Belgien trifft Vorbereitungen, um seine Bürger vor einem möglichen Atomunfall zu schutzen. Die Regierung beginnt jodhaltige Tabletten zu verteilen.
Atomkraftwerk Belgien
© EMMANUEL DUNAND/Getty ImagesAtomkraftwerk in Belgien
Die belgische Regierung befürchtet offenbar einen Austritt von radioaktiven Strahlen aus ihren Kernkraftwerken. Wie die Gesundheitsministerin Maggie De Block bekannt gab, bekommen alle Bürger des Königreichs nun jodhaltige Tabletten, berichtet "Sputniknews" unter Berufung auf die Zeitung Libre Belgique.

Diese Arzneimittel werden eingesetzt um die Auswirkung der radioaktiven Strahlung auf den menschlichen Organismus zu mindern.

In dem Bericht heißt es, an alle Bürger die im Umkreis von bis zu 100 Kilometern eines Atomkraftwerkes leben, werden die Tabletten gegen Strahlung verteilt. Davon sind fast alle Bewohner Belgiens betroffen, da die Atomkraftwerke Wallonien und Flandern so aufgestellt sind.

Auch in Deutschland zeigt man sich besorgt über die maroden Atomkraftwerke in Belgien. Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks verlangte in der vergangenen Woche von der belgischen Regierung, den dritten Reaktor des AKW Doel im belgischen Flandern und den zweiten Energieblock des AKW Tihange in Wallonien zeitweilig stillzulegen. Deutschland stellt die Sicherheit der beiden Reaktoren in Frage. Zuvor hatten die Niederlande und Luxemburg Beweise für die Sicherheit bestimmter Energieblöcke verlangt.

Es gibt neun Atomkraftwerke in Belgien, Frankreich, Tschechien und der Schweiz die weniger als 100 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt liegen - darunter die belgischen Risikomeiler Tihange und Doel, das Uralt-AKW Fessenheim. Berechnungen zur radioaktiven Ausbreitung zeigen, dass im Falle eines Super-GAU weite Teile Deutschlands vom radioaktiven Niederschlag betroffen wären.

Die Bundesregierung hält trotz erhöhter Gefahr durch Terroranschläge und technischer Anfälligkeiten am Atomausstieg bis 2022 fest, kritisiert Greenpeace. Auch würde sich Deutschland nicht genug für einen europäischen Atomausstieg einsetzen. "Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, in Belgien, Frankreich, Tschechien und der Schweiz mehr Druck für ein schnelles Abschalten der Reaktoren zu machen. Es ist ein Skandal, dass Schrottmeiler wie Fessenheim, Tihange und Doel immer noch Millionen Menschen auf beiden Seiten der Grenzen bedrohen", so Tobias Münchmeyer, Atom-Experte von Greenpeace.

(so)