Komposite sehen gut aus und enthalten kein Quecksilber. Jedoch ist auch bei diesen Zahnfüllmaterialien Vorsicht geboten.
zahnfüllung,komposite
© Lighthunter - Shutterstock.com
Komposit-Füllungen gelten als Alternative für Amalgam und werden häufig nach der Amalgamentfernung eingesetzt. Schliesslich meint man oft, alles sei unbedenklich, so lange es nicht Amalgam heisst. Doch auch Komposit-Füllungen sind nicht immer harmlos. Und so melden sich vermehrt Zahnärzte zu Wort, die zwischen Komposit-Füllungen und chronischen Beschwerden Zusammenhänge sehen.

Was sind Komposite?

Komposite sind Materialien, die in der Zahnmedizin schon seit etwa 35 Jahren für Füllungen (Kunststoff), aber auch zur Verankerung von Kronen oder Keramikfüllungen verwendet werden.

Komposit-Materialien sind aus einem organischen und einem anorganischen Teil zusammengesetzt - daher auch ihr Name. Komposit ist ein Begriff aus dem Lateinischen (componere) und bedeutet nichts anderes als "zusammengesetzt“.

Der Hauptanteil - ca. 80 Prozent des Materials - ist anorganisch und besteht aus kleinsten Keramik-, Glas- und Quarzpartikeln.

Die übrigen 20 Prozent bestehen aus organischen Kunststoffverbindungen.

Wie auch Amalgamfüllungen so sind Komposite sog. plastische Füllungen. Es handelt sich also zunächst um eine Paste, die portionsweise in das Loch im Zahn eingebracht wird.

Portionsweise deshalb, weil Komposite bei Aushärtung schrumpfen können. Also wird das Material in kleinen Portionen in den Zahn gegeben, die dann jeweils erst ausgehärtet werden, bevor die nächste Schicht aufgetragen wird.

Komposit-Füllungen können vor allem in ästhetischer Hinsicht punkten, da mit ihnen die Zahnfarbe naturgetreu nachempfunden werden kann.

Komposite sind preisgünstig

Ein weiterer Vorteil ist, dass Komposit-Materialien relativ preisgünstig sind.

Das liegt auch daran, dass das Loch im Zahn vom Zahnarzt direkt gefüllt werden kann, während Gold und Keramik vorher im Labor geformt werden müssen.

Ein Keramik-Inlay kann bis zu 500 Euro pro Zahn kosten. Für eine Komposit-Füllung dagegen müssen vom Patienten lediglich 30 bis 80 Euro gezahlt werden.

Natürlich sind Amalgamfüllungen noch billiger, denn die Krankenkassen übernehmen die vollen Kosten.

Komposite statt Amalgam?

Da Amalgamfüllungen aber aus Quecksilberlegierungen bestehen, werden sie seit jeher sehr kritisch beäugt. Sie belasten die Umwelt, können Allergien auslösen und zu einer chronischen Quecksilbervergiftung führen.

Viele Studien haben schon gezeigt, dass Amalgamfüllungen mit etlichen Krankheiten in Verbindung gebracht werden können.


Und so wundert es nicht, wenn immer mehr europäische Länder (z. B. Norwegen) den Einsatz von Amalgam verbieten. Stattdessen kommen nun neben Keramik-Füllungen insbesondere Komposit-Füllungen zur Anwendung.

Zahlreiche gesundheitsbewusste oder aber auch chronisch erkrankte Patienten haben überdies bereits eine Amalgamsanierung durchführen lassen. Hierbei werden die Amalgamfüllungen entfernt und in der Regel durch Komposit-Füllungen ersetzt, da diese erschwinglicher als Keramik-Füllungen sind.

Doch nun stehen auch Komposite und die sog. Dentinadhäsive (Klebstoffe) vermehrt im Verdacht, sich unter Umständen negativ auf die Gesundheit auswirken zu können. Beides enthält toxische Bestandteile, auf die sowohl Patienten als auch Zahnärzte mit Allergien, Unverträglichkeiten, Schmerzen oder viele andere Beschwerden reagieren können.

Komposite enthalten Giftstoffe

Zu den schädlichen Stoffen im Komposit zählen mitunter
  • Triethylenglycol-Dimethacrylat (TEGDMA)
  • Hydroxyethylmethacrylat (HEMA)
  • Urethandimethacrylat (UDMA)
  • Bisphenol-Glycidyl-(di)-Methacrylat (Bis-GMA)
Es ist erwiesen, dass diese Stoffe, die als besonders reaktionsfähige Substanzen gelten, toxisch für lebende Zellen sind und über eine stark permeable Fähigkeit verfügen.

