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© Gustavo Amador/dpaEin Polizist bewacht zwei Häftlinge, die lebend aus einem brennenden Gefängnis in Honduras entkommen konnten.
Tegucigalpa. Nach dem verheerenden Gefängnisbrand in Honduras haben die Behörden mehr als 350 Tote in Leichenschauhäuser der Hauptstadt Tegucigalpa gebracht. Die Zahl der Toten werde voraussichtlich auf 377 ansteigen, teilte die Polizei in Tegucigalpa mit. 475 Häftlinge hätten die Flammenhölle in dem völlig überbelegten Gefängnis von Comayagua überlebt. Sie sollten anderswo untergebracht werden, teilte Sicherheitsminister Pompeyo Bonilla mit.

Die meisten Häftlinge verbrannten oder erstickten in giftigen Rauchwolken, weil ihre Zellen zu spät geöffnet wurden. Die genaue Zahl der Todesopfer stand auch am Mittwochabend noch nicht fest. Es war unklar, wie viele Gefangene fliehen konnten. Dutzende Insassen wurden schwer verletzt. In einem Krankenhaus erlagen am Mittwochnachmittag zwei Männer ihren schweren Brandverletzungen.

Das Feuer flammte unter noch ungeklärten Umständen in der Haftanstalt auf, die rund 120 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes liegt. Der Gebäudekomplex wurde zum großen Teil zerstört. Zum Zeitpunkt der Katastrophe verbüßten dort weit mehr als 800 Häftlinge ihre Strafen. Das Gefängnis ist aber nur für 400 Insassen ausgelegt.

Vor dem abgebrannten Gefängnis kam es zu Krawallen: Hunderte von Familienangehörigen protestierten gegen die Überführung der Toten nach Tegucigalpa und verlangten die Herausgabe der Leichen. Die Chefin der nationalen Gerichtsmedizin, Lucy Marrder, sagte, es werde mindestens drei Tage dauern, bis die Opfer identifiziert seien. Chile schickte ein Team von Spezialisten, um den Honduranern zu helfen. Auch von der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) sollen Experten nach Honduras entsandt werden.

Präsident Porfiro Lobo kündigte an, die Regierung werde die identifizierten Leichname wieder nach Comayagua bringen. Er kündigte eine dreitägige Staatstrauer an und versprach, den Familien der verstorbenen Häftlinge Särge und Geld für die Beisetzung zu geben.

Die Regierungen benachbarter Staaten sicherten Honduras Hilfe zu. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP), gerade auf Reisen in Lateinamerika, erklärte: "Mit großer Bestürzung habe ich von der verheerenden Brandkatastrophe im Gefängnis Comayagua in Honduras erfahren. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer. Die Ursache dieses furchtbaren Unglücks muss schnell und lückenlos aufgeklärt werden."