Bisher war das sogenannte MCR-1-Gen vor allem in China bekannt. Erstmals haben Ärzte nun bei einer US-Patientin ein E.-coli-Bakterium entdeckt, gegen das selbst hochwirksame Antibiotika nicht helfen.
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Bei einer 49-jährigen Frau aus dem Bundesstaat Pennsylvania sei bei einem Harnwegsinfekt ein E.-coli-Bakterium gefunden worden, das gegen 15 Antibiotika resistent war. Das berichten US-Forscher im Fachblatt Antimicrobial Agents and Chemo-therapy. Die US-Seuchenschutzbehörde bestätigte dies. Die Frau habe in den fünf Monaten vor der Infektion nicht das Land verlassen, schreiben die Forscher um Patrick Mc Gann vom Walter Reed Army Institute of Research.

Auch gegen das sogenannte Colistin, das als Reserveantibiotikum gilt und oft bei multiresistenten Keimen noch wirkt, waren die Bakterien unempfindlich. Diese entscheidende Resistenz erhielten die Erreger durch das MCR-1-Gen, das Forscher erstmals im November 2015 beschrieben hatten: Sie hatten es zuerst bei Schweinen in China nachgewiesen.

Besonders bedenklich ist, dass das MCR-1-Gen sich auf einem sogenannten Plasmid befindet, einem kleinen Erbgutring. Bakterien können Plasmide untereinander austauschen, wodurch sich Resistenzen rascher verbreiten.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte bereits Mitte 2014 vor einer "Rückkehr in Vor-Antibiotika-Zeiten" gewarnt, in denen schon gewöhnliche Infektionen wieder tödlich enden könnten. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht, den die britische Regierung beauftragt hatte, widmete sich ebenfalls diesem Problem. Die Forscher forderten unter anderem, den Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft weltweit einzuschränken und alle Resistenzen stärker zu überwachen. Nötig ist aus ihrer Sicht zudem ein weltweiter Fonds, der die Entwicklung neuer Antibiotika fördert.