Lügenpresse
So titelte am 22.12.2015 die Rheinische Post Online [RPO] - und zeigt damit ein mal wieder wunderbar in herrlicher blindwütiger Arroganz, in welchem Elfenbeinturm die Medien in diesem Lande sitzen.

Die RPO schreibt:
Es sind nicht mehr nur Salafisten und die AfD, die Pauschalkritik an Medien für ihre Zwecke nutzen. Auch die Mitte der Gesellschaft vermutet, dass in den Redaktionen lauter Ahnungslose sitzen. Zum Jahresende hat unser Lokalchef in Mönchengladbach eine Bestandsaufnahme gemacht.

Der Artikel des “Praktikanten” von Ralf Jüngermann lautet so:

Beginnen wir mit einem ganz normalen Wochenende. Drei Fälle aus drei Tagen:

Samstag: Die RP berichtet über die Verteilung des Geldes, das Kommunen für Flüchtlinge bekommen. Über den Artikel entspinnt sich auf Facebook eine Diskussion. Einer schreibt: “Ich weiß schon, warum ich mein Abonnement gekündigt habe. Die Berichte sind überwiegend oberflächlich, tendenziös und schlecht recherchiert.” Das findet Gefallen - zum Beispiel vom Pressesprecher der Stadt Mönchengladbach, Wolfgang Speen. Er “liked” diesen Post und erklärt damit öffentlich, wie er die Arbeit der Rheinischen Post einschätzt.

Sonntag: Am Sonntag hat ein Borussia-Fan einen anderen so schwer verletzt, dass zunächst nicht klar ist, ob dieser überleben wird. Nachdem die Rheinische Post online und auf Facebook darüber am Abend berichtet hat, dauerte es nur wenige Minuten, bis sich die ersten Kommentatoren meldeten: Das sei ja aus dem Polizeibericht abgeschrieben und wahrscheinlich vollkommen anders gewesen. “Bei meinem Unfall vor 20 Jahren hat die Rheinische Post auch Schwachsinn geschrieben.”

Montag: Die RP kommentiert, dass niemand ernstlich damit rechnen könne, dass Borussia-Kapitän Granit Xhaka zum Vorbild werde, Unbeherrschtheiten gehörten untrennbar zu ihm dazu. Antwort eines Lesers: “Was für ein geistiger Dünnschiss! Xhaka ist ein Heißsporn, na und? Also schreibt doch bitte nicht so eine Scheiße...echt..”

Es ist egal, ob es um Politik geht oder Sport, um Unglücke, um Erfreuliches, um Nachrichten, Meinung oder Reportagen - die Debatte über die Übermittler dieser Themen kommt verlässlich. Und genau so verlässlich beinhaltet sie folgende Stereotypen: Bei Zeitungen arbeiten Praktikanten und/oder Analphabeten, in jedem Fall Ahnungslose, die vollkommen Abstruses, extrem Einseitiges oder komplett Irrelevantes behaupten, und das auch noch mutwillig. Medien zu beschimpfen, das ist längst so mehrheitsfähig geworden wie Politiker raffgierig und inkompetent zu finden. Sie sind für die Kritiker Bestandteile desselben Systems.


Kommentar: Wir sollten an dieser Stelle festhalten, dass die überwiegende Mehrheit der Politikerkaste nachgewiesenermaßen in der Tat, und im besten Falle, raffgierig und inkompetent IST. Darüber hinaus SIND die großen Medien dieses Landes Bestandteil desselben Systems. Das mag einem nicht gefallen, aber so ist es numal.

Noch vor ein paar Jahren waren es vor allem Extremisten, religiöse wie die Salafisten oder politische wie die AfD, zu deren Grundfesten Medienschelte gehörte. Das ist klar. Frei verfügbare, ungefilterte Informationen sind für das Geschäftsmodell von Extremisten eine eher hinderliche Sache. Inzwischen könnten sich AfD und ihre linken Kritiker, wenn sich ihre Demonstrationszüge mal kreuzen, im Zweifel immerhin noch auf eines verständigen: Die Medien stellen das meiste falsch und verzerrt dar. Das ist längst Gemeingut - auch in der Mitte der Gesellschaft. Als Pressesprecher einer Stadt darf man so was heute offenbar auch richtig finden.

