Das Kind der GesellschaftS


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Zehntausende demonstrieren gegen ACTA-Abkommen

Berlin/München - Zehntausende Demonstranten haben in Deutschland gegen das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA protestiert. Allein in München versammelten sich am Samstag bei eisiger Kälte rund 16 000 Gegner des Abkommens zum internationalen Urheberrecht in der Innenstadt.
demonstration, acta
© Sören Stache/dpaACTA-Proteste in Deutschland: Zehntausende gingen auf die Straße.

In Berlin beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 6000 Menschen an der Demonstration, die Veranstalter sprachen sogar von 10 000.

Auch in zahlreichen anderen Städten Deutschlands und Europas folgten Demonstranten dem Aufruf zu der Aktion «ACTA ad Acta!». Insgesamt waren Proteste in 60 Städten mit mehreren zehntausend Teilnehmern geplant. Weltweit rechnete der internationale Koordinator der Kampagne «Stopp ACTA», Sebastian Radtke, mit 150 000 bis 200 000 Demonstranten.

Auf Plakaten forderten sie «Freiheit im Internet» oder «Für Reform des Urheberrechts». Andere trugen Masken der Hacker-Vereinigung Anonymous. Auch Parteimitglieder der Grünen, der Piraten- und der Linkspartei beteiligten sich an den Protesten.

Che Guevara

Japaner demonstrieren gegen Atomkraft

Tausende Menschen haben am Samstag in Japan für ein Ende der Atomkraft demonstriert. An einer Kundgebung im Tokioter Yoyogi Park nahm auch der Literaturnobelpreisträger Kenzaburo Oe teil.
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Tokio. - «Ich habe Angst vor weiteren Atomkatastrophen», sagte eine Demonstrantin. Kundgebungsteilnehmer hielten ein Transparent, auf dem stand: «Auf Wiedersehen, Atomkraft. Wir fordern zehn Millionen Menschen zum Handeln auf.»

Ein Erdbeben und ein Tsunami hatten das Kraftwerk Fukushima im März vergangenen Jahres stark beschädigt. Bei drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war der schlimmste Reaktorunfall seit der Katastrophe von Tschernobyl 1986. (sda)

sda

Bizarro Earth

Heiliger See der Inkas: Titicaca-See ist bedroht

Südamerikas größtes Süßwasserreservoir ist »Bedrohter See des Jahres 2012«

Die deutsche Umweltstiftung »Global Nature Fund« (GNF) und die Initiative »Living Lakes« aus den USA haben anlässlich des Tages der Feuchtgebiete den Titicaca-See in Bolivien und Peru zum »Bedrohten See des Jahres 2012« erklärt.
Titicaca See
© dpa/Jorge CardenasBlick auf den Titicaca-See

Froschgrün ist die Bucht der Andenstadt Puno. Doch grün heißt nicht immer gesund. Klimawandel, Bergbau und Abwasser von über zwei Millionen Menschen - das sind die Hauptgefahren für den Titicaca-See. Im Rathaus der Regionalhauptstadt Puno, die sich mit ihren 120 000 Einwohnern zwischen zwei Hügeln an das karge Titicaca-Ufer schmiegt, informierte der Vorsitzende der peruanischen Umweltschutzorganisation CEDAS, Alberto Lescano Rivera, bei einer Pressekonferenz über die wichtigsten Umweltbedrohungen für den See. Rund zwei Prozent des Wassers seien bereits verschmutzt, der Rest sei aber noch sauber.

Welche Zukunft es zu verhindern gilt, ist vor der eigenen Haustür zu besichtigen. Punos Abwasser von Haushalten und Fabriken werden in den nördlichen Teil des Sees geleitet, nur 20 Prozent biologisch gereinigt. Der rasant gestiegene Nährstoffgehalt hat der Puno-Bucht eine üppige Wasserlinsen-Pest beschert.

Heart - Black

Perverse Jagdreisen: Deutsche Jäger töten Eisbären für 40 000 Euro

Eisbären in Kanada abschießen, Löwen und Elefanten in Afrika - ganz legal blasen deutsche Spezialveranstalter zum Hallali auf bedrohte Tierarten. Für den blutigen Kick verlangen die Mittler horrende Summen.
Eisbär
© Colourbox

Es gibt Menschen, die davon träumen, einmal in der Steppe Afrikas einen Löwen zu erlegen - oder im ewigen Eis einen Polarbären. Für viele Jäger ein erhabenes Gefühl, wenn die Trophäe dann ausgestopft über dem heimischen Kamin hängt oder als Bettvorleger dient. Tatsächlich gibt es bundesweit eine Reihe von Veranstaltern, die solche Wünsche bedienen - für viel Geld. So kostet die Jagd auf einen Eisbären in Kanada bis zu 40 000 Euro, auf Elefanten und Löwen in Afrika bis zu 60 000 Euro und auf Spitzmaulnashörner sogar bis zu 280 000 Euro. Wer sich mit einem Bären in Russland begnügt, kommt günstiger weg: mit etwa 7000 Euro inklusive Rohpräparation.

