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© dpaNew York nach Sturm "Sandy"
Die USA haben im vergangenen Jahr die Statistik der Naturkatastrophen dominiert. Insgesamt gab es weltweit einen wirtschaftlichen Schaden von 160 Milliarden Dollar.

Die Versicherer haben im vergangenen Jahr vor allem wegen Naturkatastrophen in den USA tief in die Taschen greifen müssen. Den mit 50 Milliarden Dollar teuersten Einzelschaden verursachte Ende Oktober der Hurrikan Sandy, der an der US-Ostküste 210 Menschenleben forderte, berichtete der Rückversicherer Munich Re in München. Die Hälfte davon müssen die Versicherungen aufbringen, von denen viele wiederum bei der Munich Re rückversichert sind.

Insgesamt verursachten 900 Naturkatastrophen Gesamtschäden in Höhe von 160 Milliarden Dollar; 65 Milliarden Dollar davon sind von den Versicherungen zu tragen. Die Zahl der Toten bezifferte die Munich Re in ihrer Jahresbilanz auf 9600. 2011 hatte vor allem das schwere Erdbeben mit anschließenden Tsunami in Japan einen Rekord-Gesamtschaden von 400 Milliarden Dollar verursacht. Insgesamt kamen damals 27 200 Menschen bei 820 Naturkatastrophen ums Leben.

USA teuerstes Katastrophengebiet der Welt

2012 waren für die Versicherten die USA mit Hurrikan Sandy, der Dürre im Mittleren Westen sowie Unwettern und Tornados das mit Abstand teuerste Katastrophengebiet in der Welt. Die verschiedenen Unwetter kosteten die Versicherer zusammen 7,5 Milliarden Dollar. Allein die von Juni bis September anhaltende Dürre verursachte Ernteschäden in Höhe von 20 Milliarden Dollar, wovon 15 bis 17 Milliarden versichert sind. Das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1895 sorgte für einen katastrophalen Ernteausfall. Eine schlimmere Dürre gab es dort bisher nur in den Jahren 1934 bis 1936.

Taifun Bopha mit mehr als 1000 Toten

Anders sieht die Katastrophenbilanz 2012 aus, wenn nicht die wirtschaftlichen Schäden, sondern die menschlichen Opfer betrachtet werden. Demnach war der Taifun Bopha, der Anfang Dezember die Philippinen heimsuchte, mit mehr als 1000 Toten die folgenreichste Naturkatastrophe, gefolgt von der Anfang 2012 in Osteuropa wütenden Kältewelle mit 530 Toten sowie Überschwemmungen in Pakistan (455 Tote) und Nigeria (431 Tote). Dass die Zahl der bei Naturkatastrophen ums Leben gekommenen Menschen 2012 dennoch weit unter der Bilanz des Jahres 2011 liegt, erklärt die Munich Re mit einer relativ geringen Anzahl an gravierenden Naturkatastrophen in Schwellen- und Entwicklungsländern, wo sie meist schwerwiegendere humanitäre Folgen haben.

Deutliche Kritik übte Munich Re-Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek an der Schadensprävention an der US-Ostküste und insbesondere in New York. Es wäre „mit Sicherheit möglich“, Ballungsräume wie New York besser vor den Folgen von Sturmfluten zu schützen, so Jeworrek. Das wäre nicht nur volkswirtschaftlich sinnvoll, auch die Versicherer könnten bei „stärkeren Anstrengungen zur Schadensprävention“ niedrigere Prämien ansetzen.

Klimawandel trägt Schuld an vielen Naturkatastrophen

Der Klimawandel werde die Sturmflutrisiken durch den erwarteten Anstieg des Meeresspiegels weiter erhöhen, warnte Peter Höppe, Leiter der Munich Re-Geo-Risikoforschung. Die Dürre und der Hurrikan Sandy belegten eindrucksvoll, mit welchen Ereignissen in Zukunft öfter gerechnet werden müsse. Da bei den internationalen Klimaverhandlungen „überhaupt keine Fortschritte absehbar“ seien, müsse man eben mehr in entsprechende Schutzmaßnahmen investieren.

Europa blieb 2012 von folgenschweren Naturkatastrophen weitgehend verschont. Die teuersten Ereignisse waren zwei Erdbeben in der italienischen Region Emilia Romana sowie östlich von Modena mit Schäden in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar, von denen nur 10 Prozent versichert waren.