Menschenrechtsaktivisten
© www.telam.com.arMenschenrechtsaktivisten am ersten Prozesstag
In Argentinien hat ein neues Gerichtsverfahren gegen acht während der Diktatur aktive Militär- und Polizeiangehörige begonnen. Sie stehen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht, die sie in dem geheimen Folterzentrum "Villa Seré" in der Provinz Buenos Aires begangen haben sollen. In der Villa sind zwischen 1977 und 1978 unter der Zuständigkeit der Luftwaffe hunderte von Menschen misshandelt worden. Der Prozess startete zwei Tage nach den landesweiten Feiern zum Gedenken an den 38. Jahrestag des Beginns der Militärdiktatur. Die Villa Seré war eines von rund 500 Geheimgefängnissen, die während der Militärdiktatur im ganzen Land existierten.

Im Einzelnen werden den acht ehemaligen Mitgliedern der Polizei und des Militärs die Tötung von zwei Menschen und 95 Fälle von Verschleppung und Folter vorgeworfen. Vier damaligen Opfern war es im Jahr 1978 gelungen, aus Villa Seré zu fliehen. Es handelt sich um Daniel Rossomano, Guillermo Fernández, Claudio Tamburrini und Daniel García. Nach ihrer heute als historisches Ereignis geltenden Flucht wurde die Villa vorsätzlich in Brand gesetzt, um die Spuren der Folter zu beseitigen.

Einer der acht Angeklagten ist der damalige Kommandant des Geheimgefängnisses und Ex-Brigadier der Luftwaffe Rafael Mariani. Der Prozess von Villa Seré ist das dritte Gerichtsverfahren gegen den im Hausarrest sitzenden 82-Jährigen ehemaligen Offizier. 2008 wurde er bereits wegen zahlreicher Verbrechen zu 25 Jahren Freiheitsentzug verurteilt.

Villa Seré wurde indes zum Ort der historischen Aufarbeitung. Im Jahr 2000 wurde dort das "Haus der Erinnerung und des Lebens" errichtet. Die Erinnerungsstätte erlangte damals als erste lateinamerikanische Einrichtung dieser Art große Aufmerksamkeit. Im Rahmen des 2013 eröffneten "Zentrum Villa Seré zur Erforschung und Interpretation unserer jüngsten Geschichte" finden zudem Ausgrabungen statt, die Hinweise auf die Geschichte des Anwesens liefern sollen.