Um seine Hoheitsgewässer zu schützen und ausländische U-Boote in großer Distanz zu orten, entwickelt Russland einem Zeitungsbericht zufolge ein groß angelegtes Lauschsystem. Neben Sonarbojen sollen dabei auch Satelliten zum Einsatz kommen. Laut Experten wäre die Neuentwicklung insbesondere in der Arktis nützlich.
U-Boot
© Flickr/ Marion Doss
Die Tageszeitung Iswestija zitierte am Mittwoch einen russischen Militärsprecher mit den Worten: „Derzeit wird ein neues System entworfen. Die Arbeiten sollen im kommenden Jahr zu Ende gehen. Nach einer Genehmigung durch das Verteidigungsministerium soll dann die Indienststellung beginnen.“

„Die Aufgabe ist ziemlich kompliziert. Geplant sind eine see-, eine weltraum- und eine landgestützte Komponente. Auf See sollen Sonarbojen und Unterwasser-Sensoren platziert werden, um Daten zu sammeln und an die zuständigen Satelliten weiterzuleiten. Dann soll eine Leitzentrale an Land diese Daten bekommen, analysieren und den Nutzern zur Verfügung stellen“, so der Sprecher.

Für die Entwicklung ist, wie es hieß, vor allem die Holding Kometa zuständig, die dem Flugabwehr-Konzern Almaz-Antey angehört. Aber auch Dutzende weitere Rüstungsbetriebe wirken mit. Die genauen Fristen für die Inbetriebnahme werden wegen Geheimhaltung nicht bekannt gegeben - ebenso wie die konkreten Meeresgebiete, wo das System zum Einsatz kommen soll.

Nach Ansicht des russischen Marineexperten Dmitri Boltenkow wäre die Arktis ein wahrscheinliches Einsatzgebiet. Boltenkow sagte dem Blatt:
„Noch während des Kalten Krieges waren US-amerikanische und britische Atom-U-Boote in der Arktis aktiv. Sie kamen insbesondere in die Meere an der russischen Nordküste. Aber auch jetzt versuchen sie aktiv, Kriegsschiffe und U-Boote der russischen Nordflotte im Auge zu behalten - zumal Russland inzwischen über modernste Atom-U-Boote der Jassen- und Borej-Klasse verfügt.“
„Man darf auch nicht vergessen, dass gegnerische U-Boote seegestützte Marschflugkörper des Typs Tomahawk mitführen, die in der Lage sind, Ziele in einer Entfernung von mehr als 1.500 Kilometer zu treffen“, so Boltenkow.
Im August 2014 hatte die russische Nordflotte beispielsweise ein US-amerikanisches Atom-U-Boot der Virginia-Klasse in der Barentssee entdeckt. Als russische Überwasserschiffe und Il-38-Flugzeuge alarmiert wurden, verließ das U-Boot jenes Meeresgebiet.

Die USA selbst hatten noch vor Jahrzehnten ihr globales Lauschsystem SOSUS in Betrieb genommen, um vor allem sowjetische und später russische U-Boote zu orten. Sensoren unter Wasser funktionieren insbesondere an der Linie Grönland-Island-Großbritannien, entsprechende Anlagen gibt es auch im Pazifik.