Wer zu Hause ist, liegt auf der faulen Haut. Noch immer gibt es viele Vorurteile gegenüber der Heimarbeit. Doch eine neue Studie zeigt, dass sie unbegründet sind. Zu Hause ist man produktiver.
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© Die WeltMehr Flexibilität bei der Arbeitszeit: Arbeitgeberverbände fordert statt einer Tageshöchstgrenze eine Wochenarbeitszeit. Wer an einigen Tagen mehr arbeitet, soll dafür bis zu einen Tag frei bekommen.
Das Radio dudelt, und die Sonne scheint auf den Schreibtisch mit dem Laptop. Im Hintergrund läuft die Waschmaschine. Die Mittagspause kann man nutzen, um sie auszuräumen. Bis dahin ist die Pressemitteilung fertig geschrieben und an den Chef gemailt. So stellt man sich effiziente Arbeit vor. Man muss nicht extra ins Büro fahren, um sein Arbeitspensum zu schaffen, sondern kann direkt zu Hause loslegen.

In vielen Branchen ist es möglich und üblich, von zu Hause aus oder an einem mobilen Arbeitsplatz zu arbeiten. Allerdings haben immer noch viele Chefs Vorurteile. Sie befürchten, dass die Angestellten faul sind, nicht erreichbar oder unmotiviert und isoliert vom restlichen Team arbeiten. Das ist aber eine unbegründete Angst, wie eine neue Studie zeigt, die im Magazin Forbes veröffentlicht wurde. Angestellte im Homeoffice sind nämlich nicht nur zufriedener als ihre Kollegen im Büro. Wer zu Hause oder an einem anderen Ort sitzt, arbeite außerdem produktiver.

Glücklich, aber wenig Kontakt

Für die Erhebung befragte das amerikanische Softwareunternehmen Tinypulse 509 Angestellte, die komplett im Homeoffice arbeiten. Der Anteil von Männern und Frauen war in etwa gleich, die meisten zwischen 25 und 44 Jahren alt. Die Äußerungen von ihnen verglichen die Autoren der Studie über einen Zeitraum von einem Jahr mit den Antworten von mehr als 200.000 klassischen Angestellten an einem Arbeitsplatz.

Und in diesem Vergleich schnitt die Arbeit zu Hause oder an einem anderen Platz als im Büro deutlich besser ab. Die Frage, wie glücklich sie bei der Arbeit seien, beantworteten die Telearbeiter auf einer Skala von eins bis zehn im Schnitt mit 8,1. Bei allen anderen Arbeitern lag der Wert bei nur 7,4. Wer im Homeoffice arbeitet, fühlt sich außerdem mehr wertgeschätzt (7,75) als diejenigen, die ins Büro gehen (6,69).

Allerdings hat der klassische Bürojob auch Vorteile. Den Kontakt zu den Kollegen bewertete die zweite Gruppe auf der Skala mit 8,47 Punkten als deutlich positiver als diejenigen, die in den eigenen vier Wänden arbeiten. Das überrascht wenig. Der Mailkontakt ersetzt nicht das direkte Gespräch mit dem Team.

Deutlich produktiver

Was die Autoren der Studie am meisten überraschte, dürfte Freude bei Führungskräften auslösen. 91 Prozent der Männer und Frauen, die von zu Hause aus arbeiten, meinen, dass sie produktiver seien als im Büro. "Das ist eine Größenordnung, die Chefs und Manager aufhorchen lassen sollte", fassen die Autoren um den Datenanalysten Cody Likavec zusammen.

Sie meinen, dass die Firmen mehr Menschen die Arbeit jenseits des Büros ermöglichen sollten, die Vorteile lägen auf der Hand: "Wer zu Hause arbeitet, kann seine Arbeit ganz einzigartig organisieren." Das könnte dann auch den Firmen zugutekommen, denn Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, sind sehr flexibel. Der Großteil der Männer und Frauen gibt in der Studie an, lieber sieben Tage, dafür aber weniger Stunden am Tag zu arbeiten. Deutlich weniger der Befragten ziehen eine Nine-to-five-Woche mit fünf Arbeitstagen vor.

Es muss sich aber auch die Einstellung ändern. Nur weil jemand nicht physisch im Büro anwesend sei, dürfe man den Mitarbeitern nicht mit Misstrauen begegnen. Denn wer im Homeoffice arbeite, sei grundsätzlich freiheitsliebend, wie die bevorzugte Arbeitsverteilung zeigt. Das kann man sich zunutze machen, raten die Experten: "Erlauben Sie den Mitarbeitern, so viel wie möglich selbst zu bestimmen."

Weniger Pausen, seltener krank

Einen Schwachpunkt hat die Studie. Sie stützt sich nur auf die Wahrnehmung der Arbeitnehmer; die Chefs wurden nicht nach der Leistung ihrer Angestellten gefragt. Doch auch andere Untersuchungen belegen, dass die Arbeit am heimischen Schreibtisch deutlich produktiver ist, als man glaubt. Die Forscher John Roberts und Nicholas Bloom zeigten in einer im Harvard Business Review veröffentlichten Studie, dass sich das sogar in Minuten messen ließ.

Sie verglichen exakt die gleiche Arbeit von Menschen, die dabei im Büro oder zu Hause saßen. Mit beeindruckenden Ergebnissen. Um ganze 13 Prozent stieg die Leistung derjenigen, die am heimischen Schreibtisch arbeiteten. Und es gab noch einen positiven Effekt. Wer zu Hause arbeitete, machte weniger Pausen und fiel seltener wegen Krankheit aus.