Alte Frau in Pflege
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In Deutschland werden insgesamt 140.000 Menschen in Pflegeheimen mit Gittern oder Gurten im Bett oder Rollstuhl festgehalten - obwohl bei jedem zehnten Patienten eine richterliche Anordnung fehlt.

Hunderttausende Bewohner von Pflegeheimen in Deutschland werden nicht ausreichend gepflegt. Rund 140.000 Menschen werden mit Gittern oder Gurten im Bett oder Rollstuhl festgehalten. Bei 14.000 von ihnen fehlt die dafür vorgeschriebene richterliche Anordnung.

Das teilten die Krankenkassen bei der Vorlage ihres neuen Qualitätsberichts zur Pflege in Deutschland mit. Kassenverbands-Vorstand Gernot Kiefer forderte, die Häufigkeit solcher Freiheitseinschränkungen sehr deutlich zu reduzieren - und in jedem Fall den Rechtsweg einzuhalten.

Trotz Verbesserungen im Vergleich zum Vorgängerbericht 2007 forderte der Medizinische Dienst der Kassen deutliche Verbesserungen in den Heimen. "Die Qualität der Pflege in Deutschland ist überwiegend gut", sagte Geschäftsführer Peter Pick.

"Jedoch wird in zentralen Versorgungsbereichen - Beispiel Ernährung, Dekubitus (Wundliegen) - eine relevante Gruppe von 20 bis 40 Prozent der Pflegebedürftigen nicht entsprechend den anerkannten Standards einer guten Pflege gepflegt."

Mit Pillen ruhig gestellt

So hätten 47 Prozent der 700.000 Heimbewohner ein erhöhtes Risiko, sich wund zu liegen. In 41 Prozent dieser Fälle seien Versäumnisse beim Schutz davor festgestellt worden.

Viele Menschen bekämen Pillen zum Ruhigstellen: "Es ist in der Tat so, dass zu viele ruhigstellende Mittel in Pflegeeinrichtungen verordnen werden", sagte Pick. Insgesamt sind 61 Prozent der Heimbewohner wegen Demenz oder ähnlicher Leiden eingeschränkt handlungsfähig.

Der Pflegebericht untersucht den Pflegezustand von 107.000 Heimbewohnern und ambulant betreuten Pflegebedürftigen. Von den Pflegeheimbewohnern litten knapp 61 Prozent unter Demenz und ähnlichen Einschränkungen, 31 Prozent an chronischen Schmerzen.

Knapp zwei Drittel benötigen eine Versorgung wegen Inkontinenz. Rund neun Prozent wiesen einen bedeutenden Gewichtsverlust auf.

dpa/epd/mcz