Internetberatung bei Depressionen sinnvolle Ergänzung der Therapie
Therapie, Gespräch,depression
© Photographee.eu/fotolia.comDie Internetberatung kann eine gute Ergänzung zu der Verhaltenstherapie bei Depressionen bilden.
Bei einer Depression kann die begleitende Internetberatung den Behandlungserfolg deutlich verbessern, so das Ergebnis eines Pilotprojektes der Techniker Krankenkasse (TK) und der Freien Universität Berlin. Der elektronische Austausch mit den Therapeuten verbessere die Wirkung der Behandlung. Leichte bis mittelschwere Depressionen könnten sich mit Hilfe der Internetberatung wirksam bekämpfen lassen, berichtet die TK.

In dem Pilotprojekt der TK und der Freien Universität Berlin wurde deutlich, dass mit einem internetgestützten Beratungsprogramm die Behandlung der Depressionen deutlich verbessert werden kann. Gemessen an dem sogenannten Beck Depressionsinventar II (BDI II) habe sich der Zustand der Teilnehmer durch die Internetberatung äußerst positiv entwickelt, so die Mitteilung der Techniker Krankenkasse. Die Online-Beratung biete eine gute Ergänzung zur klassischen ambulanten Verhaltenstherapie.

Probanden durchlaufen sechswöchiges Behandlungsprogramm

Insgesamt haben 1.000 Menschen an dem Pilotprojekt (TK-Depressions-Coach) teilgenommen. Dabei durchliefen sie „innerhalb von sechs Wochen ein strukturiertes Aufgabenprogramm, erledigten intensive Schreibaufgaben und absolvierten multimediale Audio- und Video-Schulungen“, berichtet die TK. Zudem habe ein Teil der Patienten wöchentlich schriftliche Rückmeldungen von einem speziell geschulten Therapeuten erhalten, während die Probanden der zweiten Gruppe eine automatisierte Variante des Programms ohne individuelle schriftliche Rückmeldung absolvierten.

Bessere Behandlungsergebnisse bei Online-Austausch mit Therapeuten

Anhand der Zwischenergebnisse der Evaluation werde deutlich, dass die schriftlichen Rückmeldungen der Therapeuten wesentlichen Einfluss auf den Erfolg der Behandlung haben, erläutert die Psychologin und Studienleiterin Professorin Dr. Christine Knaevelsrud in der Pressemitteilung der TK. „Bei beiden Gruppen hat sich die Depression gebessert, aber der schriftliche Austausch mit den Therapeuten führt zu deutlich besseren Ergebnissen als die automatisierte Variante“, betont die Professorin. Zudem hätten bei begleitender Internetberatung 84 Prozent der Probanden das Programm bis zum Ende durchgehalten, während bei der automatisierten Variante nur 76 Prozent der Teilnehmer das vollständige Programm absolvierten. Auch in der Zufriedenheit (89 Prozent gegenüber 79 Prozent) und in Bezug auf eine mögliche Weiterempfehlung (81 Prozent gegenüber 70 Prozent) habe die betreute Variante des Depressions-Coachs mehr überzeugt als die vollautomatisierte Version.

Optimale Ergänzung der ambulanten Verhaltenstherapie

Die Messung anhand des Beck Depressionsinventars II zeigte bei der Internetberatung einen Rückgang von 21,98 auf 9,98 Punkte, womit „sich die Depression im Durchschnitt von einem mittelschweren Krankheitsbild auf einen klinisch nicht mehr bedeutsamen Wert verbessert“ hat, berichtet der Leiter des TK-Versorgungsmanagements Klaus Rupp. Der Behandlungserfolg sei demnach vergleichbar mit dem einer ambulanten Behandlung beim Verhaltenstherapeuten. Der Depressions-Coach könne hier die ideale Ergänzung zur klassischen ambulanten Verhaltenstherapie bilden. Denn gerade zu Beginn einer Depression würden viele Menschen den persönlichen Kontakt mit einem Therapeuten meiden und lieber solch ein niedrigschwelliges Angebot nutzen. Auch sei der Depressions-Coach selbst in Regionen mit einem dünnen Therapieangebot schnell und leicht zugänglich. Zudem müssten die Teilnehmer selbst aktiv werden und sich kontinuierlich mit ihrer Depression auseinandersetzen, was im Sinne einer erfolgreichen Behandlung Vorteile mit sich bringe.

(fp)