Statistiken Churchill
Zahlen lügen nicht. So sagt man. Denn der Unterschied zwischen einer „1“ und einer „2“ ist unanfechtbar. Aber dennoch werden gerade Zahlen die Basis von Täuschungen und Lügengebilden. Dieses System nennen manche Statistik, obwohl Statistik eigentlich eine sehr „saubere“ Wissenschaft ist.

Besondere „Freunde“ der (anderen) Statistik scheinen aber Schulmedizin, Pharmaindustrie und Politik zu sein. Wenn hier etwas bewiesen werden soll, dann fast immer und oft ausschließlich mit Hilfe der Statistik. Dabei hat Statistik noch nie eine Beweiskraft gehabt, noch hat sie sie für sich in Anspruch genommen. Aber wenn man etwas „bewiesen“ haben will, was man „bewiesen“ haben will, dann leistet eine verbogene und missbrauchte Statistik außerordentlich gute Dienste. Nicht umsonst gibt es den Spruch: „Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.“

Die ARD brachte eine sehr sehenswerte Reportage heraus, wo es um Statistik ging, und wie man sie für Täuschung und legalen Betrug benutzen kann und auch evidenzbasiert nutzt. Unter „Im Land der Lügen - Warum Zahlen uns täuschen können | Reportage“ gibt es den Beitrag noch in Youtube zu sehen.

Im Land der Lügen

Es gibt eine Stadt in Deutschland, in der jeder Bürger fast 40.000 Euro im Jahr verdient. Diese glückliche Stadt heißt Heilbronn. Dieses Einkommen ist fast doppelt so hoch wie das Einkommen in anderen bundesdeutschen Städten. Was machen also die 122.000 Heilbronner, dass sie so viel Geld verdienen können?

Antwort: Sie machen gar nichts. Sie verdienen nicht mehr und nicht weniger als andere deutsche Bundesbürger auch. Der statistische Durchschnittsverdienst liegt in Heilbronn nur deswegen so hoch, weil hier der Milliardär Dieter Schwarz lebt, der Gründer von Lidl. Und der hat ein exorbitantes Einkommen, welches das statistische Durchschnittseinkommen aller anderen 122.000 Heilbronner in diese Höhen hochtreibt. Damit ist klar, dass diese Statistik kein Beweis dafür ist, dass die Menschen in Heilbronn finanziell bessergestellt sind als anderswo in Deutschland. Wenn Sie also schon die Koffer gepackt haben, um nach Heilbronn umzuziehen - sie können die Koffer wieder auspacken.

Interessant werden diese Tricksereien immer dann, wenn es darum geht, den Boden für profitable Geschäfte vorzubereiten. Und hier scheuen sich weder Politiker, noch Schulmedizin und Pharmaindustrie, aus dem Vollen zu schöpfen.

So gibt es offizielle Statistiken, denen zufolge 8 Prozent aller Bundesbürger an Diabetes leiden. Bei genauerem Hinsehen beziehen sich diese 8 Prozent nur auf die Erwachsenen, also rund 80 Prozent der Gesamtbevölkerung. Würde man auch die restlichen 20 Prozent, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, hinzufügen, dann würde aus den 8 Prozent eine wesentlich kleinere Zahl, die propagandistisch weniger Eindruck hinterlassen würde. Denn Kinder und Jugendliche haben keinen Altersdiabetes und auch nur wenige Fälle von Typ-1-Diabetes, und „versauen“ somit die Statistik.

Unliebsame Fälle, die propagandistisch im Wege stehen und deshalb bei der statistischen Berechnung eliminiert werden, ist ein Trick, um zu gewünschten Ergebnissen zu kommen. Der andere Trick ist der mit den Grenzwerten.

Von Gesund zu Krank - dank Grenzwert

Grenzwerte dienen dazu, um den Unterschied zwischen „krank“ und „gesund“ zu definieren. Liegt der Patient bei einem bestimmten Wert über dem Grenzwert, dann ist er krank und wird behandlungsbedürftig. Behandlungen und daraus resultierende medikamentöse Verschreibungen sind das Brot und Butter von Arzt und Pharmaindustrie.

