Bayer und Monsanto haben die Spekulationen um eine Übernahme bestätigt. Es könne ein globales, innovationsgetriebenes Life-Science-Unternehmen entstehen, so Bayer. Nur einen Tag zuvor hatte Monsanto die Spekulationen noch dementiert.

Vietnam
© Bayer AGBayer-Mitarbeiter Bui Van Kip (rechts) und Reisbauer Phan Minh Phat prüfen Reispflanzen auf einem Feld im Bezirk Tan Tru (Vietnam).
Nur wenige Wochen nach Amtsantritt setzt der neue Bayer-Chef Werner Baumann zum großen Wurf an. Der Leverkusener Traditionskonzern will den US-Saatgutriesen Monsanto kaufen. Beide Unternehmen gaben am Donnerstag vorläufige Übernahmegespräche bekannt. Monsanto wird an der Börse derzeit mit gut 42 Milliarden Dollar bewertet, Bayer bringt das Doppelte auf die Waage. Mit einem Kauf der Amerikaner würde Bayer nicht nur zum weltgrößten Saatguthersteller aufsteigen, sondern könnte auch die Schweizer Syngenta vom Spitzenplatz unter den Pflanzenschutzanbietern ablösen.

An der Börse stieß das Vorhaben zunächst auf Skepsis. Die Bayer-Aktien brachen zu Handelsbeginn um mehr als sieben Prozent auf 89,41 Euro ein und waren damit größter Verlierer im Dax. Der neue Bayer-Chef Baumann, der erst Anfang Mai das Ruder vom Niederländer Marijn Dekkers beim Aspirin-Hersteller übernommen hat, muss daher noch Überzeugungsarbeit bei den Anlegern leisten. Viele Börsianer fürchten eine kostspielige Übernahme, die möglicherweise mittels Kapitalerhöhung finanziert werden könnte. Für Bayer wäre es nach dem Kauf des Arzneimittelherstellers Schering 2006 für 17 Milliarden Euro die mit Abstand größte Akquisition in der Firmengeschichte.

Bayer hatte in den vergangenen Monaten mehrfach bekräftigt, sein Saatgutgeschäft ausbauen zu wollen und erklärte nun: „Vertreter von Bayer haben vor kurzem Mitglieder der Geschäftsführung von Monsanto getroffen, um vertraulich über eine einvernehmliche Übernahme von Monsanto zu sprechen.“ Ein solcher Zusammenschluss würde Bayer als „globales, innovationsgetriebenes Life-Science-Unternehmen mit Spitzenpositionen in seinen Kerngeschäften stärken und ein führendes integriertes Agrargeschäft“ schaffen. Die Amerikaner sprachen von einer unverbindlichen, unerbetenen Offerte. Diese werde nun vom Verwaltungsrat geprüft. Eine Übernahme könnte vor allem in den USA auf kartellrechtliche Hürden wegen Überlappungen im Saatgutgeschäft stoßen.

Noch am Mittwoch hatte Monsanto-Manager Brett Begemann Medienberichte über eine mögliche Übernahme durch die deutschen Rivalen Bayer oder BASF als „wilde Spekulationen“ zurückgewiesen, „an denen nichts dran ist“. Monsanto selbst war im Sommer mit seinen Übernahmeavancen bei Syngenta abgeblitzt. Die Schweizer werden nun für 43 Milliarden Dollar vom chinesischen Staatskonzern ChemChina geschluckt.

Nach der Fusionsankündigung der US-Chemieriesen DuPont und Dow Chemical, die das Agrarchemiegeschäft als eigenständiges Unternehmen aufstellen wollen, steht Monsanto unter Druck, sich einen Partner zu suchen. Bei einer Übernahme der Amerikaner muss sich Bayer-Chef Baumann auf Kritik einstellen. Nicht nur dürfte der Kauf die Leverkusener teuer zu stehen kommen. Kein anderer Konzern der Branche hat zudem ein derart schlechtes Image.

Monsanto steht immer wieder wegen seiner aggressiver Geschäftspraktiken und seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Die Amerikaner sind zudem der Entwickler des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Ende Juni läuft die Zulassung des Herbizids in der EU aus, eine Abstimmung über die Verlängerung steht noch aus. Da das Patent auf Glyphosat ausgelaufen ist, wird es mittlerweile auch von anderen Herstellern produziert.