New York
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New York. New Yorks Raucher-Lobby schlägt Alarm. Sie will kämpfen bis zum letzten nikotinhaltigen Atemzug. Mit zivilem Ungehorsam protestieren sie gegen die weitere Verschärfung der Anti-Raucher-Gesetze.

Im Mai werden die ohnehin schon harten Anti-Raucher-Gesetze von New York City noch einmal verschärft, dann werden Glimmstängel auch an Stränden, in Parks und auf öffentlichen Plätzen verboten sein. Passionierte Raucher reagieren mit zivilem Ungehorsam: Sie züchten Tabak im Eigenheim, um die sündhaft teuren Strafsteuern auf Zigaretten zu umgehen. Und sie planen öffentliche Rauchevents in Stadtparks.

Audrey Silk ist 46 Jahre alt, sie hat früher einmal bei der Polizei gearbeitet, und sie raucht Kette. Im Garten ihres Hauses im Stadtteil Brooklyn hat sie 100 Töpfe mit Tabaksetzlingen aufgereiht. "Ich nenne das den 'Bloomberg-zum-Teufel-Garten'", sagt sie. Michael Bloomberg ist New Yorks gesundheitsbewusster Bürgermeister, er hat der Stadt den strengen Anti-Nikotin-Kurs verordnet. Eine Schachtel kostet im Handel mittlerweile zwischen 12 und 15 Dollar (8,60 bis 10,70 Euro).

Silk ist eine Art Guerilla-Führerin unter New Yorks bedrängten Rauchern. Natürlich geht es der schlagfertigen Frau auch um den reinen Spaß am Rauchen. Eigentlich sieht sie sich aber als Bürgerrechtlerin an, die gegen staatliche Bevormundung kämpft. "Das ist meine Art der Revolte gegen die Einmischung der Regierung", sagt sie in ihrer Wohnung, in der Tabakblätter zum Trocknen an der Wäscheleine hängen. Silk schreckt nicht vor einem Vergleich mit totalitären Systemen zurück: "Hier wird ein Gruppe von Menschen zu Ausgestoßenen gemacht, damit man sie kontrollieren kann."

Die Tabakaktivistin rechnet vor, dass sie mit der Ernte ihrer 100 Topfpflanzen im Jahr rund 8000 Dollar spart. Geschmacklich zahle sie freilich einen Preis: Die Eigenernte sei eher etwas für hartgesottene Raucher. "Das Aroma ist definitiv etwas strenger als bei Tabak aus dem Laden", sagt Silk. "Es geht mir aber um die politische Botschaft."

Anfang Mai, wenn Rauchen in New York erstmals auch an einigen Orten unter freiem Himmel verboten sein wird, will sich Silk mit einigen Mitstreitern demonstrativ in einem Stadtpark einige Zigaretten anzünden. "Wir werden dem Gesetz ganz offen trotzen." Dafür nehmen die Tabakaktivisten Bußgelder von 50 Dollar in Kauf. Die Gruppe nennt sich CLASH - für "Citizens Lobbying Against Smoker Harassment" (Bürger treten gegen die Schikanierung von Rauchern ein).

Bei all ihrer Leidenschaft wird Silk etwas wortkarg, wenn sie nach ihren eigenen Rauchgewohnheiten gefragt wird. Wie viele Zigaretten raucht sie am Tag? Wann hat sie angefangen? Die Aktivistin will das nicht verraten: "Die Anti-Raucher nutzen solche Infos immer aus, um uns anzugreifen."