Da das Geschäft mit der Gesundheit eben ein Geschäft ist, sind alle Beteiligten (außer dem Patienten) daran interessiert, dass das Geschäft expandiert. Diese Expansion erreicht man nicht, indem man auf neue Patienten wartet. Denn dieses Warten ist wirtschaftlich unrentabel. Vielmehr kreiert man neue Patienten, indem man die Definition für „krank“ und „gesund“, die Grenzwerte, so verändert, dass über Nacht aus gesunden Menschen kranke Patienten werden.

Berühmt-berüchtigte Grenzwerte, die in den letzten Jahrzehnten Stück für Stück gesenkt wurden, sind die Grenzwerte für Hochdruck, Diabetes und Prädiabetes, Cholesterin und so weiter. So wurde der alte Grenzwert für Diabetes von 140 auf 126 mg/dl gesenkt. Prädiabetes beginnt schon ab 100 mg/dl. Kommentar im Film: Grenzwert runter - Pillenabsatz rauf.

Über diesen Trick wurden weltweit Millionen neuer Patienten geschaffen, die den Ärzten und Pharmafirmen Milliarden an Geldern in die Kassen spülten. Wenn dann die Medikamente für die erfundenen Erkrankungen mit Nebenwirkungen einhergehen, dann hat die Pharmaindustrie weitere Medikamente gegen die Nebenwirkungen bereit. Ich kenne kein besseres Geschäftsmodell als das hier beschriebene.

Grenzwerte um Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen

Umgekehrt kann man Grenzwerte auch hervorragend nutzen, um unliebsame Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen. Was ist gefährlich für die synthetischen Wirksubstanzen und deren nachhaltigen Einsatz? Antwort: Die natürlichen Wirksubstanzen. Unter Grenzwerte für Vitamine - Deutschland macht sich lächerlich diskutiere ich die Bemühungen der deutschen Gesundheitspolitik mit all ihren offiziellen und inoffiziellen Institutionen, Vitamine als potenziell schädlich hinzu stellen, für die es deshalb eine strenge Regulierung notwendig macht. Jeder, der sich nur ein wenig mit Biologie und Gesundheitsfragen auseinandersetzt, weiß, dass der therapeutische Bereich von synthetischen Substanzen ungleich kleiner ist als der von Vitaminen. Deshalb werden von den Vitamin-Gegnern alle möglichen und unmöglichen Studien aus dem Ärmel gezaubert, die ihren Standpunkt „beweisen“ sollen. Und das ist der nächste Punkt. Wie kann ich die Statistik in Studien nutzen, um zu dem Ergebnis zu gelangen, dass ich haben möchte?

Nur 6 % der Studien von unabhängigen Quellen!

Sie kennen den Spruch: wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing. Unter diesem Motto kann ich Studien in die Welt setzen, die von bezahlten Wissenschaftlern durchgeführt werden, die mir dann mein spezifisches Ergebnis zu liefern haben. Der ARD-Beitrag sagt aus, dass nur 6 Prozent der Studien von unabhängigen Quellen erstellt werden. Der große Rest von 94 Prozent sind kommerziell gesponsert. Und die Wissenschaftler, die sich für diese Studien verantwortlich zeichnen, sind Angestellte der Pharmaindustrie oder aber bezahlte „Agenten“ derselben. Aber es kommt noch besser.

Rund die Hälfte dieser Studien wird von Ghostwritern in Schreibbüros verfasst. Für die Güte der Studien zeichnen dann namhafte und bezahlte Wissenschaftler mit ihrem Namen.

Um hier Missverständnisse zu vermeiden, sei betont, dass wir hier fast ausschließlich über die medizinische Forschung reden. Die naturwissenschaftliche Forschung ist ein anderes Kapitel, in dem es ebenfalls Filz gibt, aber nicht in dieser Form und dieser Intensität.

Zur Studienfrage hatte ich bereits einige Artikel verfasst: Metaanalysen: damit niemand in die Suppe spuckt

Eine weitere beliebte Methode, sich wissenschaftlich zu geben, aber dafür zu sorgen, dass keine unliebsamen Überraschungen das Geschäft infrage stellen, ist die Metaanalyse.

Metaanalysen sind prinzipiell nichts Schlechtes, laden aber zur Manipulation förmlich ein. In Metaanalysen werden zuvor getätigte Studien zusammengefasst und noch einmal nach verschiedenen Kriterien neu ausgewertet. Die Ergebnisse können Trends bei bestimmten Entwicklungen verdeutlichen, aber niemals Beweis für irgendetwas sein. In der medizinischen Forschung jedoch werden Metaanalysen in der Regel so erstellt, dass die Auswahl der eingeschlossenen Studien schon Anlass zur Kritik gibt. Denn hier kann man die Studien ausklammern, die dem Wunschergebnis entgegenstehen.