Das bedeutet, dass sie die Durchlässigkeit der Schleimhäute für Giftstoffe erhöhen und somit leicht in innere Organe gelangen können - besonders in die Leber und die Nieren, wo sie sich ablagern und im Laufe der Zeit auch in höheren Dosen anreichern.

Zu den möglichen Folgeerkrankungen durch Komposite zählen:
  • Lungenkrankheiten
  • Schwächung des Immunsystems
  • Hautirritationen
  • Verschiedenste Schmerzsymptomatiken z. B. an Kopf, Gesicht, Schulter, Ellbogen, Hand, Rücken, Hüfte, Knie und Fuss
  • Sensibilitätsstörungen in den Extremitäten (Kribbeln, Taubheit)
  • Ödeme
  • Atemnot
  • unterschiedlichste Allergien
  • verschiedene Lebensmittelunverträglichkeiten
  • Energiedefizite
  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • ADS
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Zyklusstörungen
  • Bluthochdruck und Herzrasen (Tachykardie)
Eine einzige Komposit-Füllung kann aber auch (Mit-)Ursache mehrerer Symptome gleichzeitig sein - je nach individueller Situation und persönlichem Immunstatus.

All das ist sicher nicht gänzlich unbekannt, was man schon am Umfang der Sicherheitsvorkehrungen für Zahnärzte erkennen kann, wenn diese mit Komposit-Materialien arbeiten.

So ist beispielsweise ein direkter Kontakt mit Komposit-Materialien unbedingt zu meiden, und Ampullen mit Kompositen dürfen keinesfalls offen stehen gelassen werden.

Nichtsdestotrotz scheint es sehr schwierig zu sein, gesundheitliche Risiken durch Komposit-Füllungen wissenschaftlich nachzuweisen.

Man weiss lediglich aus zahlreichen in vitro und in vivo Untersuchungen, dass Komposit-Füllungen bzw. ihre Bestandteile als toxisch eingestuft werden müssen.

Das Risiko für den Patienten wird dennoch als gering bewertet, was lediglich daran liegt, dass es bislang keine verlässlichen wissenschaftlichen Daten über mögliche systemische Wirkungen gibt (systemisch = den gesamten Organismus betreffend).

Auch stehen - abgesehen von Allergietests - keinerlei Testmethoden zur Verfügung, um mögliche systemische Wirkungen von Komposit-Materialien am Menschen untersuchen geschweige denn diagnostizieren zu können. Folglich sind Beschwerden nicht wissenschaftlich verifizierbar.

Komposite - Fälle aus der Zahnarzt-Praxis

Zahlreiche Zahnärzte, die tagtäglich mit Komposit-Materialien und den damit behandelten Patienten in Berührung kommen, konnten aufgrund ihrer Beobachtungen aus der Praxis sehr wohl Zusammenhänge zwischen Kunststoff-Materialien und gesundheitlichen Beeinträchtigungen der verschiedensten Art feststellen.

Oft treten die Beschwerden in den ersten sechs Monaten nach dem Einsetzen einer Komposit-Füllung auf, manchmal sogar noch am selben Tag.

Doch auch Jahre später können sich die Giftwirkungen der Kunststoffe bemerkbar machen.

Nachfolgend stellen wir einige Erfahrungsberichte aus der Zahnarztpraxis vor:

1. Kopfschmerz und Konzentrationsstörungen durch Komposite

So klagte beispielsweise ein 15jähriger Junge über starke Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Erschöpfung und Müdigkeit, migräneartige Kopfschmerzattacken mit Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie Anfälligkeit für Infekte.

Der behandelnde Zahnarzt vermutete einen Zusammenhang mit der festsitzenden Zahnspange des Jungen, da die Beschwerden etwa zwei Monate nach Einsetzen der Spange auftraten. Er entfernte sodann alle Brackets, und die Symptomatik verbesserte sich schlagartig um etwa 50 Prozent.

Da aber jeder Zahn noch durch Komposit (Kunststoffkleber) belastet war, wurden auch noch die verbliebenen Kleberreste entfernt.

Daraufhin erfolgte eine Gesamtbesserung von 80 bis 90 Prozent.

2. Herzrasen durch Komposite

Eine weitere Patientin hatte seit drei Jahren Herzrhythmusstörungen (Tachykardie). Als eine bestehende Füllung in einer ersten Sitzung verträglicher gemacht wurde, zeigte sich bereits eine spürbare Besserung. Nach der zweiten Sitzung, in der zwei weitere Füllungen verträglicher gemacht wurden, verschwand das Problem vollständig. Andere Beschwerden, wie Nervosität, Schwindel und Schlafstörungen besserten sich um immerhin etwa 70 Prozent.

