Ob eine Ehe hält, hängt nicht ausschließlich von dem Alter ab, in dem ihr heiratet oder vom Grad eurer "Seelenverwandtschaft". Denn ein Happy End bis ans Lebensende ist nur mit der richtigen Kommunikations- und Verhaltensweise möglich.
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Diese Verhaltensweisen sind Indikatoren für eine gefährdete Ehe

Kennt ihr das? Ihr macht Kleinigkeiten falsch und schon bricht ein riesiger Streit aus. Euer Gegenüber scheint euch für dumm zu halten? Euch passiert das öfter? Dann seid ihr hoffentlich nicht verheiratet. Denn anhand einer über 14 Jahre andauernden Studie haben Forscher des Gottman Institutes eine hohe Scheidungswahrscheinlichkeit auf vier Verhaltensweisen zurückführen können. Und Verachtung ist eine davon.

Wenn Verachtung mit den anderen drei gefundenen Verhaltensweisen auftritt - ständiges Kritisieren, eine gefestigte Abwehrhaltung und Blockadepolitik - geben die Forscher an, eine Scheidung mit starker Wahrscheinlichkeit voraussagen zu können. Als die Psychologen Fragen zur Zufriedenheit in der Beziehung und zur Häufigkeit von Gedanken an eine mögliche Trennung stellten, konnten sie 93 Prozent der Scheidungen vorhersagen.

Die Studie von Gottman wurde zwar schon 2002 veröffentlicht, es schließen sich jedoch immer mehr Studien der Idee an, dass bestimmte negative Verhaltensweisen zu einer Scheidung führen. Eine Studie von 2013 belegt einen Zusammenhang zwischen häufigem Anschreien, Zeigen von Verachtung oder dem Verweigern einer Diskussion und einer hohen Scheidungswahrscheinlichkeit.

1. Verachtung - man erhebt sich über den Partner

Verachtung, eine Mischung aus Ärger und Abscheu, kann deiner Ehe weit mehr schaden als nur negative Gefühle. Denn Verachtung ist nicht nur reines Missfallen gegenüber dem Partner. Man erhebt sich über ihn und sieht geringschätzig auf ihn herab.

Beispiel: Die tägliche Auseinandersetzung über den Einkauf. Man sagte dem Partner, er solle doch bitte Sahne für den Nachtisch mitbringen. Doch anstatt süßer hat er/sie saure Sahne mitgebracht. Wie ärgerlich! Doch nun ist die Reaktion entscheidend für die Beziehung.

Hört man sich gelassen und verständnisvoll die Einwände des Partners an? Man hätte nicht erwähnt, welche Sahne man haben will? Oder denkt man, der Partner wäre sogar zu doof, um eine so einfache Aufgabe zu erfüllen? Wie immer?

Das Gefährliche an Verachtung ist, dass man durch die geringe Wertschätzung gegenüber dem Partner weniger dazu bereit ist, sich in ihn hinein zu fühlen. Das schafft Konflikte, die vielleicht gar nicht notwendig wären.

2. Ständiges Kritisieren - man sieht nur noch die Fehler

Es fängt klein an. Die Socken auf dem Boden nerven. Doch irgendwann werden es immer mehr Socken, immer mehr Unterhosen, die auf dem Boden sind. Man fängt an, sich zu fragen, warum der Partner überall seine Sachen verstreut? Er weiß doch, wie sehr es einen stört. Und warum ist man selber mit einer Person zusammen, die Wäschekorb und Badezimmer offensichtlich nicht voneinander unterscheiden kann?

Wenn diese persönlichen Abneigungen sich mit der Zeit häufen, könnten sie stärkere negative Gefühle mit sich ziehen.

3. Eine gefestigte Abwehrhaltung - man versucht, sich ständig zu rechtfertigen

Wenn man sich ständig zu verteidigen versucht, hat sich wohl eine Abwehrhaltung gefestigt. Dies kann die Folge von Konflikten sein, bei denen man das Gefühl hatte, der Partner würde einen ungerechtfertigt beschuldigen.

Zum Beispiel, wenn man das Büro wieder einmal zu spät verlässt. Ist das erste, was man am Handy sagt "Es tut mir Leid, es ist nicht meine Schuld. Ich wollte ja früher los, aber..."? Denkt man als Erstes, man könnte beschuldigt werden, man hätte die vorher abgesprochene Uhrzeit des Abendessens willendlich ignoriert?

Laut Gottman ist das jedoch nicht nur negativ, da Verantwortung zu übernehmen oft zu der Deeskalation einer heiklen Situation führt.

Bei Paaren, die sich in den ersten Jahren ihrer Ehe scheiden lassen, ist "das Vereinnahmen lassen von Negativität wie das Steigen in Treibsand. Es ist einfach zu betreten aber schwer zu verlassen."

4. Blockadepolitik - man verwehrt sich einer Diskussion

Blockadepolitik ist der Ausdruck dafür, dass man Diskussionen abwehrt, sich ihnen abwendet, um sich damit nicht mehr beschäftigen zu müssen. Anstatt das Problem simpel aus der Welt zu schaffen, wie man es sich vielleicht wünscht, stachelt man den Partner dadurch nur noch mehr an. Es ist ein Ausdruck dafür, dass man die Meinung und Argumente des Partners nicht als wichtig genug empfindet, um sich damit zu beschäftigen.

Jeder kennt es und hasst es: Man versucht gerade, eine wichtige Problem aus der Welt zu schaffen und der Partner geht einfach weg, zückt das Handy oder ignoriert einen einfach.

Zwar ist es nicht gerade das Angenehmste, eine Diskussion zu führen, aber die Einwände des Partners schlicht abzublocken, kann genauso giftig für eine Beziehung sein wie Verachtung, da es Ausdruck von weit tiefer gehenden Gefühlen ist. Wenn man sich seinem Partner stellt, hat man aber die Möglichkeit, das Problem gemeinsam aus der Welt zu schaffen und auch das eigene Verhalten aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Aber: Jetzt keine Panik bekommen

Natürlich ist ein häufiges Aufkommen dieser vier Verhaltensweisen, auch nach den signifikanten Ergebnissen der Studien, alles andere als einen gutes Omen für eine Ehe. Doch dürft ihr das Ruder jetzt nicht aus der Hand lassen, sonst schippert ihr unaufhaltsam auf die Scheidung zu. Das Sprichwort "Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung" kommt nicht von ungefähr.

Was jetzt nötig ist, ist ruhig gemeinsam Bilanz zu ziehen, und nicht gegeneinander sondern miteinander zu reden. Denn es gibt immer gute und schlechte Zeiten. Wer weiß, vielleicht entwickelt sich aus den gelösten Problemen sogar eine noch tiefere Nähe zueinander.