Jetzt auch Belgien: Um die Einreise von Flüchtlingen zu verhindern, kontrolliert das Land wieder systematisch seine Grenzen zu Frankreich. Das Ende Schengens rückt näher.
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Deutschland, Ungarn, Dänemark, Slowenien, Schweden und nun auch Belgien: Um Flüchtlinge abzuhalten, hat das Land an der Grenze zu Frankreich vorübergehend wieder Kontrollen eingeführt. Die belgische Regierung wolle dadurch verhindern, dass sich Menschen wegen der geplanten Räumung eines Flüchtlingslagers im nordfranzösischen Calais nun in Belgien sammeln, sagte Innenminister Jan Jambon. "Wir wollen um jeden Preis verhindern, dass Zeltlager in Belgien aufgebaut werden."

Die belgische Regierung habe bereits die EU-Kommission informiert, dass sie trotz des Schengen-Abkommens vorübergehend wieder Kontrollen einführt. Es ist bereits das sechste EU-Land, das wegen der Flüchtlingskrise systematisch Pässe überprüft. Darüber hinaus kontrolliert Frankreich wegen der Pariser Terroranschläge vom November weiterhin seine Grenzen.


Im belgischen Fall richten sich die Kontrollen gegen Menschen aus einem "Dschungel" genannten Lager in Calais. Dort harren seit Jahren Flüchtlinge aus, die mit Fähren oder Zügen nach Großbritannien wollen. Die französischen Behörden hatten zuvor beschlossen, den südlichen Teil des Lagers räumen zu lassen. Bei der Regierung in Brüssel gibt es schon länger die Befürchtung, dass dadurch ähnliche Lager in der Nähe des belgischen Hafens Seebrügge entstehen könnten.

Schon jetzt gebe es Flüchtlinge, die in Erwartung der Räumung nach Belgien kämen, sagte Innenminister Jambon. So seien am Montagabend 32 Menschen in der Nähe des nordfranzösischen Dünkirchen festgenommen worden. "Es geht um ein Potenzial von Tausenden Migranten." Diese wollten in Belgien kein Asyl, sondern hofften lediglich auf die Weiterreise nach Großbritannien.

Für Belgien gehe es bei der Frage einerseits um "ein Problem der öffentlichen Sicherheit und Ordnung", sagte Jambon. Er verwies gleichzeitig darauf, dass "die Tourismussaison bald beginnt". Erste Kontrollen gab es Jambon zufolge bereits am Montag. Geplant sei der Einsatz von bis zu 290 Polizisten.

apr/AFP