3. Rückenschmerzen durch Komposite

Eine 75jährige Patientin klagte über Rücken- und Hüftbeschwerden, die unmittelbar nach dem Setzen von zwei kleinen Kompositfüllungen aufgetreten waren. Sobald die Füllungen verträglich gemacht wurden, war sie nahezu schmerzfrei.

4. Schmerzen im Handgelenk durch Komposite

Eine weitere Patientin konnte nicht einmal mehr Klavier spielen, so stark waren ihre Schmerzen im Handgelenk. Nach der sechsten Sitzung, in der ihre Komposit-Füllung verträglich gemacht wurde, konnte sie wieder Klavier spielen.

5. Schulterschmerzen durch Komposite

Eine andere Patientin litt 1,5 Jahren an Schulterschmerzen. Orthopädische und physiotherapeutische Massnahmen zeigten keine Wirkung.

Die Patientin hatte seit zehn Jahren zwei Keramik-Füllungen, die bislang - so hatte sie zumindest geglaubt - gut vertragen wurden. Untersuchungen zeigten nun aber, dass diese Füllungen mit einem Komposit-Klebematerial befestigt waren.

Erst nachdem die beiden Füllungen bzw. das Befestigungsmaterial verträglich gemacht worden waren, verschwanden die Beschwerden in der Schulter unmittelbar.

Wie aber lassen sich Komposite verträglich machen?

So können Komposite verträglich gemacht werden

Offenbar sind lichthärtende Komposite - die am weitesten verbreiteten Komposit-Materialien - nicht immer im selben Mass schädlich sein müssen. Nicht primär ihre Zusammensetzung soll hier eine Rolle spielen, sondern vielmehr der Grad ihrer Polymerisation, wobei gilt:

Je höher der Polymerisationsgrad, umso verträglicher das Material.

Als Polymerisation bezeichnet man jenen Vorgang, der während des Aushärtens mit dem blauen Licht der Polymerisationslampe in die Wege geleitet wird.

Bislang unverträgliche Komposit-Materialien können somit durch häufiges Nachhärten - und zwar von allen Seiten und mit den entsprechenden Sicherheitsmassnahmen, um weder Zahnfleisch noch Material zu überhitzen - von einem unverträglichen in einen verträglichen Zustand überführt werden.

Dies gelingt jedoch nicht in einer Sitzung, sondern in mehreren, in denen jeweils immer wieder nachgehärtet wird.

Fachleute empfehlen, sich nicht auf die üblicherweise empfohlene Härtungszeit von 20 Sekunden oder womöglich kürzer zu verlassen. Sie sei viel zu kurz und völlig unzureichend.

Je nach Polymerisationsgerät, Füllung und Gesamtsituation seien Härtungszeiten von 60 bis 240 Sekunden oder mehr (in mehreren Intervallen zu je 20 oder 40 Sekunden aus derselben Richtung) notwendig, um die Füllung verträglich zu machen.

Geht es dem Patienten sehr schlecht, dann sollte man pro Sitzung - so kompositkritische Experten - besser nur 60 bis allerhöchstens 100 Sekunden nachhärten, da es sonst zu einer Verschlechterung des Befindens kommen könne.

Komposite - Eine Bilanz

Betrachtet man alle Vor- und Nachteile der Komposit-Füllungen, fällt die Bilanz ernüchternd aus. Sie können zwar ästhetisch überzeugen, doch ihre Nebenwirkungen sind kaum abzuschätzen.

Auch wenn das gesundheitliche Risiko wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht und belegt ist, wäre es somit vernünftiger, alternative Füllmaterialien zu verwenden, die verträglicher sind, wie z. B. Keramik oder auch glasartige Materialien wie Glasionomere und Glascarbomere.

Problematisch ist hierbei, dass der Kostenfaktor bei der Auswahl der Füllmaterialien oft eine tragende Rolle spielt.

Doch lohnt sich hier - wie so oft - die kostspieligere Lösung durchaus.

Wurden Ihnen bereits Komposit-Füllungen gelegt und leiden Sie seither an chronischen Beschwerden, für die es keine Erklärung zu geben scheint oder die therapieresistent sind, denken Sie in jedem Fall auch an Ihre Füllungen als mögliche Ursache.

Die gesündeste Zahnfüllung ist natürlich gar keine Zahnfüllung. Achten Sie deshalb akribisch darauf, Ihre Zähne ausreichend zu pflegen und sich zahngesund zu ernähren.

