Nach Monaten des Putin- und Erdogan-Bashings kommen der Bundesregierung offenbar Bedenken, ob dieser Kurs richtig gewesen ist. Der Russland-Beauftragte fürchtet, dass Deutschland bei einer neuen Achse Moskau-Ankara im Abseits landen könnte.

Erdogan Putin
© dpaDer türkische Präsident Erdogan mit dem russischen Präsidenten Putin.
Der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), hat die Wiederannäherung zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinem russischen Kollegen Wladimir Putin begrüßt, berichtet AFP. Es sei auch im westlichen Interesse, wenn die Eiszeit zwischen der Türkei und Russland beendet werde, sagte Erler am Dienstag im rbb-Inforadio. Beide müssten kooperieren, um verschiedene Krisenherde wie den Krieg in Syrien oder auch den Karabach-Konflikt zu lösen.


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„Ohne ein Minimum an Zusammenarbeit zwischen der Türkei und Russland wird es da keine Lösung geben“, sagte Erler mit Blick auf Syrien, wo Moskau auf der Seite von Machthaber Baschar al-Assad steht, während Ankara die Rebellen unterstützt. Der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs an der türkisch-syrischen Grenze durch die Luftwaffe der Türkei hatte die Beziehungen der beiden Länder im vergangenen November in eine tiefe Krise gestürzt.


Im Konflikt um die mehrheitlich armenische Region Berg-Karabach unterstützt wiederum die Türkei Aserbaidschan und Russland Armenien. Allein in diesem Jahr habe es im Streit um die Region 200 Tote gegeben, sagte Erler. „Auch hier brauchen wir eine politische Lösung; und die ist auch nur möglich, wenn diese Spannungen abgebaut werden“, sagte der Russland-Beauftragte der Bundesregierung. Der seit den 90er Jahren schwelende Konflikt war jüngst wieder eskaliert.


Mit dem Treffen in St. Petersburg setzten Putin und Erdogan allerdings auch ein Zeichen, dass sie auf den Westen nicht angewiesen seien, sagte Erler in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. In dieser durchaus selbst verschuldeten Situation müsse Deutschland versuchen, im Gespräch zu bleiben. Ein erster Schritt in diese Richtung sei der Besuch des deutschen Staatssekretär Markus Ederer in Ankara gewesen.

Putin empfängt am Dienstag seinen türkischen Kollegen Erdogan in St. Petersburg. Es ist das erste Treffen seit dem Abschuss des russischen Kampfflugzeugs. Russland hatte in der Folge Sanktionen gegen die Türkei verhängt, die besonders den türkischen Tourismussektor schwer getroffen hatten. Ende Juni vereinbarten Putin und Erdogan aber bei einem Telefonat überraschend eine Annäherung, in deren Zuge auch die verhängten Sanktionen wieder gelockert wurden.