Nur, damit wir uns nicht missverstehen: Medien darf und muss man kritisieren - erst recht, wenn sie etwas falsch machen. Und das kommt vor. Für unsere Ausgabe kann ich sagen: Wir machen immer wieder Fehler, vertauschen Uhrzeiten, Eintrittspreise, Vornamen und ärgern uns selbst am allermeisten darüber und freuen uns über Hinweise auf Fehler, denn dann können wir sie korrigieren. Wir liegen auch rückblickend betrachtet schon mal mit einer Einschätzung, was gut oder schlecht für die Stadt ist, daneben. So weit, so selbstverständlich. Wir sind auch nicht mimosenhaft und wissen, dass wir sogar noch gut wegkommen, zum Beispiel im Vergleich zu Marcel Reif, einem anerkannten Fußballfachmann, der - einfach indem er seinen Job macht - Proteststürme auf sich zieht wie sonst nur Steuererhöhungen.

Wir fühlen uns weder persönlich noch als Berufsstand substanziell angegriffen. Wir stellen uns nur irritiert und besorgt ein paar Fragen: Woher kommt diese Aggressivität, diese ungefilterte Lust zum Pöbeln? Und was ist die nächste Stufe davon? Warum ist es für viele Menschen so schwer, andere Meinungen als ihre eigene zu ertragen? Was bedeutet das perspektivisch für unsere Gesellschaft?


Kommentar: Es ist schon bedenklich, wenn hier die Lüge (ob bewusst oder unbewusst) als "Meinung" deklariert wird. Eine Meinung ist eine Sache, ist unbedeutend und im Grunde wertlos, da sie keinen Informationsgehalt aufweist und im Grunde in einem Nachrichtenmedium nichts verloren hat. Wer aber Informationen verfälscht und Unwahrheiten berichtet und sich auch dann noch darüber wundert, wenn es zurück schlägt, dem ist in seiner Naivität kaum zu helfen. Beweise?

Egal, ob es auf diese Fragen Antworten gibt oder nicht, wir machen genau so weiter. Selbstverständlich! Sammeln Informationen, nutzen dazu die verschiedensten Quellen, sprechen mit den Betroffenen, gewichten Informationen und bereiten sie so auf, dass sie für andere verständlich sind, sagen unsere Meinung. Das ist unser Job, wir haben ihn über viele Jahre gelernt - und sind von seiner Sinnhaftigkeit zutiefst überzeugt.

Übrigens: Wir haben gerade auch einen Praktikanten. Er macht das richtig gut. Und lässt schön grüßen.

Quelle: RP Online [http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/luegenpresse-vorwurf-schoene-gruesse-von-unserem-praktikanten-aid-1.5647019]
Wir haben nicht lange überlegt, was wir darauf antworten sollen, denn die Leserantworten selbst sind mal wieder genial und treffen immer mal wieder verdammt hart den Nagel auf dem Kopf.

Leserantworten an RPO

Rolf H. 22.12.2015, 17:47 Uhr

So leitet RP einen Artikel über linke Gewalt ein !
“Duisburg. Am Montagabend hat sich die fremdenfeindliche Gruppierung “Pegida” zu einer Demonstration vor dem Duisburger Hauptbahnhof versammelt. Es kam zu Ausschreitungen, Flaschen flogen. Vermummte attackierten Polizei-Pferde. Es gab drei Festnahmen. Von Sebastian Fuhrmann ”
Unter einem Bild dann folgender Satz:
“Bei einer großen Demonstration in der Duisburger Innenstadt, sollen linke Demonstranten Polizeipferde mit Pfefferspray verletzt haben.”
Herr Fuhrmann, es waren Linke, das dürfen Sie dann auch gerne so schreiben...

BogoBogo - 22.12.2015, 17:14 Uhr

Wie passend nun dieser Artikel:
http://www.rp-online.de/nrw/panorama/tania-kambouri-ueber-fluechtlinge-zahlen-zur-kriminalitaet-beschoenigt-aid-1.5648104
iellenithil - 22.12.2015, 16:50 Uhr

Pauschalkritik an den Medien ist nicht gleich Kritik an der RPO.

Ich hatte in der Vergangenheit verschiedentlich auf die in der RPO häufig verwendeten “Bait”-Überschriften hingewiesen, sprich die Überschriften sind häufig sehr reißerisch formuliert und damit irreführend. Manchmal hat man den Eindruck, dass die Überschrift nur am Rande etwas mit dem Artikel zu tun hat.

