Bakterien entwickeln zunehmend Resistenzen gegen herkömmliche Antibiotika. Daher suchen Wissenschaftler nach neuen, besseren Medikamenten - und finden diese in der Natur.
Antibiotika,pillen,medikamente
© Colourbox
  • Vor über 90 Jahren läuteteAlexander Fleming das Zeitalter des Antibiotikums ein.
  • Durch eine übermäßige Anwendung des Wirkstoffs haben dieKrankheitserregerResistenzen gebildet.
  • Für neue Medikamente nehmen sich die Wissenschaftler nun die Natur zum Vorbild.
In den 20er-Jahren entdeckte der schottische Bakteriologe Alexander Fleming in einer zufällig liegengebliebenen Petrischale einen Pilz, der in der Lage war, krankmachende Bakterien aufzulösen.

Er isolierte den bakterientötenden Wirkstoff aus dem Schimmelpilz Penicillium chrysogenum und läutete mit seinem Medikament „Penicillin“ das medizinische Zeitalter des Antibiotikums ein.

Das erste Antibiotikum: eine Zufallsentdeckung.

Wir verdanken ihm immerhin viel, werden seit der Verwendung von Antibiotika die Menschen rund 30 Jahre älter als vorher.

Oder um es noch anschaulicher zu machen: früher starben an einer Hirnhautentzündung 95 Prozent der Menschen, seit es Antibiotika gibt überleben 95 Prozent der Betroffenen.

Doch, was als Erfolgsgeschichte begann, zeigt im Laufe der Jahre zunehmend seine Schattenseiten. Durch den häufigen und oft leichtfertigen Einsatz der Antibiotika in Arztpraxen und Krankenhäusern und die zum Standard gehörende Verwendung in der Massentierhaltung, sind die Keime resistent gegen unsere einstige „Wunderwaffe“ geworden.

Deshalb brüten die Wissenschaftler über Antibiotika, die keine Resistenzen bilden und finden sie, wer hätte das gedacht, in der Natur!

Wie funktioniert ein pflanzliches Antibiotikum?

Seit Jahrhunderten haben Pflanzen die Fähigkeit sich gegen Viren, Pilze und Bakterien zu schützen - und zwar ohne dass sich Resistenzen bilden. Das liegt unter anderem daran, dass sie nicht den einen bakterienkillenden Wunderstoff besitzen, auf den sich die Keime einstellen und so eine Immunität dagegen aufbauen können.

Vielmehr handelt es sich um eine Teamleistung verschiedener Wirkstoffe, wodurch die Mikroorganismen es nicht schaffen diese „Abwehr-Mannschaft“ auszuschalten.

Es sind Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe oder Flavonoide, die das „Abwehr-Team“ bilden und an deren Zusammensetzung die Fachleute immer noch rätseln.

Knoblauch, Meerrettich, Grapefruitkernextrakt und Co.

Auch wenn die Forscher nicht genau wissen, welche Wirkstoffe welche Aufgabe haben, so funktioniert es doch. Das spiegelt sich auch in wissenschaftlichen Studien wieder. So konnten Forscher zum Beispiel zeigen, dass der Extrakt der Kapland-Pelargonie (Umckaloabo) die Schleimhautzellen der Atemwege mit einer Art Schutzfilm überzieht und es den Bakterien unmöglich macht, sich dort festzusetzen.

Verschiedene in-vitro-Studien zeigten, dass Senföle, die zum Beispiel in Kapuzinerkresse und Meerrettich vorkommen, gegen 13 klinisch relevante Erreger von Atemwegs-, Rachen- und Harnwegsinfektionen eine ausgeprägte keimhemmende Wirkung besitzen und so als Behandlungsmethode für Blasenentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen und Bronchitis eingesetzt werden können.

In Amerika werden Krankenhauszimmer mit verdünntem Grapefruitkernextrakt gereinigt, weil dieser sogar den gefährlichen MRSA-Erreger ausschaltet, einen multiresistenten Keim, der gerade für geschwächte Personen im Krankenhaus eine verheerende Wirkung haben kann.

Wenn Wissenschaft und Natur sich in Zukunft im Kampf gegen Krankheiten verbünden, sind wir mit Sicherheit auf dem Weg zu mehr Gesundheit.