Während die mathematische Vorhersage der Existenz eines bislang noch unentdeckten, großen Felsplaneten im äußeren Sonnensystem mit der Bezeichnung „Planet Nine“ hauptsächlich den beiden Astronomen Konstantin Batygin und Mike Brown zugeschrieben wird, hat tatsächlich Scott Sheppard schon zuvor anhand der Bahnen von transneptunischen Objekten (TNOs) und Zwergplaneten die Existenz eines noch unbekannten Planeten im äußeren Sonnensystems postuliert (...GreWi berichtete: siehe Links). Jetzt hat Sheppard gemeinsam mit Kollegen weitere TNOs entdeckt und sieht seine Vorhersagen anhand deren Eigenschaften erneut bestätigt. Sollten weitere TNOs mit diesen Eigenschaften gefunden werden, dürfte es keine zwei Jahre mehr dauern, bis dieser Planet direkt entdeckt und damit nachgewiesen werden könnte, so der Astronom.
Planet 9
© Robin DienelDie Umlaufbahnen der neuentdeckten transneptunischen Objekte zusammen mit dem von Sheppard postulierten und als „Planet X“ bezeichneten noch unentdeckten äußeren Planeten (rot) im Sonnensystem (Illu.).
Washington D.C. (USA) - Wie Sheppard gemeinsam mit seinem Kollegen Chadwick Trujillo von der Northern Arizona University auf der Webseite der Carnegie Institution for Science und in einer kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift The Astronomical Journal berichtet, haben weitere Objekte im äußersten Sonnensystem entdeckt, deren Bahneigenschaften ebenfalls auf die Existenz eines bislang unentdeckten „Störers“ der Umlaufbahnen dieser Objekte und damit auf einen großen Planeten hinweisen. Ihre Entdeckungen haben die beiden Astronomen dem International Astronomical Union’s Minor Planet Center zur Bestätigung überstellt.

Schon 2014 hatten die beiden Astronomen die Existenz eines noch unbekannten Planeten (den sie als „Planet X“ bezeichnen) deutlich jenseits der Bahn des Planeten Neptun und des Zwergplaneten Pluto anhand der damals von ihnen entdeckten Objekte (u.a. 2012 VP113; ...GreWi berichtete) vorhergesagt.

„Objekte, die die Sonne weit außerhalb der Neptunbahn umkreisen, bergen den Schlüssel zum Verständnis über die Ursprünge und Entwicklung unseres Sonnensystems“, so Sheppard. „Aber obwohl wir glauben, dass es Tausende dieser Objekte gibt, so haben wir bislang doch erst wenige davon entdeckt - einfach weil sie so weit entfernt (und relativ klein) sind. Diese kleinen Objekte können uns auf die Spur des viel größeren Planeten führen, von dem wir glauben, dass er dort draußen existiert. Je mehr wir also von diesen kleinen Objekten entdecken, desto besser werden wir in der Lage sein zu verstehen, was da im äußeren Sonnensystem vor sich geht.“

Bislang haben Sheppard und Trujillo gemeinsam mit David Tholen von der University of Hawaii die größte Suche nach transneptunischen Objekten (TNO) mit einigen der leistungsstärksten Teleskopen durchgeführt, dabei bereits 10 Prozent des Himmels abgedeckt und bislang (inkl. der jetzt neu beschriebenen TNOs) mehr als 15 Objekte jenseits der Neptunbahn entdeckt.

„Derzeit befinden wir uns in einer ähnlichen Situation, in der Alexis Bouvard Mitte des 19. Jahrhunderts war, nachdem er anhand ungewöhnlicher Bahneigenschaften des Uranus zwar Rückschlüsse auf einen weiteren Planeten ziehen konnte, dieser (Neptun) aber erst noch entdeckt werden musste.“

Auch die neuentdeckten TNOs weisen ähnliche Eigenschaften wie die schon seit 2014 entdeckten auf - für Sheppard und Trujillo ein weiterer Hinweis für die Existenz eines weiteren großen Planeten, der diese Objekte ablenkt. Gegenüber „Space.com“ wird Sheppard konkret: „Wenn ich eine Zahl nennen müsste, so würde ich sagen, dass ich selbst zu 80 Prozent davon überzeugt bin, dass es diesen Planeten gibt. Klar, das ist noch kein Volltreffer und keine 100 Prozent. Aber es gibt da im äußeren Sonnensystem so einige merkwürdige Dinge, die sehr einfach mit der Existenz eines solchen Planeten erklärt werden können.“

Eines der jetzt entdeckten Objekte, 2014 FE72, entfernt sich sogar 3000 mal weiter von der Sonne als unsere Erde und damit so weit von unserem Stern, dass es sogar schon von Gravitationskräften von außerhalb des Sonnensystems - etwa anderen Sternen oder den sog. galaktischen Gezeiten - beeinflusst werden könnte. Aus diesem Grund gehen die Astronomen davon aus, dass es sich um ein Objekt der Oortschen Wolke stammt, die unser Sonnensystem umgibt und als Ursprungsort lagperiodscher Kometen gilt. Wenn sie die Messungen der Astronomen bestätigen, wäre dies das erste eindeutig dieser Region zuzuordnende Objekt.

„Wir benötigen noch 10 bis 20 weitere TNOs, um die Bahn und Position des Planeten relativ genau beschreiben zu können. Ich vermute, dass diese innerhalb der kommenden zwei Jahren gefunden werden“, zeigt sich Sheppard abschließend zuversichtlich.