Für Daniela Freyer, Biologin bei der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife in München ist die Jagd auf die seltenen Tiere ein Greuel: „Solche Jagdreisen bedrohen die Bestände etlicher Tierarten - auch wenn sie legal sind.“ Das wird besonders im Falle des Polarbären deutlich. Durch den Klimawandel ohnehin vom Aussterben bedroht, schätzen Wissenschaftler den Bestand inzwischen auf unter 20 000. Während die USA, Norwegen, Russland und Dänemark die Jagd auf Polarbären verboten haben, ist sie in Kanada legal. So erteilt die Regierung den Inuit, den Ureinwohner des Landes, jährlich 700 Jagdlizenzen, die sie an Ausländer verkaufen dürfen. Doch das meiste Geld aus dem Jagdtourismus landet nicht bei den Inuit. „Nur wenige verdienen daran. Den größten Profit machen die Veranstalter - das gilt auch für andere Länder“, sagt Daniela Freyer.

Syringe

Die Experimente gehen weiter: Pferde sollen mit genveränderten Bakterien geimpft werden

Grabow/Schwerin (dpa - Ein niederländischer Pharmakonzern plant den ersten Einsatz gentechnisch veränderter lebender Bakterien an Pferden in Deutschland.

Im Lewitz-Gestüt des Ex-Springreiters Paul Schockemöhle in Südwestmecklenburg sollen Fohlen mit einem Impfstoff behandelt werden, um sie gegen eine eitrige Lungenentzündung immun zu machen. Das geht aus einer Bekanntmachung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor. In dem Gestüt mit 3500 Pferden und jährlich 650 Fohlen erkranken laut Antrag mehr als 50 Prozent der Fohlen an Lungenentzündung. Die Tiere infizieren sich mit dem Wildtyp des Bakteriums Rhodococcus equi.

Die Firma Intervet International B.V. plane den Versuch in diesem Jahr in Grabow, teilte die Umweltorganisation BUND am Freitag in Schwerin mit. Der Bund für Umwelt und Naturschutz warnt vor Gesundheitsgefahren für Menschen und Tiere.

Cow Skull

Florida: Python-Seuche löscht Waschbären aus

Dass Florida ein Pythonproblem hat, ist bekannt. Wie groß der Vernichtungszug der eingeschleppten Würgeschlange tatsächlich ist, wurde Forschern allerdings erst bei einer neuen Tierzählung klar.

Eine fünf Meter lange Würgeschlange verschlingt genüsslich einen 26 Kilogramm schweren Hirsch: Szenen wie diese sind in den Everglades im US-Bundesstaat Florida längst keine Ausnahme mehr. Seit dem Jahr 2000 schon treibt der gefräßige Tigerpython, auch als Burma-Python bekannt, in dem südlichen Sumpfgebiet sein Unwesen. Doch erst jetzt haben Wissenschaftler erstmals nachweisen können, wie stark der aus Asien importierte Eindringling das instabile Ökosystem der Everglades und des restlichen "Sonnenscheinstaates" aus dem Gleichgewicht bringt.

99 Prozent der Waschbären, beinahe ebenso viele Opossums und 88 Prozent der heimischen Rotluchse seien wie vom Erdboden verschwunden, stellten Wissenschaftler jüngst im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" fest. Die Studie ist nach ihren Angaben die erste, die zeigt, dass die Würgeschlange hinter der schon länger beobachteten Abnahme der Zahl von Säugetieren in den Everglades steckt. "Die Pythons richten Amerikas schönstes und reichstes Ökosystem zugrunde", klagt Marcia McNutt, Leiterin der US-Behörde für Geologie (USGS). "Nur ein schnelles und beherztes Eingreifen durch den Menschen kann die Schlangen noch stoppen."

Che Guevara

Streiks und Proteste in Griechenland

Greece Flag, EU Flag
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In Griechenland wächst der Widerstand gegen die neuen Sparanstrengungen im Kampf gegen die Staatspleite. Während ein zweitägiger Streik den öffentlichen Verkehr im Land weitgehend lahmlegte, kam es im Zentrum Athens zu Zusammenstößen zwischen Autonomen und der Polizei.

Am Nachmittag sollte der Ministerrat tagen, um über das Sparprogramm zu entscheiden. Die Abgeordneten sollen voraussichtlich am Sonntagabend abstimmen. Das ist aber nach Informationen aus dem Parlament noch nicht sicher. Die Abstimmung könnte auch am Montag oder Dienstag stattfinden, hieß es.

