Durch die anhaltende Serie von Brandsatz-Funden an Bahnanlagen in Berlin und im brandenburgischen Umland ist der Bahnverkehr in der Region am Mittwoch den dritten Tag in Folge stark behindert worden. Auch die Debatte über den Umgang mit den offenbar zur linksextremen Szene zählenden Tätern und die Sicherheit von Bahnanlagen geht weiter.

Die Serie von Brandsatz-Funden an Bahnanlagen in Berlin und im brandenburgischen Umland reißt nicht ab. Dadurch sind Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr in der Region am Mittwoch den dritten Tag in Folge stark behindert worden. Viele Fahrgäste mussten Verspätungen und Umleitungen hinnehmen. Unterdessen geht die Debatte über die Sicherheit von Bahnanlagen und den Umgang mit den offenbar zur linksextremen Szene zählenden Tätern weiter.

Seit Wochenanfang attackieren Unbekannte die Bahn mit Brandsätzen. 15 wurden nach Angaben von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bisher gefunden, zwei von ihnen wurden ausgelöst. Die Täter deponierten sie unter anderem an so zentralen Verkehrsknotenpunkten wie dem Hauptbahnhof. Bisher wurde noch niemand verletzt. Jetzt hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen, wie ein Sprecher der Behörde in Karlsruhe sagte. Ermittelt werde gegen die unbekannten Täter wegen des Verdachts der verfassungsfeindlichen Sabotage.

Gezündeter Brandsatz bei Staaken entdeckt

An der ICE-Strecke Berlin-Hamburg zwischen den Bahnhöfen Berlin-Staaken und Wustermark wurde am Vormittag ein Brandsatz entdeckt, der bereits gezündet und ausgebrannt war, wie ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Brandenburg mitteilte. In der Nähe war bereits vor zwei Tagen ein Anschlag verübt worden; der zweite Brandsatz wurde nach Angaben der Deutschen Bahn AG bei den Reparaturarbeiten entdeckt. Die beiden Brandsätze ähnelten sich nach Angaben des LKA-Sprechers. Zudem wurden zwei weitere, nicht ausgelöste Brandsätze gefunden. Die ICE-Trasse nach Hamburg im Berliner Westen ist noch wegen der Explosion eines ersten Brandsatzes nahe Brieselang vor zwei Tagen gesperrt. Der neuerliche Schaden wurde bei den damit verbundenen Reparaturmaßnahmen entdeckt, wie ein Bahnsprecher sagte. Der Fernverkehr werde mit Einschränkungen auf Parallelgleisen vorbeigeführt. Die Umleitungen wirkten sich auch auf den Regionalverkehr in diesem Bereich aus.

Einen weiteren Fund machte der Fahrer einer S-Bahn zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Schöneberg. Deshalb waren am Vormittag vier S-Bahnlinien gut zwei Stunden lahmgelegt.

Hubschrauber-Überwachung geplant

Friedrich kündigte eine weitere Aufstockung der Polizeistreifen an. Neben uniformierten und zivilen Streifen der Bundespolizei sollen künftig auch Hubschrauber in der Nähe von Bahnanlagen zum Einsatz kommen, sagte Friedrich. Er bezeichnete die Anschläge als „nicht akzeptabel“. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nannte die Attacken „verbrecherische, terroristische Ansätze einer neuen Dimension“. Er lobte zugleich die Sicherheitsbehörden, weil sie die meisten Anschläge vereiteln konnten.

Es sei ein „furchtbarer Zustand“, wenn Menschen durch solche Anschläge gefährdet würden, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Dies müsse bekämpft werden. Der Regierungschef fügte hinzu, die Verantwortlichen würden alles unternehmen, „um die Täter zu fassen“. Von einem neuen Linksterrorismus geht er indes nicht aus.

Nach Einschätzung des Berliner Innensenators Ehrhart Körting (SPD) handelt es sich bei den Ereignissen um einen Tatkomplex. Alle Experten gingen davon aus, dass keine weiteren Brandsätze nach dem Bekennerschreiben vom Montag deponiert worden seien, sagte seine Sprecherin Nicola Rothermel. Sie würden nun nach und nach gefunden.

CDU-Landes- und Fraktionschef Frank Henkel zeigte sich überzeugt davon, dass die neue Koalition in der Hauptstadt einen Schwerpunkt auf die innere Sicherheit legen wird. Es handele sich um „Anschläge auf die Gesellschaft und unser Zusammmenleben“ und zeige das Aufrüsten der linksextremen Szene. „Wir dürfen nicht die Fehler der 70er Jahre machen und die Dinge verharmlosen“, forderte Henkel.

Verkehrsknotenpunkte werden besonders inspiziert

Die erhöhte Aufmerksamkeit der Bundespolizei gilt derzeit den Verkehrsknotenpunkten, wie ein Sprecher sagte. Aber Beamte würden auch gezielt Abschnitte der insgesamt 6400 Kilometer langen Bahnstrecke in Berlin und Brandenburg ablaufen. Das Sicherheitskonzept beruhe auf einer engen Kooperation mit den Mitarbeitern der Bahn.

gxs/dapd