Auswertung zeigt große regionale Unterschiede
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© WavebreakMediaMicro – fotoliaRegionale Unterschiede bei der Lebenserwartung.
Die Menschen in Deutschland werden nicht überall gleich alt. Vielmehr hängt es in hohem Maße vom Wohlstand einer Region ab, welches Lebensalter die dort lebende Bevölkerung erreicht. Dies konnte laut der Nachrichtenagentur „dpa“ nun erneut durch eine Recherche der Linken-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann bestätigt werden. Demnach ist die Lebenserwartung im wohlhabenden Starnberg mit durchschnittlich 81,3 Jahren besonders hoch, während die Männer in Pirmasens im Schnitt nur 73 Jahre alt werden.

Sozialer Status ausschlaggebend für langes Leben

Welches Alter die Menschen hierzulande erreichen, steht offenbar in engem Zusammenhang mit der Region, in der sie leben. Dies geht laut einem Bericht der „dpa“ aus regionalen Daten hervor, welche die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) recherchiert hat. Wer in einer strukturschwachen Region lebt, hat demnach im Schnitt eine deutlich kürzere Lebenserwartung als die Bevölkerung in reicheren Gegenden.

Männer erreichen den Ermittlungen Zimmermanns zufolge das mit Abstand höchste Lebensalter im oberbayerischen Starnberg. Hier werden sie durchschnittlich 81,3 Jahre alt, danach folgen Hochtaunuskreis bei Frankfurt und München mit einer Lebenserwartung von je 80,9 Jahren sowie Böblingen (80,8), der Bodenseekreis und der Landkreis Ebersberg (mit jeweils 80,7 Jahren).

Niedrigste Lebenserwartung in ehemaliger Schuhmetropole

Das mit Abstand geringste Alter erreichen hingegen die Menschen im Rheinland-Pfälzischen Pirmasens. Die ehemalige Schuhmetropole am Westrand des Pfälzerwaldes gehört heute zu den strukturschwachen Regionen Deutschlands und zählt zu den am höchsten verschuldeten Städten in Deutschland. Hier werden die Männer durchschnittlich nur 73 Jahre alt. Ebenfalls vergleichsweise niedrige Werte erreichen z.B. Hof mit 73,5 Jahren, Emden (73,6) und Suhl (73,9). Auch in vielen Regionen Ostdeutschlands ist die Lebenserwartung geringer, Beispiele sind hier Eisenach (74,1), der Landkreis Oberspreewald-Lausitz oder der Salzlandkreis mit je 74,6 Jahren.

Frauen erreichen generell ein höheres Alter

Bei den Frauen bestätigte die Auswertung, dass die durchschnittliche Lebenserwartung wesentlich höher ist als die der Männer. Doch auch hier zeigten sich deutliche regionale Unterschiede: Mit durchschnittlich 85 Jahren werden Frauen demnach im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald am ältesten, in Starnberg - der Top-1 Stadt der Männer - werden 83,6 Jahre erreicht. Auf den letzten Platz landete mit 77,1 Jahren auch bei den Frauen Pirmasens.

Diese und die anderen Städte mit niedriger durchschnittlicher Lebenserwartung zeigen deutlich, dass die Chance auf ein langes Leben offenbar eng mit dem Wohlstand des Wohnorts verknüpft ist. Wie die „dpa“ berichtet, habe die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Anfrage Zimmermanns eingeräumt, „dass günstigere sozioökonomische Bedingungen in der Wohnregion mit einer höheren Lebenserwartung einhergehen.“ Gründe hierfür seien demnach unter anderem Unterschiede im Bereich der Bildung, Ernährung, Bewegung, aber auch z.B. bei den Arbeitsbedingungen.

Geringes Einkommen bedeutet oft starke Belastungen

Dass nicht die geografische Lage, sondern die sozioökonomischen Bedingungen für die Unterschiede verantwortlich sind, zeigt auch der Umstand, dass die Menschen in anderen Teilen von Rheinland-Pfalz deutlich älter werden als in Pirmasens. So erreichen die Männer beispielsweise in Kaiserslautern durchschnittlich 75,5, in Ludwigshafen 77,4 und in Mainz sogar 79,3 Jahre.

„Wer wenig verdient, muss häufiger schwere und gesundheitlich belastende Arbeit leisten, muss unter Lärm und Luftverschmutzung leiden, kann sich nicht so gut ernähren und stirbt früher als Besserverdiener“, fasst Zimmermann zusammen. Menschen mit geringem Einkommen seien demnach häufiger von chronischen Erkrankungen, aber auch von psychischen Leiden wie Depressionen betroffen.

Gesundheit wird bereits früh durch den Status der Familie geprägt

Auch das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass „in Deutschland wie in den meisten anderen Wohlfahrtsstaaten ein enger Zusammenhang zwischen der sozialen und gesundheitlichen Lage besteht.“ Demnach seien Menschen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status deutlich häufiger z.B. von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes betroffen. Frauen mit sehr niedrigem Einkommen hätten demnach eine um acht Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen mit hohem Einkommen. Bei Männern beträgt der Unterschied elf Jahre. Wie aus dem aktuellen RKI-Bericht „Gesundheit in Deutschland“ hervor geht, sei die Gesundheit bereits im Kindes- und Jugendalter durch den sozioökonomischen Status ihrer Herkunftsfamilie geprägt. „Die Weichen dazu werden schon im frühen Alter gestellt“, so die stellvertretende Fraktionschefin der Linken Zimmermann gegenüber der „dpa“.

(nr)