Im August sind die Importe nach China erstmals seit zwei Jahren wieder angestiegen. Die Exporte hingegen sind deutlich gesunken. Die Daten deuten darauf hin, dass die geplante Umstellung der Volkswirtschaft zu einem konsumgetriebenen Modell zu greifen beginnt.
Xi Obama
© dpaChinas Präsident Xi und Barack Obama bei G20 in China. (Foto: )
Erstmals seit fast zwei Jahren sind Chinas Importe wieder gestiegen. Der Wert der Einfuhren in die Volksrepublik legte im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,5 Prozent auf 123 Milliarden Euro zu, wie der Zoll am Donnerstag mitteilte. Die Exporte des Landes gingen dagegen um 2,8 Prozent auf 168 Milliarden Euro zurück. Der Außenhandelsüberschuss schrumpfte um 13,6 Prozent auf gut 46 Milliarden Euro.

Die Wirtschaftsdaten wurden als positives Zeichen gewertet, weil die Binnennachfrage in der Volksrepublik offenbar zugenommen hat. Analysten hatten laut Nachrichtenagentur Bloomberg eigentlich mit einem Rückgang der Einfuhren um 5,4 Prozent gerechnet. Die Exporte wiederum brachen im August nicht so stark ein wie von Experten erwartet. Sie hatten mit einem Minus von vier Prozent gerechnet.

Die Importe stiegen nun das erste Mal, nachdem sie zuvor 21 Monate in Folge geschrumpft waren. Allein im Juli hatte der chinesische Außenhandel kräftige Rückschläge hinnehmen müssen: Die Importe waren im Vormonat um 12,5 Prozent eingebrochen, die Exporte um 4,4 Prozent.

Die gestiegenen Importe sowie die gesunkenen Exporte deuten darauf hin, dass die von der Regierung anvisierte Wende des Wirtschaftsmodells zu greifen beginnt. Die chinesische Führung versucht, die Abhängigkeit der Volkswirtschaft von der Massenproduktion vergleichsweise billiger Güter zu verringern und stattdessen eine konsumorientierte Dienstleistungsgesellschaft aufzubauen. Die langfristigen Folgen dieser Politik sind sinkende Exportraten und eine stärkere Betonung des Imports von Rohstoffen und Vorprodukten.

China hat sich für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum zwischen 6,5 und sieben Prozent zum Ziel gesetzt. Im zweiten Quartal sprangen 6,7 Prozent heraus. Die anziehenden Importe im August sehen die Volkswirte der Großbank HSBC auch als Ergebnis der Konjunkturprogramme Pekings: „Das Anspringen der Binnennachfrage dürfte auch eine Folge der massiven Investitionen der vergangenen Monate in die Infrastruktur sein.“ Erklärtes Ziel der Regierung ist es, bis 2020 ein modernes Verkehrsnetz mit Flughäfen, Eisenbahnstrecken und Schnellstraßen auch in strukturschwachen Gegenden aufzubauen. Dazu sollen unter anderem eine Million Kilometer an Straßen gebaut werden.

Zum Jahresende hin sei mit weiter anziehenden Importen und zumindest stabilen Exporten zu rechnen, sagte Ökonom Wang Jianhui vom Finanzhaus Capital Securities: „Es gibt die Erwartung, dass die Konjunktur anspringt.“ Nach Ansicht von NordLB-Ökonom Frederik Kunze sind dies auch gute Nachrichten für die globale Wirtschaft: „Schließlich ist das Reich der Mitte die größte Handelsnation. Die heutigen Zahlen sind in gewisser Weise auch ein Gradmesser für die Verfassung des Welthandels.“ Allerdings falle bei den Exporten auch im August eine gewisse Schwäche beim Geschäft mit wichtigen asiatischen Ländern ins Auge. Aufwind verspürten hingegen die Exporteure im Handel mit Europa: „Sie scheinen also den kalten Wind des drohenden EU-Austritts von Großbritannien noch nicht zu spüren.“