Der nächste Kritikpunkt, der sich diesem Treiben anschließt, ist die Tatsache, dass auf diese Art und Weise manipulierte Ergebnisse dann noch als Beweis gehandelt werden. Kein Wunder also, wenn der Erkenntnisfortschritt in der Schulmedizin kaum fortschrittlichen Charakter verrät.

Noch ein TTIP

Kennen Sie diesen Beitrag: TTIP, Hormonfleisch und Gentechnik? Ich hatte ihn im Mai 2016 veröffentlicht. Es gab im Kommentarteil des Artikels einige Beiträge, die eine kritische Einstellung gegenüber dem Abkommen als „reine Panikmache“ abgeschrieben haben. Der ARD-Beitrag scheint jetzt Öl ins Feuer der „Panikmache“ zu gießen.

Denn die Politik versuchte der kritischen Bevölkerung das Abkommen mit Statistik schmackhaft zu machen. Da tauchen Zahlen auf wie „545 Euro mehr Geld pro Haushalt pro Jahr“ und „110.000 zusätzliche Jobs alleine in Deutschland“. Wer kann solchen Argumenten widerstehen oder sie sogar ablehnen? Man muss einfach für TTIP sein, oder?

Die ARD hatte sich die Studie angeschaut, die diese Prognosen erstellt hatte. Es zeigte sich, dass diese Prognose eine von vielen war, die aber als günstigste das Wohlgefallen von Politik und Lobby gefunden hatte. Der Clou mit den 545 Euro mehr pro Jahr entpuppte sich als schlichter Betrug. Denn es waren nicht 545 Euro pro Jahr sondern 545 in zehn Jahren, also umgerechnet 54 Euro pro Jahr, wenn die günstigste Prognose dann auch Realität werden würde. Oder mit anderen Worten: Leute seid für TTIP, denn es bringt euch zwei Euro mehr im Monat. Welch ein gigantischer Vorteil für euch alle!

Ein weiterer Punkt, den man hier nicht außer Acht lassen darf, ist die Tatsache, dass es sich hier auch wieder nur um einen statistischen Mittelwert handelt. Wir haben eingangs dieses Beitrags gesehen, dass ein hohes Durchschnittseinkommen noch lange nicht heißt, dass alle Beteiligten in dessen Genuss kommen. So ist es durchaus möglich, dass bei diesen 545 Euro einige wenige sehr viel bekommen (Unternehmen), und das Gros (Bevölkerung) sich mit sehr wenig oder sogar noch weniger als vor TTIP zufriedengeben muss. Aber statistisch richtig ergibt sich halt der Durchschnittswert von 545. Vor diesem Hintergrund darf man auch die Zahl der neuen Jobs als „Übertreibung“ vermuten. Es wird auch nicht angegeben, wie viele Jobs durch TTIP vernichtet werden.

Cholesterin: Das Ei war böse

Ich hatte bereits auf die Grenzwertsenkungen von Diabetes, Hypertonie und Cholesterin hingewiesen. Der ARD-Beitrag geht noch einmal speziell auf die Sache mit dem Cholesterin ein.

Hier kommt eine Ernährungswissenschaftlerin zu Wort, die sich gegen den Cholesterinwahn ausspricht. Sie sagt, dass das Problem der willentlichen Missinterpretation von Studiendaten ein weitverbreitetes Problem in der schulmedizinischen Forschung ist, besonders wenn es um Ernährung geht.

Dr. Ancel Keys war ein amerikanischer Ernährungswissenschaftler, der als Vater der Hypothese gilt, dass Fette und Cholesterin für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich sind. Um seine Hypothese zu beweisen, sammelte der gute Doktor eine Reihe von Daten, wo der Nahrungsanteil tierischer Fette mit der Zahl der Todesfälle in Zusammenhang gebracht wurde. Um hier eine eindeutige Korrelation zu erhalten, wurden alle die Ergebnisse entfernt, die nicht ins Bild passen. So einfach „beweist“ die Ernährungswissenschaft ihre Hypothesen. Was daraus geworden ist, wissen wir alle. Es scheint noch niemanden gestört zu haben, dass Dr. Keys zum Zeitpunkt seiner „sensationellen“ Erkenntnisse zum Cholesterin ein bezahlter Berater der Margarine-Industrie war. So hat sich die Cholesterin-Lüge bis auf den heutigen Tag halten können, obwohl sie von vorne bis hinten nichts als Legoland ist. Ich bin aber beeindruckt, solche Aussagen aus dem Mund einer Ernährungswissenschaftlerin zu hören.

