Fast 400 Vermisste - Zehntausende Menschen auf Hilfe angewiesen
Überschwemmung NOrdkorea
© KCNA/AFP/Archiv133 Menschen bei Überschwemmungen in Nordkorea getötet
Durch schwere Überflutungen sind in Nordkorea mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen, knapp 400 werden noch vermisst. Über hunderttausend Menschen seien zum Verlassen ihrer Häuser gezwungen worden, meldete die UNO am Montag. Der Fluss Tumen, der teils die Grenze Nordkoreas zu Russland und China markiert, war nach heftigen Regenfällen im Gefolge des Taifuns "Lionrock" Ende August über seine Ufer getreten.

Die Zahl der Toten nach der Unwetterkatastrophe im Nordosten des isolierten Staats sei auf 133 gestiegen, teilte die UN-Organisation für humanitäre Hilfe (OCHA) mit. Etwa 107.000 Menschen hätten ihre Wohnungen und Häuser entlang des Tumen verlassen müssen. Mindestens 140.000 Menschen seien dringend auf Unterstützung angewiesen. Mehr als 35.500 Häuser seien überschwemmt worden; von ihnen seien 69 Prozent komplett zerstört. Rund 16.000 Hektar Ackerland seien überflutet.

Nach OCHA-Angaben hatte vergangene Woche ein Team aus UN-Vertretern und internationalen Hilfsorganisationen Teile der betroffenen Region besucht, um das Ausmaß der Schäden abzuschätzen. Die Hilfsorganisationen hätten begonnen, Unterstützungsgüter aus ihren Lagern in Nordkorea zu den betroffenen Menschen zu bringen.

Nordkoreanische Medien berichteten, die Menschen in der Region seien wegen der Überschwemmungen "großen Härten" ausgesetzt. Deshalb sei die derzeit laufende Massenmobilisierung zum Ankurbeln der Wirtschaft neu ausgerichtet worden. Sie solle nun die Flutopfer unterstützen.

In ihren Berichten betonten die Medien die führende Rolle der regierenden Arbeiterpartei bei der Hilfe für die Flutopfer. Die Partei sehe es als ihre wichtigste Aufgabe an, "sich auf verantwortungsvolle Weise um das Leben der Menschen zu kümmern", schrieb die Parteizeitung Rodong Sinmun am Montag.

Demnach sollen bis zum Winterbeginn im Oktober 20.000 Häuser in den Flutgebieten wieder aufgebaut werden. Erklärtes Ziel sei es, "aus der Region ein Märchenland in der Ära der Arbeiterpartei zu machen", wobei Volk und Armee als "große Einheit und harmonisches Ganzes" ihre Kräfte bündeln sollten, schrieb "Rodong Sinmun" weiter.

In dem verarmten Land sind Naturkatastrophen oftmals besonders verheerend. Ein Grund dafür ist die fehlende Infrastruktur. Zudem sind viele der bergigen Regionen in Nordkorea abgeholzt, bei schweren Regenfällen strömt das Wasser dann ungehindert abwärts. 2012 waren nach schweren Gewittern 169 Menschen gestorben.

Eine Abfolge von Dürren und heftigen Regenstürmen mit Überschwemmungen war auch Mitursache der Hungerkatastrophe in den Jahren 1994 und 1998, der Hunderttausende zum Opfer gefallen waren. Verschärft wurde sie durch wirtschaftliches Missmanagement sowie den Verlust der sowjetischen Unterstützung.

Darüberhinaus verschlingt das nordkoreanische Atomwaffenprogramm einen Großteil der staatlichen Ressourcen, die dann für andere Bereiche fehlen. Nach dem fünften und bislang stärksten Atomwaffentest am vergangenen Freitag berät der UN-Sicherheitsrat derzeit über weitere Strafmaßnahmen gegen das stalinistisch geführte Land.

afp