Kairo - Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern der verbotenen Muslimbruderschaft und der Polizei auf dem Gelände der Al-Ashar-Universität in Kairo ist ein Student getötet worden.

Vier weitere Studenten seien verletzt worden, erklärte das Gesundheitsministerium am Samstag. Das Opfer sei Unterstützer der Muslimbrüder gewesen, sagte eine Studentenvertreterin der Nachrichtenagentur Reuters. Die Regierung hatte die islamische Organisation diese Woche als "terroristische Vereinigung" eingestuft.

Das staatliche ägyptische Fernsehen berichtete, die Anhänger der Muslimbrüder hätten zwei Gebäude angezündet. Staatlichen Medien zufolge wurden 101 Studenten festgenommen. Bei ihnen seien Waffen sichergestellt worden, darunter auch Molotow-Cocktails. Nach einem Bericht der staatlichen Zeitung Al-Ahram setzten Polizisten Tränengas ein, um Anhänger der Muslimbrüder zu vertreiben, die Kommilitonen den Zutritt zur Universität verwehrt hatten. Die Demonstranten hätten Steine auf die Polizisten geworfen und Reifen angezündet.

Die Al-Ashar-Universität, ein Zentrum sunnitsch-islamischer Studien, war in den vergangenen Wochen ein Brennpunkt des Protests der Muslimbrüder gegen die Absetzung des Präsidenten Mohammed Mursi im Juli, die sie als Putsch bezeichnen.

Am Freitag wurden bei Zusammenstößen zwischen Polizisten und Anhängern der Muslimbruderschaft mindestens fünf Menschen getötet. Sicherheitskräfte nahmen mehr als 260 Anhänger der islamistischen Bewegung fest, die zu Protesten nach den Freitagsgebeten aufgerufen hatte. In der Hauptstadt Kairo und in mindestens vier weiteren Städten kam es zu Krawallen.

Nach einem Bombenanschlag auf eine Polizeiwache, bei der am Dienstag 16 Menschen getötet worden waren, hatte die Regierung die Muslimbrüder als Terrorgruppe eingestuft. Allerdings legte sie bislang keine Beweise für die Täterschaft der Organisation vor. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete den Schritt der Regierung als politisch motiviert. Ihr gehe es nur darum, eine wichtige Oppositionsgruppe auszuschalten. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte in Spiegel Online die Befürchtung, "dass die Einstufung der gesamten Muslimbruderschaft als Terrororganisation und die Kriminalisierung aller ihrer Mitglieder Ägypten dem inneren Frieden nicht näher bringen wird".