Der türkische Präsident Erdogan hat in Istanbul vor seinen Anhängern die Auslieferung des Predigers Gülen gefordert. Seine Anhänger forderten die Todesstrafe für Gülen. Mit der Forderung erhöht Erdogan den Druck auf die USA, die die Türkei als Nato-Partner brauchen.
Erdogan
© SondakikaDer türkische Präsident Erdogan am Samstag in Istanbul.
Der türkische Staatschef hat am Samstagabend in Istanbul eine Rede vor Zehntausenden von Anhängern gehalten. In seiner Rede forderte er von den USA die sofortige Auslieferung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, der in den USA lebt und dessen Anhänger im Militär für den Putsch gegen die türkische Regierung verantwortlich gemacht werden. Gülen und seine Organisation gelten in der Türkei rechtlich als „Terrororganisation“.


„Wenn wir strategische Partner sind, fordere ich die USA dazu auf, dieses Subjekt auszuliefern. Sie sind gescheitert, sie sind mit ihrem Putsch gegen uns gescheitert. Wir haben immer gesagt, dass nicht diejenigen, die stark sind das Recht vertreten, sondern diejenigen die im Recht sind die Stärke vertreten. Unsere Heimat hat aufgrund dieser Parallelstruktur, die sich in unsere Institutionen eingenistet hat, 40 Jahre lang viel leiden müssen. Die Basis dieser Organisation besteht aus Betenden, die Mitte aus Händler und die Spitze aus Verrätern. Sie stellen ein Geschwür innerhalb unserer Streitkräfte dar. Dieses Geschwür wird nun endgültig gesäubert“

Die Menge antwortete auf Erdogans Rede mit dem Slogan: „Wir möchten die Todesstrafe! Wir möchten die Todesstrafe!“ berichtet T24. Die Anhänger forderten in weiteren Slogans die Todesstrafe für den islamischen Prediger Fethullah Gülen.


Im Verlauf der Rede skandierten die Menschen in Richtung von Erdogan: „Sei standhaft, beuge Dich nicht! Dieses Volk ist mit Dir.“

Beobachter wie Frank Herrmann in der FAZ zweifeln an der These, dass Gülen hinter dem Putsch steht. Die Bewegung des Predigers sei gar nicht in der Lage, eine solch komplexe Organisation zu stemmen. Vor allem spricht die Tatsache gegen Gülen als Drahtzieher, dass die Luftwaffe die Revolte angeführt haben soll. In ihr geben vor allem säkulare Kemalisten den Ton an, die Gülen vollständig ablehnen.

Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu hat nach eigenen Angaben nicht direkt mit seinem US-Amtskollegen John Kerry über die Auslieferung des in den USA lebenden Geistlichen Fethullah Gülen gesprochen. Er habe Kerry gegenüber deutlich gemacht, dass die Anhänger Gülens hinter dem Putschversuch stehen, sagte Cavusoglu im Reuters-Interview am Samstag. „Das Thema Auslieferung ist nicht direkt zur Sprache gekommen.“

US-Außenminister John Kerry hatte am Samstag erklärt, die USA würden die Auslieferung Gülens prüfen, sollte ein entsprechender Antrag gestellt werden.

Gülen ist seit einem schweren Zerwürfnis 2013 einer der heutigen Erzfeinde Erdogans. Der islamische Prediger hat den Vorwurf zurückgewiesen und den Putschversuch von Teilen des Militärs scharf verurteilt. Die USA seien dazu bereit, Ermittlungen zu unterstützen, um herauszufinden, wer den Putschversuch in der Türkei initiiert habe und woher die Unterstützung gekommen sei, sagte der US-Chefdiplomat. Gehe ein Auslieferungsersuchen ein, werde es „in Betracht gezogen“.

„Selbstverständlich laden wir die Regierung der Türkei ein, wie wir es immer tun, uns jegliche legitime Beweise vorzulegen, die einer Prüfung standhalten“, fügte Kerry hinzu.