Auf einer Pressekonferenz der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) am Donnerstag in Den Haag haben Bewohner der syrischen Stadt Duma, wo Anfang April ein C-Waffen-Einsatz verübt worden sein soll, sowie Ärzte Beweise dafür geliefert, dass die angebliche Attacke eine Inszenierung war.
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© AP Photo / Peter Dejong
Vor den OPCW-Experten traten insgesamt 17 Menschen auf, darunter auch der elfjährige syrische Junge Hassan Diab, der in einem Video von den "Weißhelmen" als eines der "Opfer des Chemiewaffenangriffs" in Duma vorgestellt worden war.

"Das war eine Lüge"

Zuerst sprach der Vater des Jungen vor Journalisten. Ihm zufolge haben Unbekannte in der Stadt Panik ausgelöst, woraufhin sie versuchten, Menschen im örtlichen Krankenhaus zu versammeln.

"Sie haben meine Kinder weggenommen, auf eine Notfallstation gebracht und sie mit Wasser begossen. Sie haben uns zuerst nichts erklärt. Nur später haben wir erfahren, dass dies eine Lüge war. Wir haben keine Anzeichen einer Vergiftung gesehen. Die ganze Familie hat sich gut gefühlt", betonte der Mann.

Auch Hassan Diab selbst teilte seine Eindrücke mit: "Ich weiß nicht, warum ich zuerst mit Wasser begossen und dann an einen anderen Ort gebracht wurde."

Kommentare von Ärzten

Neben der Diab-Familie meldeten sich auch Ärzte des Krankenhauses der Stadt Duma, darunter Ahmad Hashua, der als Rezeptionist tätig und für Logistik zuständig ist, zu Wort.

Gegen 19.00 Uhr (7. April, Ortszeit - Anm. d. Red.) habe ich am Eingang zur Notfallstation gestanden. Ein Mann mit einem Kind hat das Gebäude betreten und von C-Waffen geschrien. Als er zu schreien anfing, ist Chaos entstanden. Die Leute sind in Panik verfallen. Ehrlich gesagt haben die Leute Atembeschwerden gehabt. Solche Leute wurden aber auch tagsüber ins Krankenhaus gebracht. Wir haben gesehen, dass das Geschrei über C-Waffen nötig war, um Panik auszulösen", erläuterte er.

Derweil erklärte sein Kollege, warum die Patienten an diesem Tag überhaupt Atemprobleme gehabt hätten.

"An jenem Tag war ich auf der Notfallstation tätig und habe Patienten und Betroffene versorgt. Rund 15 Menschen mit Atembeschwerden wurden eingeliefert. Sie hatten Staub und Rauch eingeatmet. Es hat keine weiteren Beschwerden gegeben. Dies geschah nach einer Bombardierung von Gebäuden nahe dem Krankenhaus", erklärte er.

Noch am selben Tag soll ein Teil der Betroffenen nach entsprechender Behandlung das Krankenhaus verlassen haben. Es habe keinen einzigen Todesfall gegeben, sagte Hassan Ayun, ein anderer Arzt.

Trotz der angeführten und mit Videos und Fotos belegten Fakten sollen einige westliche Journalisten die Syrer gefragt haben, wie viel Geld diesen für den Besuch in Den Haag "versprochen wurde". Sie sollen darauf geantwortet haben, sie seien gekommen, um die Wahrheit zu sagen.

An dem Pressegespräch nahmen laut dem ständigen Vertreter Russlands bei der OPCW, Sergej Schulgin, Dutzende Delegationen der Mitgliedsländer des Exekutivkomitees der Organisation teil.

"Ich sage es offen: Westliche Partner als solche - Franzosen, Amerikaner oder Briten - sind beim Pressegespräch nicht vertreten gewesen. Außerdem haben sie alles Mögliche getan, um ihren anderen Verbündeten die Teilnahme an diesem Briefing auszureden", sagte er.

Oppositionelle syrische Internetportale hatten Anfang April über einen Chlorgas-Einsatz mit Dutzenden Toten in der damals noch von Rebellen kontrollierten Ortschaft Duma östlich von Damaskus berichtet, aber keine Beweise vorgelegt.

Ihre Informationen wurden schnell von westlichen Medien und Spitzenpolitikern aufgegriffen, die die Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad für die angebliche Attacke verantwortlich machten. Damaskus weist diese Anschuldigungen entschieden zurück.

Dabei hatte der Generalstab der russischen Streitkräfte noch am 13. März von einer durch die militanten Kämpfer in Ost-Ghuta vorbereiteten Provokation mittels Inszenierung eines C-Waffen-Einsatzes berichtet.