Viele Bauern sind genervt von neuen Auflagen. Jetzt protestieren sie in Hamburg vor den Landesumweltministern - mit ihren Traktoren.
Tractors
© Daniel Bockwoldt / dpa / Global Look Press
Kiel/Elmshorn/Uelzen. Bauern als Buhmänner? So sehen es viele Landwirte. Tausende von ihnen haben sich am frühen Donnerstagmorgen in ganz Norddeutschland mit ihren Traktoren nach Hamburg aufgemacht - zu einer Protestkundgebung gegen das Agrarpaket der Bundesregierung. Die Bauern kamen aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Rund 4000 Trecker waren es nach Angaben der Hamburger Polizei.

In acht Konvois fuhren die Landwirte auf die Hansestadt zu und sorgten damit auf den Hauptverkehrsadern für "erhebliche Verkehrsbehinderungen", so die Polizei Hamburg. Die Abschlusskundgebung ist für 14 Uhr geplant. Danach fahren die Bauern wieder individuell zurück.

Zunächst gab es keine größeren Störungen, allerdings holte die Polizei in Schleswig-Holstein nach Angaben des Lagedienstes in Kiel Trecker von der Autobahn A23 Heide-Hamburg, die dort verbotenerweise unterwegs waren.


Bauernprotest in Hamburg: Verkehrschaos durch 4000 Traktoren

Aus Niedersachsen fuhren mehr als 1000 Trecker auf Hamburg zu. Dabei kam es am Donnerstagmorgen mehrfach zu Störungen im Berufsverkehr. Allein im Landkreis Harburg zählte die Polizei eine kilometerlange Kolonne von rund 700 Fahrzeugen.

An einigen Traktoren ist ein Protestschild mit der Aufschrift "Land schafft Verbindung. Wir rufen Zu Tisch" zu sehen - das Motto der Protestveranstaltung.


Die ersten Traktoren erreichten am Morgen die südlichen und östlichen Randbereiche Hamburgs - zunächst ohne "übermäßige Verkehrsbeeinträchtigungen", wie die Hamburger Verkehrsleitstelle mitteilte.

Stunden später sah das schon anders aus: Gegen 11.30 Uhr informierte die Polizei auf Twitter über "erhebliche Verkehrsbehinderungen und Stau" in der Innenstadt in Richtung Altona. Die Polizei twitterte, dass "Trecker, die im Verbund als Teil einer angemeldeten Versammlung" unterwegs sind, auch bei roten Ampeln fahren dürfen.

Resolution gegen die Umweltauflagen der Politik

Busse fuhren wegen der Treckerdemo mit Verspätungen von bis zu 50 Minuten im Hamburger Stadtgebiet. Auf Twitter empfahl die Hochbahn den Fahrgästen, stattdessen Bahnen zu nutzen. Teile der Innenstadt waren gesperrt. Manche Autofahrer wurden für die Unannehmlichkeiten "entschädigt". Rund ein Dutzend Bauern verteilten am Vormittag Würstchen.

Die Bauern wollen bei der Umweltministerkonferenz in Hamburg gegen Umweltauflagen für die Landwirtschaft demonstrieren. Sie planen, am Donnerstagnachmittag in einem Trecker-Korso zum Tagungsort der Minister zu fahren und dort eine Resolution mit ihren Forderungen zu überbringen.

Auf ihrer Herbsttagung beraten die Umweltminister der Länder am Donnerstag und Freitag über den Klimaschutz und das Agrarpaket des Bundes. Dabei geht es um strengere Regeln zum Umwelt-, Grundwasser- und Insektenschutz.

Verbot des Unkrautgifts Glyphosat ist umstritten

Die Bundesregierung plant unter anderem ein Verbot des umstrittenen Unkrautgifts Glyphosat Ende 2023. Der Einsatz von Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmitteln soll insgesamt stark eingeschränkt werden. Viele Bauern lehnen die Maßnahmen ab.

Die Landwirte fühlen sich als Buhmänner der Politik und der Öffentlichkeit. Die negative Stimmungsmache - das "Bauern-Bashing" - führe zu Ärger und Frust. "Viele Bauern werden regelrecht gemobbt. Das trifft vor allem unsere Kinder und Familien", sagte Dirk Andresen, Sprecher der bundesweiten Bewegung "Land schafft Verbindung - Wir rufen zu Tisch", die zu der Demo aufgerufen hat.

Die Landwirte wollten sich ökologischen Maßnahmen nicht verschließen, sie bräuchten dafür aber einen ökonomischen Ausgleich. "Wenn immer weitere Verschärfungen kommen, dann sieht es schlecht aus für uns, und die regionale Landwirtschaft wird auf Dauer verschwinden", sagte Andresen.

dpa/max