Erde und Mond
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Seattle (USA) - Schon lange bevor das mehrzellige Leben, wie wir es heute kennen, überhaupt erst entstanden ist, könnten mindestens schon einmal komplexe Lebensformen auf unserem Planeten existiert haben. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der University of Washington. Die Erkenntnisse könnten auch bei der Suche nach außerirdischem Leben hilfreich werden.

Wie das Team um Michael Kipp, Eva Stüeken und dem Astrobiologen Roger Buick aktuell im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (DOI: 10.1073/pnas.1615867114) berichtet, gab es auf der jungen Erde schon rund eine Milliarde Jahre vor der Entstehung des heutigen Lebens Bedingungen, unter denen sich in den Ozeanen komplexes Leben hätte entwickeln können.

Zu dem Schluss kommen die Wissenschaftler durch Messungen des Sauerstoffgehalts vor 2 bis 2,4 Milliarden Jahren unter Nutzung des Isotopenverhältnisses des Elements Selen in Sedimentgesteinen.

„Anhand von Fossilien kann das heutige komplexe Leben rund 1,75 Milliarden Jahre zurückdatiert werden“, erläutert Buick und führt weiter aus: „Aber die ältesten Fossilien sind nicht zwangsläufig auch die Überreste des ältesten Lebens auf der Erde. Dafür ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas überhaupt durch Fossilierung erhalten wird, einfach zu gering.“

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass schon lange vor dem Beginn der uns bekannten fossilen Aufzeichnungen genügend Sauerstoff zur Verfügung stand, damit auch komplexes Leben hätte entstehen können. Das bedeutet zwar nicht, dass dies auch so war. Aber es bedeutet, dass es so hätte sein können.“

Wie die Wissenschaftler in ihrer Studie zeigen, gab es in der fernen Vergangenheit eine rund eine viertel Milliarde Jahre lang andauernde Periode, mit vergleichsweise hohen Sauerstoffwerten, die dann wieder deutlich zurück gingen. Die Verfügbarkeit von Sauerstoff über einen derart langen Zeitraum, sei ein wichtiger Faktor, damit sich potentiell bereits vorhandenes und zunächst noch einfaches Leben weiter entwickeln kann.“

Was jedoch zu dem nun belegten Sauerstoffanstieg und dessen dramatischen Rückgang führte, ist weiterhin unklar: „Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage“, gestehen die Forscher ein. „Es scheint sich aber um ein zuvor noch nie dagewesenes Ereignis gehandelt zu haben. Betrachtet man die Zeiträume davor und danach, so ist alles anders.“

Mit der von den Forschern angewandten Selen-Methode könnte zukünftig auch in den Atmosphären ferner erdartiger Planeten der einstige Sauerstoffgehalt aus der Ferne und rückwirkend bestimmt werden. „Auf diese Weise wäre dann zumindest eine erste Einschätzung darüber möglich, ob auf einem entsprechenden Planeten Sauerstoff lange genug in ausreichendem Maße zur Verfügung stand, damit sich auch dort komplexes Leben hätte entwickeln können“, so Buick abschließend.