Wie Sie Ihre Zähne auf natürliche Weise gesund erhalten können, erfahren Sie u. a. hier:

Natürliche Zahnpflege mit antibakterieller Wirkung

Kokosöl stoppt Karies

Kurkuma für die Zähne

Heilpflanzen für die Zähne

Zähne reparieren

Xylit für eine perfekte Zahnpflege

Bisphenol A lässt Zähne bröseln

Quellen:
  1. www.dr-just-neiss.de/nachhaerten (Quelle als PDF)
  2. Dr. Just Neiss, "Systemische Wirkungen von Kompositen“, Dental Tribune (German edition), September 2012 (Quelle als PDF)
  3. Dr. Just Neiss, "Gesundheitsrisiken durch Komposite“, Dental Tribune (German edition), Oktober 2012 (Quelle als PDF)
  4. Mutter J, Curth A, Naumann J, Deth R, Walach H. “Does inorganic mercury play a role in Alzheimer`s disease? A systematic review and an integrated molecular mechanism.", J Alzheimers Dis. 2010, (Spielt anorganisches Quecksilber eine Rolle bei der Alzheimerkrankheit? Eine systematische Auswertung und ein integrierter molekularer Mechanismus) (Quelle als PDF)
  5. Richard F. Edlich, Samantha K. Rhoads, Holly S. Cantrell, Sabrina M. Azavedo, Anthony T. Newkirk, “Banning Mercury Amalgam", (Das Verbot von Quecksilber-Amalgam) (Quelle als PDF)
  6. Dr. Willem van den Bosch, "Wie toxisch sind Komposit, Glasionomer und Amalgam?“, DZW Spezial, Ausgabe 3/08 vom 18. Juni 2008 (Quelle als PDF)
  7. Schweikl H, Hiller KA, Bolay C, Kreissl M, Kreismann W, Nusser A, Steinhauser S, Wieczorek J, Vasold R, Schmalz G, "Cytotoxic and mutagenic effects of dental composite materials.“, Biomaterials, Mai 2005, (Zytotoxische und mutagene Effekte des Zahnfüllungsmaterials Komposit) (Quelle als PDF)
  8. Lönnroth EC, Shahnavaz H, “Adverse health reactions in skin, eyes, and respiratory tract among dental personnel in Sweden", Swed Dent J, 1998;22(1-2):33-45, (Nachteilige Gesundheitsreaktionen in der Haut, den Augen und den Atemwegen bei dem Zahnpersonal in Schweden) (Quelle als PDF)
  9. Schweikl H, Spagnuolo G, Schmalz G, “Genetic and cellular toxicology of dental resin monomers.", J Dent Res, Oktober 2006, (Genenische und zellulare Toxizität von die Zähne betreffenden Kunststoff-Monomeren) (Quelle als PDF)
  10. Wataha JC1, Rueggeberg FA, Lapp CA, Lewis JB, Lockwood PE, Ergle JW, Mettenburg DJ, “In vitro cytotoxicity of resin-containing restorative materials after aging in artificial saliva.", Clin Oral Investig, September 1999, (Zytotoxizität von kunststoffhaltigen Füllungsmaterialien nach Alterung in künstlichem Speichel in vitro) (Quelle als PDF)
  11. Schwengberg S1, Bohlen H, Kleinsasser N, Kehe K, Seiss M, Walther UI, Hickel R, Reichl FX, "In vitro embryotoxicity assessment with dental restorative materials.", J Dent, Jänner 2005, (In vitro Bewertung der Embryotoxizität von Zahnfüllungsmaterialien) (Quelle als PDF)
  12. Seiss M, Nitz S, Kleinsasser N, Buters JT, Behrendt H, Hickel R, Reichl FX, "Identification of 2,3-epoxymethacrylic acid as an intermediate in the metabolism of dental materials in human liver microsomes.", Dent Mater, Jänner 2007, (Die Identifizierung von 2,3-Epoxiden-Methacrylsäure als ein Zwischenglied im Metabolismus von Zahnmaterialien in menschlichen Leber-Mikrosomen) (Quelle als PDF)
  13. Kleinsasser NH1, Schmid K, Sassen AW, Harréus UA, Staudenmaier R, Folwaczny M, Glas J, Reichl FX, “Cytotoxic and genotoxic effects of resin monomers in human salivary gland tissue and lymphocytes as assessed by the single cell microgel electrophoresis (Comet) assay.", Biomaterials, März 2006, (Zytotoxische und genotoxische Effekte von Kunststoff-Monomeren im menschlichen Speicheldrüsengewebe und den Lymphozyten, bewertet durch Einzelzell-Mikrogel-Elektrophorese-(Comet)Assay) (Quelle als PDF)