Und weil Cholesterin ja böse ist, und Eier Cholesterin enthalten, ist auch das Ei böse. Also gilt es, a) alle cholesterinhaltigen Nahrungsmittel zu vermeiden und b) zu hohe Cholesterinwerte medikamentös zu bekämpfen. Zum Glück für die Pharmaindustrie stammen rund 80 Prozent des Cholesterins im Blut aus körpereigener Produktion und nur 20 Prozent aus der Nahrung. Damit bleibt die Indikation für ein medikamentöses Eingreifen auch dann bestehen, wenn die Ernährung cholesterinfrei verläuft. Und damit die natürliche Produktion von Cholesterin als Übel dargestellt werden kann, werden Grenzwerte erfunden, die nur medikamentös eingehalten werden können.

Der ARD-Beitrag rechnet vor, dass die letzte Absenkung des Grenzwertes weltweit 50 Millionen neue Patienten für Schulmedizin und Pharmaindustrie brachte und der Firma Pfizer allein pro Jahr mit ihrem Cholesterinsenker 10 Milliarden Dollar Umsatz bescherte.

Die eingeblendete Grafik im Beitrag zeigt, dass 1967 der Grenzwert in den USA bei 300 mg/dl lag. Er wurde 1984, dann 1988 und zuletzt 1993 so weit gesenkt, dass er jetzt auf 200 mg/dl liegt.

Für Deutschland sagen die Zahlen: 1976 lag der Wert bei rund 275, dann 1985 bei 260, 1993 bei 250 und zuletzt im Jahr 1998 endlich auch auf 200.

Man merkt hier auch, dass die unterschiedlichen Bestimmungen von Grenzwerten in den USA und in Deutschland deren Aussage ad absurdum führen. Vielmehr würde man für allgemein verbindliche Richtlinien und Werte auch identische Zahlen vermuten, was aber in der Realität erst seit 1998 der Fall ist.

Aber wie kommt man zu solchen Traumwerten? Welche Studien beweisen, dass Cholesterin über 200 zum Risikofaktor für die Gesundheit wird?

Wenn man sich zum Beispiel folgende Studie ansieht: Evaluation of the Pooled Cohort Equations for Prediction of Cardiovascular Risk in a Contemporary Prospective Cohort, dann kommt man zu dem Schluss, dass die Berechnungen des kardiovaskulären Risikos durch offizielle medizinische Institutionen für die Erstellung von Leitlinien zu vollkommen unsinnigen Ergebnissen gelangen. So berechneten die amerikanischen Kardiologen ein Risiko von 21 Fällen pro 1000 Patienten-Jahren, während die beobachteten Raten bei 7,9 lagen. Also nur etwas mehr als ein Drittel der Berechnung. Wer so schlechte Prognosen erstellt, der kreiert den Boden für Angst vor dem Risiko. Und wer Angst hat, hat keine Probleme, alles zu tun, um das Risiko zu minimieren = sich vertrauensvoll in die Arme der Schulmedizin zu werfen.

Oder aber man lässt Studien im Reißwolf verschwinden, deren Ergebnisse nicht ins Bild passen, wie es Dr. Keys bei der Beweisführung für seine abstruse Cholesterin-Hypothese getan hatte. Weitere beliebte Mittel, nicht nur bei der Rechtfertigung einer Statin-Therapie, ist der Vergleich der Wirksubstanz mit einer Substanz, von der man weiß, dass sie schwächer wirkt als die zu beurteilende Substanz. Oder aber man manipuliert die Teilnehmergruppe so, dass die Teilnehmergruppe mit der Wirksubstanz einen besseren Effekt zeigt als die Kontrollgruppe.

Und sollten sich im Verlauf der Studie Nebenwirkungen zeigen, die von der untersuchten Substanz ausgehen, dann verkürzt man die Studie auf den Zeitrahmen, in dem die Nebenwirkungen noch nicht aufgetreten waren. Umgekehrt, sollte sich im Verlauf der Studie keine ausreichende Wirkung der Testsubstanz gezeigt haben, dann verlängert man einfach die Studiendauer bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich endlich die erwünschte Wirkung offenbart.