Darüberhinaus wird tendenziell berichtet, sprich Berichterstattung ist mit der Meinungsäußerung des Verfassers verschmolzen. Es wird nicht ausgewogen berichtet. Es gibt ‘genehme’ Quellen und es werden Quellen ignoriert. Die Aussagen von Politikern werden nicht kritisch hinterfragt. Und Hinweise darauf in Kommentaren werden von der Moderationsagentur gelöscht mit dem Hinweis, man könne die Behauptung nicht überprüfen. Obwohl man den Kommentar mit entsprechenden Links versehen hat. Trolle mit Hasskommentaren werden aber nicht gelöscht/gesperrt...

Ihr ärgert Euch selbst am meisten, wenn Ihr Daten etc falsch angebt und verwechselt? Was meint Ihr wie ärgerlich das für den Kunden/Leser ist?

Des Weiteren ärgern sich sehr viele Leser über die Boulevardisierung der RPO. Glaubt Ihr im Ernst die Leserschaft ist an den neusten Eskapaden von Justin Bieber und Miley Cyrus interessiert?

Diese Kritikpunkte werden schon seit Jahren genannt - ich zumindest habe nicht den Eindruck, dass das irgendjemand bei der RPO interessiert...

Sommerwind - 22.12.2015, 16:37 Uhr

Winterwind

“Es ist wohl kein Zufall, dass AfD und Pegida dieses Wort auch gerne verwenden.”

Stimmt.

Wie lautet denn der Kampfbegriff Ihrer Gesinnungsgenossen ??

” Willkommenskultur ” ??

autsch - 22.12.2015, 16:34 Uhr

Nachdem ich mehrfach persönlich die Erfahrung gemacht habe, daß bei der Pest wider besseres Wissen in Artikeln gelogen und weggelassen wurde und harmlose Leserkommentare (“ich gehe jetzt was essen”, “im Wasser schwimmen Fische”, “die Wurst ist lecker”) wegen angeblichem Verstoß gegen die AGB gelöscht wurden, manche Artikel so grottenschlecht recherchiert wurden, daß die unmöglich professionelle Journalisten verfasst haben konnten (was liegt näher, als daß die aus Praktikantenfeder stammten), habe ich das RP Abo gekündigt.

Den seitdem immer wieder mal anrufenden RP-Damen (“wir möchten Sie gerne als Kunden zurückgewinnen”) antworte ich “gerne! Sobald die Pest wieder objektiv, ohne Gutmenschenbewertung und umfangreich (sprich: von ALLEN Seiten beleuchtet) informiert”.

Da die RP als Lügenpresse zwar führend, aber nicht allein dasteht, informiere ich mich täglich auf mehreren Zeitungs-Onlineseiten, in der Hoffnung, irgendwo eine Information zu erhaschen, die von den anderen unterschlagen wird.

Absacker

Vielleicht liegt es auch daran, dass die Medien eben nicht unabhängig sind und nur “Praktikanten” mit bestimmter (genehmer) Gesinnung in ein Beschäftigungsverhältnis übernommen werden?

Die Presse in der gesamten BRD ist fast ausnahmslos im Besitz von 6 Familien und einer Partei

Die Holtzbrinck-Gruppe

die WAZ-Guppe

der Bauer-Verlag

der BURDA-Verlag

M. DuMont Schauberg

Springer und Bertelsmann

und die SPD

Sie alle und deren Besitzer sind die Herren fast jeder Zeitung in diesem Land und nicht nur hier.

Eine halbherzige Ausnahme bilden der Spiegel und das manager magazin. Als Spiegel-Gruppe sind sie ein Rest der Augstein-Erben, ein wenig Springer, ein wenig Gruner& Jahr und damit Bertelsmann und wurden auch schon als Spritzpistole für Angela Merkel bezeichnet.

Dass Presse und Medien die Meinungsmacher Nr. 1 sind, dürfte inzwischen jedem klar sein 6 Familien und eine Partei, die uns, beginnend beim seichten und trivialen Schmierenblatt bis hin zum so genannten anspruchsvollen Polit-Magazin, sagen, was wir essen, trinken, wie wir wählen sollen, was wir anziehen sollen, wie wir riechen sollen, welche Wirtschaftspolitik im Sinne der Bevölkerung ist, was wir glauben sollen, wie wir lieben und leben sollen, oder kurz gesagt, in welche Schublade wir kriechen sollen. Sie sind es, die uns, unsere Politiker und unsere Journalisten wie Hampelmänner an Strippen nach ihren Wünschen und den befreundeter anderer Milliardäre tanzen lassen. Dass diese Familien zu den reichsten 100 Familien Deutschlands zählen, versteht sich von selbst.