Die NZZ erinnert an den noch immer ungelösten Ukraine-Konflikt. Sie bedauert, dass der Westen militärisch nicht interveniert hat.
Expansion der USA
© Global SecurityGlobale Expansion der US-Militär-Durchdringung: Die USA unterhalten mehr als 700 Militärbasen im Ausland
Es ist schlicht unglaublich: Die NZZ, die (immer noch) bedeutendste und renommierteste Zeitung der Schweiz, oft zitiert in ausländischen Presseschauen, sich selber als Weltblatt verstehend, betreibt Kriegshetze vom schlimmsten. In der gleichen Samstagsausgabe, in der Chefredaktor Eric Gujer Europa dazu aufruft, sich zu einigen und näher an die USA zu rücken, schreibt der NZZ-Korrespondent Christian Weisflog in Moskau einen Kommentar - mit einem farbigen Bild von ukrainischen Manövern aufgeblasen auf eine volle Seite - , in dem er ausdrücklich bedauert, dass auf der Krim nicht tüchtig geschossen wurde. Mit dem Verzicht auf eine militärische Intervention in der Ukraine, so Weisflog, hätten die USA und die EU die Ukraine verraten und damit Putin freie Hand gegeben, beliebig Grenzen zu verschieben.

Für Christian Weisflog - und damit für die NZZ - sind die Friedensabkommen von Minsk eine Katastrophe, weil sie Kiew zwingen, die Ukraine zu dezentralisieren. Die Friedenabkommen von Minsk, zustande gekommen mit weltweit anerkannter Schweizer Mediation, mit dem Ziel, die Kriegshandlungen in der Ostukraine zu stoppen: eine Katastrophe! Ein Schweizer, in Schlieren bei Zürich in der Schweiz aufgewachsen und vermutlich schon seit der Primarschule mit der Tatsache vertraut, dass in der Schweiz mehrere Sprachen gesprochen werden und verschiedene Konfessionen nebeneinander Platz haben, kritisiert den selbst von der UNO und vom UNO-Sicherheitsrat mitgetragenen Auftrag an Kiew, die verschiedenen Kulturen in der Ukraine endlich zu anerkennen!

Der Westen sei für Russland keine Bedrohung, schreibt Weisflog, diese Bedrohung sei eine reine Propagandalüge Putins, um seine Machtspiele spielen zu können. Hat Christian Weisflog in Moskau vielleicht keine Internetverbindung und ist nicht in der Lage, sich zu informieren, wo überall US-amerikanische Militär-Basen unterhalten und neu eingerichtet werden? Die USA selber bestätigen den Unterhalt von über 700 Militärbasen im Ausland! Über 700 Militärbasen ausserhalb der USA! Und das soll andere Länder einfach kalt lassen? Wissend, dass die USA zum Beispiel 2003 mit erlogenen Begründungen im Irak einmarschiert sind und das Land zerstört haben?

Die Ukraine ist (noch) kein «Nationalstaat»

Wer die Ukraine von eigenen Reisen auch nur ein wenig kennt, wer nicht nur in Kiew, sondern vielleicht auch in Odessa, auf der Krim, im Osten der Ukraine oder zum Beispiel in Transkarpatien war und dort jeweils auch direkten Kontakt mit der Bevölkerung hatte, der weiss, wie historisch und kulturell heterogen die Ukraine ist, wie verbittert die Leute vielerorts sind, weil Kiew ihnen selbst die eigene Sprache zu sprechen zu verbieten versucht, und wie etliche Regionen sich von Kiew wirtschaftlich benachteiligt und kulturell diskriminiert fühlen. Aber nein, nach Christian Weisflog gibt es für die ganze Misere in diesem Land nur einen Verursacher, nur einen Schuldigen: Putin. So einfach ist die Welt! Und sowas publiziert die NZZ!
Propaganda NZZ Schweiz
Ein Kommentar zur Ukraine, der direkt von der Nato bestellt und von der Nato bezahlt wäre, könnte nicht einseitiger ausfallen. Aber leider gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die NZZ für die Publikation solcher KriegshetzWie aufmerksame Leser wissen, ist die Verbreitung von Lügen über und Kriegshetze gegen Russland in den westlichen Medien nichts Neues. Für die Kräfte an der Macht hängt offenbar alles daran, ihre Vormachtstellung mit allen möglichen Mitteln zu sichern, weil Russlands Regierung das erste ernstzunehmende Gegengewicht zum US-Imperium überhaupt darstellt.
e-Artikel schämt. Im Gegenteil, solche Kommentare werden im Layout auf eine volle, attraktive Seite aufgeblasen. Man muss sich mittlerweile als Leser bald schämen, immer noch - neben anderen Blättern - auch in die NZZ zu schauen.

Immerhin, einen kleinen Trost gibt es: liest man die über 500 Kommentare unter dem Artikel von Christian Weisflog, dann sieht man, dass sich viele NZZ-Leserinnen und -Leser nicht mehr ganz alles bieten lassen.

Wer eine differenziertere Analyse des Ukraine-Konflikts lesen will, der greife zum Beispiel zu Erhard Eppler, in gekürzter Fassung zu lesen auch auf Infosperber.