Bei den Auseinandersetzungen in der Hauptstadt lösten sich rund 200 Gewaltbereitete aus der ansonsten friedlich demonstrierenden Masse und warfen Steine und Brandflaschen auf die Polizisten, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Die Ordnungshüter setzten Tränengas ein, um die Randalierer auseinander zu treiben. Angaben zu Verletzten lagen zunächst nicht vor. Nach Schätzungen der Polizei waren rund 11 000 Menschen auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs.

Eye 1

„Unsere vielen Ängste sind ein Luxusproblem“

fear hand
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Gestern Gurken, heute Strahlung, morgen die Zukunft: Wir stolpern von Angst zu Angst und fürchten uns vor dem Falschen, sagt ein Statistiker.

Dortmund - Dioxin in Eiern, Kohlebakterien im Salat, krebserregende Stoffe in Babyschnullern, Alzheimer von der Gänse­leberpastete, radioaktive Wolken auf Weltreise, Unfruchtbarkeit von der Sitzheizung: Der Dortmunder Statistikprofessor und Autor Walter Krämer hat mit seinen Studenten die stete Flut immer neuer Gefahrenmeldungen gesammelt - und analysiert. Im Buch Die Angst der Woche rückt er das Potenzial der täglichen Bedrohungen zurecht.

Tiroler Tageszeitung: Das nächste Jahr hat wieder 52 Wochen. Was sind da Ihre Favoriten?

Walter Krämer: Im Moment fürchten sich alle vor dem Ende des Euro und der EU - was nicht ganz grundlos ist. Viele Leute haben Angst um ihr Geld. Nachbarn fragen mich allen Ernstes, ob sie ihr Sparkonto auflösen und das Geld im Garten vergraben sollen. Ich sag‘ natürlich: Behalte das Sparbuch.

Tiroler Tageszeitung: Ende 2012 soll wegen einer speziellen Planetenkonstellation wieder die Welt untergehen. Wie wahrscheinlich ist das?

Bad Guys

Afrika droht neue humanitäre Katastrophe - Hunger ist mehr als eine zynische Zahl

Wenn täglich Menschen an Hunger sterben, rufen die Vereinten Nationen eine Hungersnot aus. Nicht vorher. Dass dieses zynische Frühwarnsystem fatal ist, weil die Weltgemeinschaft viel zu spät mobilisiert wird, hat die jüngste humanitäre Katastrophe am Horn von Afrika gezeigt. Nun versuchen Helfer, ein ähnliches Schreckensszenario in der Sahelzone zu verhindern - und schlagen frühzeitig Alarm.

Der Hungertod ist in Afrika oft ein langsamer Tod, auch Kleinkinder kämpfen monatelang um ihr Leben, manchmal jahrelang. Denn wie viel es gerade zu essen gibt, richtet sich oft danach, wie die jüngste Regenzeit ausfiel, wie hoch Spekulanten auf den Weltmärkten die Lebensmittelpreise getrieben haben, ob Männer mit Kalaschnikows gerade die Lkws mit Hirsesäcken aus dem Ausland durchlassen oder eben nicht.
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© sueddeutsche.com

Manche hungrigen Kinder haben Durchfall, andere Schluckschwierigkeiten, wieder andere haben beides und dazu orange Haare - bedingt durch Nährstoffmangel - sowie einen aufgeblähten Bauch. Manche schreien noch nach Milch, andere atmen schon still, die Einzelheiten kennen ihre Mütter am besten. Denn die meisten Eltern wissen um die Symptome des Hungers nur allzugut, auch wenn ihnen die statistischen Unterschiede zwischen "mangelernährt", "akut unterernährt" und "vom Hunger bedroht" nicht immer geläufig sind.

Heart - Black

Somalia: Ende der Hungersnot? Über 20% der Flüchtlingskinder in Mogadischu leiden an akuter Unterernährung

(Mogadischu/Fidesdienst) - Die Sterblichkeitsrate unter den Flüchtlingskindern in der somalischen Hauptstadt Mogadischu ist weiterhin hoch, obschon die Vereinten Nationen vor kurzem das Ende der Hungersnot im Horn von Afrika bekannt gaben.

Eine gute Ernte infolge ausreichender Regenfälle und die Verteilung von Lebensmitteln durch Hilfswerke haben die Bedingungen in den drei am meisten betroffenen Flüchtlingslagern vorübergehend verbessert. Trotzdem könnte es nach Angaben der Vereinten Nationen bereits im Mai zu einer neuen Hungersnot kommen.

Über 2,3 Millionen Menschen, rund ein Drittel der Bevölkerung, sind immer noch dringend auf Hilfe angewiesen. Unter den Flüchtlingskindern in Mogadischu liegt der Anteil der Kinder mit akuter Unterernährung bei über 20%. Die Sterblichkeitsrate bei Kindern im Alter unter fünf Jahren liegt in den Flüchtlingslagern in Mogadischu bei 5,46 je 10.000 pro Tag.