einer biophysikalischen Ursache für die Armut in den Tropen zu suchen.

Die mathematischen Modelle der nun veröffentlichten Studie zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Krankheitsüberträgern und Parasiten auf der einen und Einkommen auf der anderen Seite.

Schon früher glaubte man an einen solchen Zusammenhang: Man ging davon aus, dass eine höhere Wirtschaftsleistung dazu führt, dass Krankheiten erfolgreicher bekämpft werden. Die Wirtschaftsleistung wiederum werde von politischen und ökonomischen Einrichtungen bestimmt. Bonds und seine Kollegen haben nun ermittelt, dass auch die Belastung mit Krankheiten sich auch auf die Wirtschaftsleistung niederschlägt.

Umweltfaktoren maßgeblich für Vorkommen relevanter Krankheiten

Die Wirtschaftswissenschaftler um Bonds haben für ihre Studie umfangreiche Daten für alle Länder der Erde zusammengetragen, von Ökonomie über Krankheiten bis zur Artenvielfalt. Dann haben die Forscher neue statistische Methoden für die Makroökonomie entwickelt, um die eng verbundenen Faktoren möglichst separat betrachten zu können. Heraus kam, dass übertragbare Krankheiten einen ebenso großen Effekt auf den Wohlstand einer Nation haben wie die Regierungsführung.

Die Autoren der Studie verweisen darauf, dass jene Krankheitsüberträger, unter denen die Armen besonders leiden, den Großteil ihres Lebenszyklus' außerhalb menschlicher Wirte zubringen. Viele seien außerhalb der Tropen nicht überlebensfähig. Ökologische Faktoren wie Temperatur, Niederschlag und Bodenbeschaffenheit bestimmen ihre Verteilung. Bislang ließen die meisten Studien zum Zusammenhang von Krankheit und Einkommen jedoch die Ökologie hinter den Krankheiten außer Acht.

Krankheiten nehmen den Armen ihre Arbeitskraft

"Das wichtigste Kapital der Armen ist ihre eigene Arbeitskraft", erläutert Bonds. Infektionskrankheiten, die wesentlich von der Umwelt abhängen, raubten diese menschlichen Ressourcen systematisch. Bonds und seine Kollegen stellten zudem fest, dass eine Abnahme der Artenvielfalt zu einem Anstieg der Krankheitsbelastung und damit zu weniger Wohlstand führt. Die Wirtschaftswissenschaftler vermuten, dass eine größere Vielfalt einen stärkeren Druck auf die Überträger von Krankheiten ausübt und sie so an einer übermäßigen Verbreitung hindert.

Die Forscher verstehen ihre Studie sowohl als Hinweis für Entwicklungshilfeorganisationen, aber auch für andere Ökonomen: Der Kampf gegen Krankheiten stärke die Wirtschaftskraft und die Artenvielfalt habe einen quantifizierbaren Wert für das Einkommen eines Staates, unterstreichen sie.

AFP/sara