Noch mehr Geschäfte und Verzerrungen bis sich die Balken biegen!

Die Wirksamkeit von Vorsorgeuntersuchungen gegen Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern ist ein weiterer Teil dieses perfiden Manipulationsspiels: Auch hier wird die Statistik verzerrt was die Balken halten. Für die Ernährungswissenschaftlerin im ARD-Beitrag ist klar, dass diese Vorsorgeuntersuchungen mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Der Schaden besteht nicht in der Durchführung der Früherkennung, obwohl es auch hier Stimmen gibt, die das zu häufige Röntgen der Brust als eigenständigen Risikofaktor ansehen. Vielmehr besteht der Schaden in den viel zu oft getätigten Fehldiagnosen, die zur Übermedikation mit entsprechenden Nebenwirkungen führen und beim Patienten den entsprechenden psychologischen Stress auslösen.

Laut Cochrane-Institut versterben von 100 Männern über 50 Jahre ohne Früherkennung nach zehn Jahren 20 Männer, wovon ein Mann an Prostatakrebs stirbt. Das gleiche gilt auch für die Männer gleichen Alters und gleichen Zeitraum, die eine Vorsorgeuntersuchung gegen Prostatakrebs durchgeführt hatten.

Wo liegt hier der Vorteil? Null.

Der Vorteil hier besteht darin, dass bei 16 Männern bei der Vorsorgeuntersuchung eine falsche positive Diagnose erstellt wird, die völlig gesunde Männer zu behandlungsbedürftigen Patienten mutieren lässt. Somit hat die Schulmedizin 16 mehr Kunden und die Pharmaindustrie 16 mehr Verschreibungen. Man kann sich unschwer vorstellen, was dies für die betroffenen Männer bedeutet. Ähnliche Szenarien gibt es auch für die Vorsorgeuntersuchung gegen Brustkrebs und deren falsch-positiven Befunde.

Die Schulmedizin aber bläht oft statistisch die Effekte der Vorsorgeuntersuchung auf, um so eine Begründung für das eigene Tun zu erlangen. In meinem Beitrag (siehe oben) „Krebsvorsorge - was Ihnen Ihr Arzt nicht erzählt“ zitiere ich Professor Gigerenzer. Der erklärt, dass die meisten Schulmediziner statistische Analphabeten sind. Warum? Weil zum Beispiel bei einem Untersuchungsergebnis von 4 positiven Diagnosen von Brustkrebs bei 1000 Untersuchungen, dem 5 positive Diagnosen ohne Vorsorgeuntersuchung entgegenstehen, geschlossen wird, dass die Vorsorgeuntersuchung die Zahl der Krebsfälle signifikant senkt, und zwar um den Betrag von 25 Prozent (der Unterschied von 1 von 4 beträgt 25 Prozent). Dabei ist die Zahl 1 von 1000 statistisch gesehen vollkommen ohne Signifikanz; die 25 Prozent dagegen heucheln hohe Effektivität vor.

Im ARD-Beitrag kommt der Professor wieder zu Wort. Und zwar mit einer eigenen Statistik. Die besagt, dass 70 bis 80 Prozent der deutschen und amerikanischen Ärzte nicht in der Lage sind, Gesundheitsstatistiken richtig zu lesen und zu verstehen. Kein Wunder also, wenn der Arzt von der Pharmaindustrie mit geschönten Studien zum Verschreiben von teilweise tödlichen Medikamenten verführt wird. Avandia, Vioxx, Lipobay und all die anderen Skandale sprechen hier eine deutliche Sprache.

Fazit

Der ARD-Beitrag ist eine Wohltat, der schonungslos das marode Tun von Schulmedizin und Pharmaindustrie offenlegt. Der Beitrag beschäftigt sich darüber hinaus noch mit statistischen Verbrämungen, wie sie in anderen Zweigen von Politik und Industrie und vor allem im Versicherungswesen gang und gäbe sind. Es ist dabei erschütternd zu sehen, dass Ärzte, denen wir unsere Gesundheit anvertrauen, (zu 70 bis 80 Prozent) ihre Therapieentscheidungen aufgrund von gefälschten wissenschaftlichen Studien fällen, von denen nicht der Patient, sondern der Tablettenhersteller einen Nutzen hat.