Eine Serie von Bombenanschlägen hat den Nordosten Nigerias erschüttert, Dutzende Menschen starben. Der islamistische Terror der Boko-Haram-Sekte etabliert sich in Nigeria und richtet sich gezielt gegen Christen.
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© dapdEin Polizeioffizier patroulliert in den Straßen von Maidguri mit einem Maschinengewehr.

In Nigeria haben Attentäter erneut Dutzende Menschen getötet. In unterschiedlichen Medienberichten war von 30 bis 60 Toten die Rede. Die Angreifer hatten in der Stadt Damaturu im Norden des Landes Bombenanschläge auf das Polizeihauptquartier, zwei Polizeiwachen und sechs Kirchen verübt.

Ein Anwalt, der auf der Suche nach einem vermissten Freund das Regierungskrankenhaus von Damaturu besuchte, berichtete, er habe 60 Todesopfer gesehen. Ein Vertreter des Roten Kreuzes nannte sogar die Zahl von 63 Toten. Die radikalislamische Sekte Boko Haram, die seit Jahren immer wieder Anschläge auf Polizeistationen und christliche Kirchen verübt, bekannte sich zu den Anschlägen - und kündigte weiteren Terror an.

Bombenanschläge und Schusswechsel

Nach Angaben des BBC-Korrespondenten in Nigeria gab es nach den Anschlägen im Damatura längere Schusswechsel, zahlreiche Bewohner hätten fluchtartig die betroffenen Viertel verlassen. Insgesamt dauerte die Attacke rund 90 Minuten. Die drei Angreifer seien ums Leben gekommen, hieß es.

Ein örtlicher Regierungsvertreter sagte, das Krankenhaus sei überfüllt mit Verletzten. Es sei keine Übertreibung, wenn er sage, dass Hunderte verletzt worden seien. Die Anschläge ereigneten sich wenige Stunden nach einem Selbstmordanschlag in der Stadt Maiduguri, die rund hundert Kilometer östlich von Damaturu liegt.

Koordinierter Terror

Seit Monaten hatten Mitglieder der Sekte dort immer wieder Bomben in Biergärten geworfen, die sie als Ort der Sünde ablehnen. Im August waren bei einem Selbstmordanschlag auf die UN-Gebäude in der Hauptstadt Abuja über 20 Menschen ums Leben gekommen. Die Boko Haram bekannte sich zu dem Anschlag.

Die nigerianischen Taliban

Die Boko-Haram-Sekte lehnt jeden westlichen Lebensstil ab. Unter anderem ist sie strikt gegen Alkoholgenuss. Die 2002 gegründete Gruppe bezeichnet sich selbst auch als „nigerianische Taliban“.

Nigeria ist in den mehrheitlich muslimischen Norden und den überwiegend von Christen besiedelten Süden gespalten. Zwischen den Religionsgruppen bestehen seit langem Spannungen, die immer wieder in Gewalt münden. Ein 2009 von Boko Haram in Maiduguri initiierter Aufstand wurde von der Armee blutig niedergeschlagen.

Die Sekte strebt die Errichtung eines islamischen Staates im Norden des Landes an.
Chronik der Anschläge in Nigeria
  • 26. August 2011: Bei einem Selbstmordanschlag auf das Gebäude der Vereinten Nationen in der Hauptstadt Abuja sterben nach Angaben von Medizinern mindestens 25 Menschen. Die radikalislamische Sekte Boko Haram bekennt sich zu der Tat.
  • 4. Juli: Bei einem Anschlag auf einen Biergarten in Maiduguri im Nordosten Nigerias werden mindestens fünf Menschen getötet. Eine Bombe explodiert in einem hauptsächlich von Soldaten und Polizisten besuchten Lokal. Ein Woche zuvor waren bei einem Angriff in Maiduguri 25 Kneipen-Besucher erschossen worden. Behörden lasten die Taten Boko Haram an, die jeden westlichen Lebensstil ablehnt - auch das Trinken von Alkohol.
  • 16. Juni: Bei einem Anschlag auf das Hauptquartier der nigerianischen Polizei sterben mindestens zwei Menschen. Wenige Stunden später explodiert ein weiterer Sprengkörper nahe einer Kirche in Damboa im Nordosten Nigerias. Nach Polizeiangaben werden vier Kinder getötet. Boko Haram bekennt sich zu der Tat.
  • 8. Juni: In Maiduguri greifen Boko-Haram-Anhänger eine katholische Kirche an, fünf Menschen sterben.
  • 30. Mai: Wenige Stunden nach der Amtseinführung von Präsident Goodluck Jonathan werden bei einem Attentat im Norden Nigerias mindestens zehn Menschen getötet. Medien berichten, die Bombe sei in einer Kneipe auf einem Kasernengelände in der Stadt Bauchi detoniert.
  • 1. Januar: Bei Sprengstoffexplosionen sterben in der Neujahrsnacht mindestens elf Menschen. Für die Anschläge in einer Kirche und auf einem Kasernengelände stehen Muslim-Extremisten im Verdacht.
  • 24. Dezember 2010: Bei Angriffen auf Christen in Nigeria werden am Heiligabend mindestens 80 Menschen getötet. In und um die Stadt Jos im Zentrum des Landes explodieren mehrere Bomben. Dutzende Angreifer attackieren eine Kirche in Maiduguri.
edi/dpa/AP/AFP