Während einer Hochzeitsfeier im türkischen Gaziantep kommt es plötzlich zu einer verheerenden Explosion: Dutzende Menschen sterben - fast einhundert werden verletzt. Der türkische Staatschef ist sich sicher: Hinter der Attacke steckt der Islamische Staat.
Terroranschlag Türkei august 2016
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vermutet die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hinter dem tödlichen Anschlag auf eine kurdische Hochzeitsfeier im Südosten des Landes. Der IS sei der "mutmaßliche" Drahtzieher des Attentats in Gaziantep, erklärte Erdogan. "Unser Land und unsere Nation haben erneut nur eine Botschaft an diejenigen, die uns angreifen: Ihr werdet keinen Erfolg haben!" Zuvor hatte bereits ein Abgeordneter der Regierungspartei AKP, Samil Tayyar, die Vermutung geäußert, dass der IS hinter dem stecken dürfte. Die Terrormiliz beherrscht unweit der nahen Grenze weite Gebiete.

Bei dem Attentat, das vermutlich durch einen Selbstmörder mit Sprengstoffgürtel verübt wurde, sind am Abend mindestens 30 Menschen getötet und 94 weitere verletzt worden. Bekannt hat sich bisher niemand zu der Tat. Erdogan sagte, Ziel solcher Anschläge sei es offenbar, verschiedene Bevölkerungsgruppen "entlang ethnischer und religiöser Linien gegeneinander aufzuwiegeln". Die Türkei werde solchen Provokationen aber nicht nachgeben und stattdessen "Einheit, Solidarität und Brüderlichkeit" demonstrieren, so der Präsident.

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu explodierte der Sprengsatz inmitten einer Hochzeitsgesellschaft, die auf offener Straße im Beybahce-Viertel von Gaziantep feierte. Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP handelte es sich um eine kurdische Hochzeit - unter den Todesopfern seien auch mehrere Kinder. In sozialen Medien kursierten Videos, die chaotische Szenen zeigten. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher. Am Boden lagen viele blutende Menschen.

Kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde ein teilweises Nachrichtenverbot, wie dies bereits bei früheren Attentaten der Fall gewesen war. In seiner Stellungnahme machte Erdogan erneut klar, dass er keinen Unterschied zwischen der verbotenen PKK, der Bewegung des Islam-Predigers Fetullah Gülen und dem IS sehe. Derweil reagierte die HDP, die drittgrößte Partei im türkischen Parlament, entsetzt. "Wir verurteilen und verdammen diejenigen, die diese Attacke verübt haben, und die Kräfte und Ideologien hinter ihrem Handeln", hieß es in einer Stellungnahme.

Die rund 1,5 Millionen Einwohner zählende Stadt Gaziantep liegt unweit der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien. Neben der PKK operiert im Südosten der Türkei auch die IS-Miliz, die dort schon mehrfach Anschläge verübt hat. Unklar ist, ob zwischen dem Anschlag in Gaziantep und dem Bürgerkrieg in Syrien ein direkter Zusammenhang besteht. Die kurdischen Volksschutzeinheiten sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS und beherrschen Teile der Grenze zur Türkei.

Quelle: n-tv.de , jug/dpa/AFP