Die jetzigen wirtschaftlichen und politischen Krisen gehen auf die Selbstbezogenheit der westlichen Politiker zurück, die, „wie taube Propheten von ihrer eigenen Wahrheit überzeugt sind und niemandem zuhören wollen“, schreibt der britische Historiker, Mark Mazower, in einem Artikel für die Zeitung „Financial Times“.

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Dem Historiker zufolge erlebt die Welt jetzt eine wichtige Periode, die sich als „Ende der jahrhundertelangen westlichen globalen Dominanz auf dem Planeten“ bezeichnen lässt, als Europa und die USA „blindlings daran glaubten, dass sie die ganze Welt regieren können“.

Die Europäer hätten lange Zeit daran geglaubt, die US-amerikanischen Werte seien „siegbringend“ und müssten propagiert werden. Dies habe zum sogenannten Washington Consensus geführt, der die alte Idee einer Verstärkung demokratischer Institutionen durch staatliche Kontrolle zu Hause, d.h. innerhalb des Landes, zerstört hatte, schreibt der Autor.

"Die Finanzialisierung hat diese Idee haltlos gemacht, und die globale Wirtschaft ist viel unstabiler geworden“, schreibt er in dem Artikel. Mazower zufolge haben Europa und die USA die Haltlosigkeit ihrer Ideen übersehen, weil sie „zu Hause“ keine negativen Effekte erzielt haben.

„Deshalb hat die jetzige Krise zumindest einen positiven Effekt - sie bringt die Abwegigkeit der westlichen Ideen und Theorien, die lange Zeit dominiert haben, an den Tag. Der Westen verhielt sich wie ein tauber Prophet, der von seiner eigenen Wahrheit überzeugt war und niemandem zuhören wollte“, schlussfolgert der Historiker.