Bei einem Besuch des rumänischen Präsidenten in Sofia hat Bulgariens Premierminister dem Ansinnen, eine NATO-Flotte im Schwarzen Meer aufzubauen, eine Abfuhr erteilt. Er sagte: „Ich brauche keinen Krieg mit Russland“. Zuvor hatte Moskau "entsprechende Gegenmaßnahmen" angekündigt, sollte die NATO einen festen Flottenverband im Schwarzen Meer stationieren.
Kriegsschiff
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Während des Arbeitsbesuchs von Präsident Klaus Iohannis in Bulgarien wies der bulgarische Premierminister Boiko Borissow die Idee einer Militarisierung des Schwarzen Meeres in scharfen Worten zurück:
„Ich sage immer, ich will im Schwarzen Meer Segelboote, Jachten, große Boote mit Touristen sehen und nicht, dass es zur Arena für militärische Konfrontationen wird. Ich brauche keinen Krieg im Schwarzen Meer.“
„Unser Land wird nicht Teil einer Schwarzmeer-Flotte werden, die gegen Russland ausgerichtet ist“, zitierte das Portal EurActiv den Premier. Bereits am 16. Juni sagte Borissow bei einer Pressekonferenz in Sofia:
„Kriegsschiffe als Flotte gegen Russland zu entsenden, überschreitet die Grenze dessen, was ich erlauben kann. Es ist inakzeptabel, Zerstörer oder Flugzeugträger in der Nähe der Resort-Städte Burgas und Varna zu stationieren.
Daraufhin relativierte Iohannis seine Aussagen. „Die Schwarzmeer-Initiative greift gemeinsame Übungen auf. Die NATO kann und will keine Flotte im Schwarzen Meer unterhalten“, berichtete die Nachrichtenagentur Agerpres unter Berufung auf den rumänischen Präsidenten.

Das rumänische Staatsoberhaupt bemerkte allerdings:
„Die Initiative sollte unter dem Schirm der NATO laufen, weil alle drei beteiligten Staaten - Rumänien, Bulgarien und die Türkei - Mitglieder des Bündnisses sind.“
„Wo das Missverständnis wahrscheinlich entstand, war im Zusammenhang mit dem Konzept einer NATO-Flotte. Niemand will eine NATO-Flotte schaffen. Das wäre Unsinn“, versuchte der rumänische Staatsvertreter die bulgarische Seite zu besänftigen.


„Wir werden die Kriegsschiffe besteigen. Wir werden unsere Fahnen wehen lassen, aber nur die Bulgariens und Rumäniens“, entgegnete Borissow. Er fügte hinzu, ein anderes Szenario könnte zu einem militärischen Konflikt mit Russland führen.

Nachdem das US-Raketenschiff USS Porter Anfang dieses Monats im Schwarzen Meer eingefahren war, hat Moskau "entsprechende Gegenmaßnahmen“ verkündet.
„Wenn die Entscheidung getroffen wird, eine permanente Flotte zu kreieren, wäre das natürlich destabilisierend, weil das kein NATO-Meer ist“, sagte Andrej Kelin, Vorsitzender der Abteilung für Europäische Kooperation im russischen Außenministerium.
Laut der Montreux-Konvention dürfen Staaten, die keine Schwarzmeer-Anrainer sind, mit ihren Kriegsschiffen nur für 21 Tage im Meer operieren. Die NATO-Mitglieder Türkei, Rumänien und Bulgarien bilden als Anrainerstaaten des Meeres eine Ausnahme.

Einem Bericht des Nachrichtenportals Balkan Insight zufolge versuche Bukarest, die NATO hinter vorgehaltener Hand zu drängen, eine permanente Flotte im Schwarzen Meer zu etablieren. Dieser Schritt hatte zum Ziel, „Russlands starker Einmischung in der Region zu begegnen.” Dem Bericht zufolge soll die Möglichkeit des Aufbaus einer Flotte beim nächsten NATO-Gipfel im Juli besprochen werden. Im Rahmen dieses Flottenaufbaus sollen Schiffe der Schwarzmeer-Anrainerstaaten Bulgarien, Türkei und Rumänien, aber auch Deutschlands, Italiens und der USA permanent stationiert werden.

Der bulgarische Premierminister schien bezüglich dieser Aussichten nicht besonders optimistisch zu sein. Er sagte, sein Land gehöre zu den loyalsten Staaten der EU. Es tue, was von der europäischen Familie erwartet werde. Aber er machte auch deutlich, dass es keinerlei Anzeichen dafür gäbe, dass die russische Armee Bulgarien angreifen wolle.

„Kein einziger Kollege sprach zu meiner Verteidigung, als Präsident Putin im Dasein von Erdogan den Finger gegen mich richtete und sagte, Bulgarien würden alles verlieren", zitierte EurActive die Worte Borissows.

Tatsächlich musste Bulgarien auf Druck Brüssels den Bau einer Atomanlage mit russischer Technologie und das South Stream-Pipelineprojekt aufgeben. Seinerzeit kritisierte Wladimir Putin die Entscheidung scharf. Weitere Rückschläge im Verhältnis zu Russland will Sofia nicht mehr hinnehmen. Im Januar 2015 warnte Borissow, dass sein Land vor einer "Energiekatastrophe" stehe.