Das Reeperbahnfestival wurde vor der Bundestagswahl zur politischen Bühne. Herbert Grönemeyer sieht die Musik unweigerlich mit der Politik verbunden. Leider seien die meisten Musiker seiner Meinung nach genauso unpolitisch und "durchgenebelt" wie Merkel.
Herbert Grönemeyer
© Reuters Tobias SchwarzHerbert Grönemeyer, Berlin, Deutschland, 15. März 2011.
Herbert Grönemeyer kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rahmen des Reeperbahnfestivals:
Ich hab von Frau Merkel auch noch nichts dazu gehört, was im Osten vorgeht, was da für ein Rechtsruck passiert.
Für den 61-jährigen Sänger aus Bochum ist die derzeitige Musikszene Deutschlands zu unpolitisch:
Ich komme aus der alten Rock'n'Roll-Zeit aus den 60ern und 70ern, und Musik ist für mich bis heute politisch. Kunst ist dafür da, eine Gesellschaft aufzurütteln. Das ist unsere Aufgabe. Wir sind dafür da, die Leute zu verärgern und nervös zu machen.
"Haltung" als Auftrag der Kunst

Den heutigen Künstlern Deutschlands fehle es an Haltung. Politisches Denken käme nur in den Musikrichtungen des Hip-Hops und des Raps vor. Der Rest sei "Frau-Merkel-durchgenebelt". Für Grönemeyer ist die Kunst dazu da, und besonders die junge Kunst, um "den Etablierten auf die Nerven zu gehen und zu sagen: Das ist Mist, was ihr hier macht."

Das Flüchtlingsthema habe Merkel nicht wirklich interessiert, so der Pop-Sänger:
Die Gesellschaft ist den Geflüchteten entgegengegangen, und dann hat sie [Merkel] reagiert und sich das ans Revers gehängt.
In Hamburg diskutierten am Donnerstag auch Vertreter von Hilfsorganisationen mit. Die Künstler müssten sich wieder ihrer Verantwortung bewusst werden und ihren "Hintern hochkriegen".


Kommentar: In der Tat!



P
opmusik soll sich ihrer Macht bewusst werden

Im vergangenen Jahr hatte Grönemeyer in einem Interview mit dem Spiegel die Macht angesprochen, die mit der Popmusik und der Performance vor Tausenden von Menschen einhergehe. Dabei versuche er es immer wie die Engländer zu halten und nach zehn Minuten Unterhaltung einen Witz zu machen. Der Deutsche unterhalte sich vierzig Minuten lang, ohne einen anschließenden Witz. In der Flüchtlingskrise hätten die Deutschen ein Gemeinschaftsgefühl gezeigt und sich für die Flüchtlinge engagiert, aber von der Politik wurden sie alleingelassen. Für Grönemeyer ist es seine Aufgabe, deutlich zu machen, dass "Rassisten" nicht die Gesellschaft widerspiegeln.